Panorama Technik Geschichte Kontakt
Meilensteine
Fotogalerie
Literatur
Artikel - Presse
Downloads
Links
|
Brennerbahn Bahnhof Brennerbad (ehem.)
|
Brennerbahn Bahnhof Brennerbad - Baubestand, Bauzustand und Nutzung Heutiger Baubestand: Südlich des erhaltenen, aber stillgelegten Umspannwerks wurde vor dem Tunnelmund des neuen Pflerscher Tunnels ein völlig ungestaltetes Umspanngelände mit Gebäuden mit nördlich vorgelagertem Parkplatz für technischen Service und evtl. Rettungseinsätze errichtet. Erhalten sind die beiden Wohnblöcke, die von Mazzoni in den zwanziger Jahren errichtet wurden. Entlang der Geleise am Brennerbad haben noch zwei Wärterhäuschen aus der Bauzeit der Brennerstrecke überlebt – eines, das südlichere, wie üblich aus Granit, das andere als verschindelte Holzkonstruktion. Unterhalb des kleinen Kirchleins baute die „Societa Terme di Brennero S.p.A.“ in den 60er Jahren des 20. Jhts. eine Abfüllanlage mit Café/Bar und Restaurant, welches heute Giuliani gehört. Das Gebäude wurde durch den Umbau der Staatsstraße mit einer Betonbrücke unmittelbar vor den Panoramafenstern des Thermenbaus völlig entwertet. Ca. einen halben Kilometer nördlich dieser Anlage befindet sich eine Hausgruppe mit Tankstelle um das Hotel-Restaurant „Silbergasser“. Dieses Hotel und der Gasthof „Vetter“ sind neben dem weiter entfernten Gasthof „Wolf“ die verbliebenen Traditionsgasthäuser am Brenner nachdem das Grandhotel 1927 bis auf die Grundfesten abbrannte. Bauzustand: Eigentlich machen alle Gebäude am ehemaligen Brennerbad bis auf das Hotel „Silbergasser“ und die Kirche einen der Struktur des Ortes entsprechenden trostlosen und ungepflegten Eindruck. Die beiden Wärterhäuschen – das eine in Holz, das andere in Granit errichtet, sind erstaunlich gut erhalten. Die Wohnhäuser – von Mazzoni sehr solide in verputztem Mauerwerk und Granit 1928 errichtet – sind verlassen und gammeln mit eingeschlagenen Fenstern vor sich hin. Das alte Umspannwerk sieht noch recht ordentlich aus, aber in seinem von einem hässlichen Betonzaun eingegrenzten und versteppten Garten zerfällt ein altes Magazin. Der neue Tunnelmund mit seinen Stützmauern und Technikräumen und die Gebäude des neuen Umspannwerkes sind natürlich in sehr gutem Bauzustand. Derzeitige Nutzung: Das alte Umspannwerk wurde verkauft und wird, ebenso wie die ehem. Wärterhäuschen derzeit nicht genutzt. Das Gebäude der Therme wird nur noch teilweise mit einem Café genutzt. Es scheint so, als ob noch in geringem Umfang Mineralwasser abgefüllt wird. Geplante Nutzung: Über geplante Nutzungen der noch bestehenden Bahngebäude ist nichts bekannt. Allerdings versucht die FS die Wohnungen in den beiden Wohnblocks als Eigentumswohnungen zu verkaufen.
