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Brennerbahn Haltepunkt Pflersch (ehem.)

Brennerbahn Haltepunkt Pflersch - Baubestand, Bauzustand und Nutzung
Heutiger Baubestand:
Alle Bauteile des kleinen Pflerscher Haltepunktes mussten während des Tunnelneubaus zwischen Pflersch und Brennerbad (Eröffnung im November 1999 nach 14-jähriger Bauzeit, in der man mit ähnlichen Schwierigkeiten wie Wassereinbrüchen, Unfällen usw. zu tun hatte) den Flächen für den Tunnelmund und für ein neues ungestaltes Umspannwerk des elektrifizierten Streckenbetriebs weichen. Ein neuer Haltepunkt für Züge im Pflerschtal wurde nicht vorgesehen obgleich sich in unmittelbarer Nähe die Lift- und Hotelanlagen des Skigebietes Ladurns befinden – eigentlich ein Anlaß, die Skifreunde aus dem Inntal auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln an das Ziel ihrer Wünsche zu bringen.

Bauzustand:
Die ehemaligen Bauten des Haltepunkts Pflersch sind nicht mehr vorhanden.

Derzeitige Nutzung:
Das ehemalige Bahnhofsgelände dient heute technischen Zwecken des Bahnbetriebs.

Geplante Nutzung:
Obgleich ein Zughalt für die Hotel- und Liftanlagen von Ladurns sicherlich wünschenswert wäre (Anbindung für Skifahrer aus Bozen und Innsbruck), wird die öffentliche Verkehrsverbindung vom Bahnhof Gossensass (umständlich) wahrgenommen.

Empfehlung des Kuratoriums:
Es sollte geprüft werden, ob ein Haltepunkt in Pflersch – zumindest in der Sommer- und Skisaison nicht eine sinnvolle Entlastung des Straßenverkehrs darstellen könnte.

 Radikal und spurlos war die Beseitigung der Bauten des ehemaligen Haltepunkts im Pflerschtal, der die Höfe in Ast und die Liftanlagen mit Hotels für das Ski- und Wandergebiet Ladurns mit der Zugstrecke verband. Eine wenig durchdachte Verkehrspolitik zwingt die Touristen und Einheimischen hier geradezu zurück ins Auto bevor sie beispielsweise die umständlichere Busverbindung vom Bahnhof Gossensass wählen. Welcher Gast aus Innsbruck z.B. würde gerne zuerst an seinem Ziel, das er schon vor Augen hat vorbeifahren um es nach längerer Wartezeit per Bus von Gossensass aus endlich wieder zu erreichen?
Der kleine Bau des Haltepunkts Pflersch an der Brennerstrecke war ein Baudokument aus der Pionierzeit der Eisenbahn. Weg, abgerissen zugunsten eines hässlichen Tunnelmauls mit seitlichen Stützwänden, gemauert aus einem Stein, der nicht einmal im Tale vorkommt. Platz frei auch für die neue Umspannanlage mit Gebäuden, die bar jeglichen Ansatzes von architektonischer Gestaltungsbemühung sich unproportioniert aber weithin sichtbar auf einem künstlichen Plateau breit machen.
Welch ein Unterschied der Baukultur unserer Zeit zu derjenigen in der Mitte des 19.Jahrhunderts! Die italienischen Staatsbahn FS hat sich leider in einem der schönsten Alpentäler Südtirols zur Einfügung technischer Notwendigkeiten in die Landschaft um keinerlei angemessene Gestaltung bemüht.


Aktueller Zustand:
      nicht mehr vorhanden
Für Publikum zugänglich:
      Ja
Baudaten:
      AuftraggeberIn: K.K. Privilegierte Südbahn Gesellschaft (1862)
      Projektant/Erfinder: Architekt: Wilhelm von Flattich (1826-1900)
      Erbauer/Konstrukteur: Karl von Etzel
Panorama

Südtirol - Pflerschtal
Pflerschtal, Gemeinde Brenner - Gossensass






Technik











Geschichte

Ursprünglicher Baubestand:
Zwischen dem Bahnhof Gossensass und der Station Schelleberg, die nur einen Kilometer Luftlinie auseinander liegen, besteht ein Höhenunterschied von 250 m. Um das erforderliche flache Gefälle für die Bahntrasse zu erreichen, entschied sich Karl von Etzel diesen Streckenabschnitt durch das Pflerschtal zu verlängern. Entgegen der Lösung im Schirntal, auf der Nordseite des Brenners, wo die Trasse auf beiden Seiten des Tales verläuft, wurde im Pflerschtal nur die Nordseite des Tales für den Schienenweg vorgesehen und an der Haltestelle Pflersch – ungefähr im ersten Taldrittel – wurde ein 761 m langer Tunnel in einer weiten Kehre im Berg angelegt.

