Grenzpfarre Brenner - Grenzpfarre Brenner |
12.10.2005 | |||||||||||||
Seite 1 von 11 Allen Unkenrufen zum Trotz: Ein einziger langer Oktobertag am Brenner bewies, dass der Grenzort eine lebendige Raststätte ist, die soziale Akzente setzt. Unter dem Motto „Grenzpfarre Brenner - grenzüberschreitende Zusammenarbeit - ein Pionierbeispiel - gestern heute morgen“ wurde am Samstag, 4. Oktober 2003 der Brenner gefeiert, mit Zeitzeugenbegegnungen, Gesprächen, Filmbeiträgen und Führungen.Chronologie Die Initiative fand im Rahmen des interregIII-Projekts, in Zusammenarbeit mit der Pfarre Brenner-Gossensass, dem Eisenbahnerfreizeitverein, der CAI Sektion Brenner, des Leaderbüros Wipptal, der Gemeinde Brenner-Gossensass und der Gemeinde Gries am Brenner statt. Grenzüberschreitungen Die Pfarre Brenner ist durch ihr grenzüberschreitendes Einzugsgebiet ein europaweites Kuriosum. Sie verbindet Weiler auf der österreichischen Seite (Fennberg, Griesberg und Kerschbaum) mit Talschaften auf italienischer Seite. Und damit verbindet sie auch ihre Bevölkerung: Menschen unterschiedlicher Sprache, Kultur und Nationalität. Grenzerfahrungen Am Brenner, dem niedrigsten Übergang der Alpen und der „heißesten Grenze Europas“, haben nicht nur Handel floriert und Zolleinnahmen die Kassen gefüllt. Menschliche Schicksale haben hier ihren Wendepunkt erfahren: einzelner, aber auch ganzer Generationen. Ein Beispiel davon ist die bosnische Familie Durakovic, die 1992 den Brenner vorerst als Endstation kennen lernte. Grenze im Kopf Der Grenzort hat sich nur auf erstem Blick nur oberflächlich gewandelt. Wirtschaftlich durch den Wegfall der Kontrollen und durch den gigantischen Abbau des Personals, später auch durch den Wegfall des Geldwechsels. Architektonisch gar nicht. Und sozial kaum, zumindest nicht im Umgang miteinander. Ganz persönlich Erinnerungen an den Brenner, Assoziationen und Gefühlsstimmungen sind überlagert vom Gedanken an die Grenze und an rauhe klimatische Verhältnisse. Wer den Brenner nur von der Durchfahrt kennt oder sich zu einem kurzen Zwischenstopp entschließt, lernt ihn meist von seiner unwirtlichen Seite kennen. Aber ein zweiter Blick verrät... Geisterdorf War der Brenner vor 1918 Ort der Rast und Einkehr bzw. des Durchzugs an der wichtigsten Transitstrecke Europas, zeigt sich der Pass heute als vom Aussterben bedrohtes, nachtsüber beinahe leer gefegtes Dorf. Seine Einwohner, die Zurückgebliebenen, stecken in einer Identitätskrise, wollen aber weg vom Image des Geisterdorfes. Zukunftsaussichten Rettet den Brenner: Die Faszination Brenner, das Aushängeschild der Gegend, ist ein Produkt der architektonischen Bauten, der Grenzlandschaft und des unwiderstehlichen Nord-Süd-Verbindungscharakters. Die Suche nach zündenden Ideen für eine wirtschaftlich rentable und politisch vertretbare, auf Konsens bauende Lösung hat erst begonnen. Herzensanliegen Der Brenner ist eine, wenn nicht DIE zentrale, Drehscheibe auf der Nord-Süd-Verbindungs- und Transitstrecke und gehört damit zum interregIII-Projekt „Technikkulturmeile Nord-Süd“ des Kuratoriums für technische Kulturgüter, das sich für die Erhaltung, Sanierung und Neunutzung von Orten, Ensembles und Objekten längs der Fahrradtrasse Innsbruck-Trient einsetzt. Geschichte Ein geschichtlicher Abriss in Stichworten über den niedrigsten Alpenübergang vom europäischen Norden in den europäischen Süden. Grenzgänge Was tun mit Grenzübergängen, die ausgedient haben? Mit Inkraftreten des Schengen-Abkommens haben Italien und Österreich am 31. März 1998 die Grenzkontrollen am Brenner aufgehoben. Die Zollhäuser und die Polizei-Amtsräume rund um den Schlagbaum sind seitdem verwaist. Der Pass auf 1.372 Meter Seehöhe wurde mit dem Anschluss Südtirols an Italien zum Grenzübergang. Kurz vor Italiens Eintritt in den Zweiten Weltkrieg trafen sich hier die Diktatoren Hitler und Mussolini. Seine politische Symbolkraft und auch einen Großteil seiner wirtschaftlichen Bedeutung hat der Brenner inzwischen eingebüßt. Nach Abzug der "Grenzer" lebt in der Ortschaft nur noch eine Handvoll Menschen. |