Empfehlung des Kuratoriums: In Anbetracht der touristischen Vergangenheit ist der Zustand des Brennerbades eine Schande. Zusammen mit grundsätzlichen Überlegungen zur zukunftsfähigen Umnutzung und Umgestaltung des Brenners muß auch das Brennerbad mit einbezogen werden. Gesamtbewertung (Prof. Arch. Andreas Gottlieb Hempel): Brennerbad war vor der Annexion Südtirols durch Italien ein europaweit renommierter und auch von höchsten Herrschaften gerne besuchter Höhenkurort mit einem exklusiven Grandhotel und den bekanntesten Thermalquellen des Eisacktales. Alte Fotos künden vom Glanz vergangener, höchst kultivierter Zeiten. Wer heute die Brennerautobahn benutzt, rast sowieso abgehoben an allem vorbei. Im Zug verschwindet man im Dunkel des neuen Pflerscher Tunnels, kaum daß man seine Augen an das Licht südlich des Brenners gewöhnt hat. Der Reisende hätte aber trotzdem noch kurz erblicken können, was der Benutzer der Brennerstraße unweigerlich zu Gesicht bekommt: die trostlose Ödnis einer verkehrsgeplagten, verfallenden Siedlung inmitten herrlicher Alpenlandschaft. Brennerbad ist ein Unort geworden, touristische Attraktionen fehlen völlig – Ruhe wäre eine davon und schon alleine daran ist nicht mehr zu denken. Es kann nicht allein die Aufgabe des Landes Südtirol sein, dem wichtigsten Eingangstor zu Lande nach Italien, dem Brenner mit dem Brennerbad zusammen einen neuen Inhalt, eine neue Zukunft und eine neue Gestalt zu geben – es wäre eine Aufgabe beider Tirols, eine nationale Aufgabe für Italien und Österreich, aber auch eine europäische Aufgabe, diesem geschichtsträchtigen Alpenübergang im Herzen Europas ein würdiges Erscheinungsbild zurückzugeben. Was sich die italienische Staatsbahn am Eingang des neuen Pflerschtunnels in diesem Zusammenhang an Ungestalt geleistet hat, kann sicher kein Vorbild sein. Staatsbauten sollten Vorbildcharakter haben – hier ist ein denkbar abschreckendes Beispiel mitten in der schönsten Natur zu besichtigen. Mit dem selben Kostenaufwand aber mit zusätzlichen Ideen und Kreativität hätte dem Beispiel der Erbauer der Brennerbahn vor 140 Jahren gefolgt werden können um auch in unserer Zeit gültige und beispielhafte Lösungen für Technik- und Verkehrsbauten in den Alpen zu entwickeln. Dies Ergebnis am Brennerbad ist – gelinde gesagt – ein Schande für Italien. Für den so devastierten und verunstalteten Ortsteil Brennerbad erscheint jetzt eine zukunftsfähige Umnutzung besonders schwierig. Vielleicht ist sie nur landschaftsplanerisch zu lösen: Keine neue Bauten mehr, sorgfältige Einbettung der Verkehrsadern Bahn, Staatsstraße und Autobahn und der dazu gehörigen technischen Einrichtungen in eine zu renaturierende und zu pflegende Landschaft, in der nur die Bauten Bestand haben sollten, die langfristig genutzt werden können und die einen bauhistorischen bzw. architektonischen Wert haben wie z. B. die kleine Kirche, die Relikte aus den Zeiten des Brennerbahnbaus und die z.Zt. verlassenen Wohnbauten Mazzonis.. Wenn für das ehemalige Umspannwerk eine Nutzung mit entsprechender Restaurierung gefunden werden kann – auch gut. Der Abriss des derzeitigen Thermengebäudes (auch wenn er aus privatrechtlichen Gründen unmöglich erscheint) und eine andere, evtl. transparente und zugängliche Einfassung der Quelle könnte ein Signal des Wandels sein. Eine schwierige, aber nicht unlösbare Aufgabe, diesen Topos wieder in eine ansehnliche Ordnung zu bringen!