Man begann den Tunnel im Jahre 1864, musste aber wegen großer Schwierigkeiten und damit verbundenen schweren Unfällen unterbrechen und einen querlaufenden Hilfstunnel anlegen. Schließlich gelang der Durchstich am 20. Dezember 1866. Dies war neben dem zweiten Kehrtunnel im Schmirntal der erste Kehrtunnel der Eisenbahngeschichte und diente allen weiteren als Modell. Die Planung zu diesem Tunnel stammte von Ingenieur Wilhelm Pressel, die Bauleitung hatte Ingenieur Prettenhofer.

Unmittelbar am Tunnelausgang im Pflerschtal erreichte der Reisende den Haltepunkt Pflersch, der aus einem Aufnahmsgebäude und einer separaten Toilettenanlage bestand. Beide Bauteile waren verschalte Holzskelettkonstruktionen sinngemäß der Typologie Wilhelm v. Flattichs wie sie auch in Brennerbad, Mauls, Mittewald, Vahrn, Albeins, Villnöss, Kastelruth, Steg und Kardaun gebaut wurden. Sie hatten Pultdächer und waren mit Ölfarbe gestrichen. Das Stationsgebäude hatte einen Warteraum, der mit einem Kassafenster mit einen Raum für den Fahrdienstleiter verbunden war.





Kontakt

Ferrovia Statale FS - Direktion Region Bozen

39100 Bozen
Tel: 0039-0471-976077
Fax: 0039-0471-313786
Webseite: http://www.trenitalia.it


Meilensteine

K.K. Privilegierte Südbahn Gesellschaft (1862)
Bauzeit 1863 – 1867 von Innsbruck nach Bozen unter Karl von Etzel (gest. 1865) und Achilles Thommen, Wilhelm Pressel, Julius Lott und Wilhelm Hellwag. Fertigstellung: 1867. Abriss: ca. 1990

Architekt: Wilhelm von Flattich (1826-1900)
Wilhelm von Flattich (1826-1900), Hochbaudirektor der K.K Privilegierten Südbahngesellschaft. Mitarbeit: Arch. Franz Wilhelm.



Fotogalerie

imgu6NvtJ.jpgHaltepunkt Pflersch, Pflerschtaltunnel mit Umspannwerk
Verschwunden im Pflerschtaldreieck.
AutorIn/Copyright:Andreas Gottlieb Hempel, Brixen 2004
imgmBHrxn.jpgPflersch, ehemaliger Haltepunkt

AutorIn/Copyright:Repro Hempel einer Fotographie von Walter Niedermayer, Bahnhof Sterzing


Literatur

Haltepunkt Pflersch (ehem.)
Informationen und Zitate aus:
Wilhelm von FLATTICH ?Der Eisenbahn-Hochbau in seiner Durchführung auf den Linien der K.K. Priv. Südbahn-Gesellschaft? Wien, Lehmann&Wenzel, ohne Datum.
Elisabeth BAUMGARTNER ?Kleinodien alt-österreichischer Eisenbahnarchitektur: Die Hochbauten der Brennerbahn?; Fotos Walter NIEDERMAYER, in Christoph BERTSCH (Hrsg) ?Industriearchäologie, Nord-, Ost-, Südtirol und Vorarlberg?, Innsbruck, Haymon Verlag 1992, S. 49-77.
Elisabeth BAUMGARTNER; ?Eisenbahnlandschaft Alt-Tirol?, Innsbruck, Haymon, 1990.
Gerhard und Josef DULTINGER, ?Die Brennerbahn, Gestern ? heute ? morgen?, Thaur/Tirol, Wort und Welt Verlag, 2. Auflage: 1989
Laura Facchinelli ?Die Eisenbahn Verona-Brenner? Athesia Bozen 1995
MART Quaderni di architettura ?Angiolo Mazzoni ? Architetto Ingeniere del Ministero delle Communicazioni? Skira Editore, Milano 2003.
Wittfrieda MITTERER ?Zeitzeichen der Technik? Edizione Raetia, Bozen 1993.

Siehe auch:
Günther ENNEMOSER, ?La storia di Colle Isarco con particolari riguardi agli anni 1850 ? 1914, tesi di laurea?, Padova, 1974/75.
Günther ENNEMOSER; Südtiroler Gebietsführer, Nr.39, Bozen, Athesia Druck, 1984.
Alois TRENKWALDER, ?Brenner ? Brennero, Gemeinde?, Gemeinde Brenner-Gossensass (Hrsg.) 1999.
Hans-Jürgen und Carl ROSENBERGER ?Die Eisenbahnen in Südtirol? Athesia; 1993.

Auskunftspersonen:
Radames PANDINI, Bauabteilung der FS, Bahnhof Bozen, Planarchiv.
Rudi PLANK Vorsitzender des Eisenbahner-Freizeitvereins Dopolavoro FS, Bahnhof Sterzing
Erscheinungdatum: 00-00-0000