|
Aktueller Zustand: nicht mehr vorhanden Für Publikum zugänglich: Ja Baudaten: Baubeginn: 00-00-0000 Inbetriebnahme: 00-00-0000 Betriebsende: 00-00-0000 AuftraggeberIn: K.K. Privilegierte Südbahn Gesellschaft (gegründet 1862) Projektant/Erfinder: Architekt: Wilhelm von Flattich (1826-1900) Erbauer/Konstrukteur: Karl von Etzel
|
Panorama
|
Südtirol - Brenner
Brennerbad, Gemeine Brenner/Gossensass
|
Technik
|
|
Geschichte
|
Ursprünglicher Baubestand: Die Thermalquellen am Brenner sind bereits den Römern bekannt gewesen. Seit dem 14. Jht. sind sie urkundlich belegt. Von einem Erdrutsch verschüttet, wurden sie im 17. Jht. wieder freigelegt und für Bäder mit Hotelbetrieb (Haus Geizkofler) genutzt. Zwei Jahre nach der Eröffnung der Brennerbahnstrecke wurde die Bahnstation Brennerbad sinngemäß der Bautypologie Wilhelm von Flattichs errichtet, nach der auch die Haltepunkte in Pflersch, Mauls, Mittewald, Vahrn, Albeins, Villnöss, Kastelruth, Steg und Kardaun später um 1889 gebaut wurden (Signalhäuschen mit einfachster Fahrkartenausgabe). Es entstand neben dem bereits gebauten Wärterhaus aus Granit, das direkt am damaligen Bahnübergang der Staatsstraße erstellt wurde. Es war eine Mischung aus Stations- und Bahnwärterposten, eine „Haltestelle“. Zusätzlich wurde ca. 100 m nördlich davon, ebenfalls auf der Basis der Architekturtypologie Wilhelm von Flattichs, ein Wohnhaus für Bahnangestellte errichtet, welches später als Erholungs- und Badeort für Eisenbahner diente und im Zuge des Tunnelneubaus für die neuen Umspannanlagen abgerissen wurde. 1871 kaufte die Stadt Sterzing die bestehenden Thermalanlagen, die durch die Bahnverbindung einen großen Aufschwung nahmen: besuchten 1859 noch zweihundert Gäste im Jahr das Brennerbad waren es 1874 bereits 800. Der „Neue Sterzinger Hof“ nahm 1874 seinen Betrieb auf, ein Heizhaus zur Erwärmung des Thermalwassers war schon 1872 gebaut worden. Die Gästezahl, darunter zahlreiche Prominenz aus ganz Europa stieg bis 1888 auf 1300 jährlich. 1899 verkaufte die Stadt Sterzing das Brennerbad an die „Brennerbad Gesellschaft Brixen“, die 1902 ein luxuriöses Grandhotel mit allem damals denkbaren Komfort und vielseitigen Bäderanwendungen eröffnete. Das Unternehmen stand unter keinem guten Stern. Die Saison vom 15. Mai bis zum 30. September war zu kurz, das Kurangebot und der Aufenthalt im Vergleich zu anderen Orten nicht abwechslungsreich genug. Der Weltkrieg und die Abtrennung von Österreich taten das ihrige mit Plünderungen durch das Militär und dem Verlust der internationalen Gäste. Am 20. November 1922 brannte das Grandhotel bis auf die Grundmauern ab. Der Bäderbetrieb in den verbleibenden Häusern lief zwischen den Kriegen nur noch schleppend. Nach dem 2. Weltkrieg musste das Gelände wegen Verminung gänzlich gesperrt werden. 1948 nahm die „Società Terme di Brennero S.p.A.“ den Betrieb wieder auf, verlangte bessere Verbindungen mit Bozen und Brixen und einen neuen Bahnhof. Es wurde aber nur das kleine alte Gebäude renoviert. Zur Elektrifizierung der Brennerstrecke war bereits in den zwanziger Jahren ein Umspannwerk nördlich des Bahnhofes auf dem Grundstück des ehem. Grand Hotels errichtet worden. Westlich und nördlich davon waren 1928 durch den Architekten Angiolo Mazzoni ein zweigeschossiges und ein dreigeschossiges Wohnhaus für Eisenbahner entstanden. Zusammen mit dem Neubau der Thermenverwaltung in den 60er Jahren, einer hässlichen Betonbrücke der Staatsstraße und zahlreichen kleineren Schuppen der FS hatte der ehemals so noble Höhenkurort nunmehr eher den Charakter eines Gewerbegebietes angenommen. Obwohl inzwischen die einzige Seilbahn im näheren Umkreis von Brennerbad, Zirog auf die Leitneralm in unmittelbarer Nähe eingerichtet worden war, wurde Brennerbad zunächst auf eine unbesetzte Haltestelle reduziert und 1978 ganz geschlossen. Schließlich musste das alte Bahnhofsgebäude und das alte Eisenbahnerwohnhaus der Zufahrt zum neuen Pflerscher Tunnel und einer großflächigen neuen Umspannanlage direkt davor weichen. Heute ist der Thermalbadbetrieb eingestellt. Die Quelle mit den Wasserrechten ging an den Eppaner Unternehmer Giuliani, der sich seitdem im Streit mit der Gemeinde Gossensass wegen eines geplanten Thermalzentrums befindet. Derzeit betreibt er nur noch ein wenig attraktives Café und füllt aus der St. Zachariasquelle ab. Der Sessellift Zirog zur Leitneralm wurde im Jahre 2000 abmontiert und die langsam zuwachsende Piste wird nur noch vereinzelt von Tourenfahrern im Winter benutzt. Alles ist sozusagen mausetot – bis auf den tosenden Verkehr der Autobahn, der Staatsstraße und dem dagegen harmlos wirkenden Geräusch der Züge.
|
Kontakt
|
Ferrovia Statale FS - Direktion Region Bozen
39100 Bozen Tel: 0039-0471-976077 Fax: 0039-0471-313786 Webseite: http://www.trenitalia.it
|
|
Meilensteine
|
K.K. Privilegierte Südbahn Gesellschaft (gegründet 1862) Bauzeit 1863 – 1867 von Innsbruck nach Bozen unter Karl von Etzel (gest. 1865) und Achilles Thommen, Wilhelm Pressel, Julius Lott und Wilhelm Hellwag. Fertigstellung: 1869. Abbruch: ca. 1990 Heutige Eignerin: Italienische Staatsbahn FS (seit 1919 für die Strecke ab Brenner).
Architekt: Wilhelm von Flattich (1826-1900) Wilhelm von Flattich (1826-1900), Hochbaudirektor der K.K Privilegierten Südbahngesellschaft. Mitarbeit: Arch. Franz Wilhelm.
|
Fotogalerie
|
| Bahnhof Brennerbad, Betonbrücke und Thermenverwaltung Spurlos vergangene Pracht. AutorIn/Copyright:Andreas Gottlieb Hempel, Brixen 2004 |
|
Literatur
|
Bahnhof Brennerbad
Informationen und Zitate aus:
Wilhelm von FLATTICH ?Der Eisenbahn-Hochbau in seiner Durchführung auf den Linien der K.K. Priv. Südbahn-Gesellschaft? Wien, Lehmann&Wenzel, ohne Datum.
Elisabeth BAUMGARTNER ?Kleinodien alt-österreichischer Eisenbahnarchitektur: Die Hochbauten der Brennerbahn?; Fotos Walter NIEDERMAYER, in Christoph BERTSCH (Hrsg) ?Industriearchäologie, Nord-, Ost-, Südtirol und Vorarlberg?, Innsbruck, Haymon Verlag 1992, S. 49-77.
Elisabeth BAUMGARTNER; ?Eisenbahnlandschaft Alt-Tirol?, Innsbruck, Haymon, 1990.
Gerhard und Josef DULTINGER, ?Die Brennerbahn, Gestern ? heute ? morgen?, Thaur/Tirol, Wort und Welt Verlag, 2. Auflage: 1989
Laura Facchinelli ?Die Eisenbahn Verona-Brenner? Athesia Bozen 1995
MART Quaderni di architettura ?Angiolo Mazzoni ? Architetto Ingeniere del Ministero delle Communicazioni? Skira Editore, Milano 2003.
Wittfrieda MITTERER ?Zeitzeichen der Technik? Edizione Raetia, Bozen 1993.
Siehe auch:
Günther ENNEMOSER, ?La storia di Colle Isarco con particolari riguardi agli anni 1850 ? 1914, tesi di laurea?, Padova, 1974/75.
Günther ENNEMOSER; Südtiroler Gebietsführer, Nr.39, Bozen, Athesia Druck, 1984. Erscheinungdatum: 00-00-0000
|
|
|