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Brennerbahn Bahnhof Waidbruck

Brennerbahn Bahnhof Waidbruck - Baubestand, Bauzustand und Nutzung
Heutiger Baubestand:
Gut erhalten ist das Aufnahmsgebäude, allerdings mit den üblichen lieblosen Veränderungen in den Innenräumen durch Einbauten von Schaltschränken usw. und einer hässlichen Dacheindeckung mit schwarzen Betonziegeln. Erwähnenswert sind auch die abgrundhässlichen Neonleuchten, welche die FS über den Eingängen hat anbringen lassen, sowie die ungeschlachten, schwarz eloxierten Aluprofile der teilweise neuen Fenster und Türen. Südlich des Aufnahmsgebäudes wurde in den 30er Jahren des 20.Jhts. ein gemauerter und verputzter Kiosk mit auskragendem Betonflachdach gebaut.

Ebenfalls gut erhalten ist die Wasserstation mit der noch sichtbaren Originalfarbgebung der Holzteile aus der KK. Zeit. Dem Nordflügel des Wasserturms wurden nach dem Zweiten Weltkrieg zwei schnöde verputze Anbauten verpasst, um damit zwei Wohnungen zu schaffen. Der Südflügel wurde abgerissen und durch einen Neubau mit Büroräumen ersetzt. Auf der Ostseite entstanden vor den Wohnungen hölzerne Geräteschuppen, welche die Hausgärten begrenzen.

In den alten Originalfarben Ocker und Braun der K.K. Zeit ist das hölzerne Magazin im Norden des Geländes direkt am Hang erhalten. Direkt südlich davon wurde in verputztem Mauerwerk und mit einem flachen Satteldach versehen ein Trafohaus errichtet. Das ehemalige Frachtgelände zwischen dem Aufnahmsgebäude und dem Wärterhaus am Südende des Bahnhofsgeländes dient derzeit als Baustofflager. In das ehemalige doppelte Wärterhaus wurde eine Garage eingebaut. Dem Eisenbahnerwohnhaus wurde die Tunneleinhausung der Brennerstrecke bis zum zweiten Obergeschoß reichend mit seiner Bruchsteinplattenverkleidung direkt vor die Nase gesetzt.

Leider musste ein typisches altes Gasthaus mit Gastgarten unter schattenspendenden Bäumen, das mit dem Bahnhof ein reizvolles Ensemble bildete, einer Reihe von Neubauten weichen. Die von der Südbahn geförderte Verbindung Bahnhof – Hotel hat sich an anderen Stellen noch erhalten (Blumau, Klausen, Brixen, Franzensfeste, Freienfeld).

Bauzustand:
Das Aufnahmsgebäude und die Wasserstation mit dem anschließendem ehemaligen Werkstattflügel sind in gutem Zustand, auch die neueren Zubauten. Im Verfall befindet sich bedauerlicherweise das alte hölzerne Magazin. Auch der Kiosk südlich des Aufnahmsgebäudes ist in mangelhaftem Zustand. Das Wärterhaus und der Wohnblock sind gut gepflegt.

Derzeitige Nutzung:
Der Bahnhof Waidbruck ist noch ständig mit der Fahrdienstleitung besetzt. Fahrkarten gibt es aber nur am Automaten, der Warteraum wirkt kahl und wenig einladend. Die zwei Wohnungen im Obergeschoss werden zeitweise für die Unterkunft von Bahnmitarbeitern genutzt. Das alte Werkstattgebäude mit seinen zwei Wohnungen ist verlassen, die Wasserstation und die Büroräume sind ungenutzt und verschlossen. Ebenfalls geschlossen ist der Kiosk. Zwei P+R Plätze wurden angelegt.

Geplante Nutzung:
Über eine weitere Nutzung des Bahnhofes über die Haltestellenfunktion hinaus ist nichts bekannt. In der geschlossenen Wasserstation könnte ein interessantes Fotomuseum zur Brennerbahn eingerichtet werden zusammen mit der Präsentation der noch gut erhaltenen Wassertechnik. Das südliche Bahnhofsgelände eignet sich hervorragend für die Erweiterung Waidbrucks mit gemischter Nutzung.

Empfehlung des Kuratoriums:
Das Aufnahmsgebäude, die alten Teile der Wasserstation, das hölzerne Magazin, das Wärterhaus und der Wohnblock sind Baudenkmäler und unbedingt erhaltenswert. Alle Gebäude sollten sensibel gepflegt werden. Nach Möglichkeit und mit entsprechender fachlicher Beratung und Sensibilität sollten die entstellenden Zubauten aus der zweiten Nachkriegszeit entfernt werden. Bei weiteren Umbauten oder Renovierungen sollten unbedingt die ursprünglichen Details wiederhergestellt werden, die bei den vorangegangenen Umbauten zerstört wurden. Ein schnelles Eingreifen ist bei dem hölzernen Magazin erforderlich – es droht zu verrotten.

Gesamtbewertung (Prof. Arch. Andreas Gottlieb Hempel):
Waidbruck war für viele Jahre nicht nur mein Urlaubszielbahnhof – auch heute noch werden dort Gäste, die zum Wandern und nicht zum Autofahren in die Berge um das Eisacktal kommen, von ihren Hoteliers abgeholt – z. B. nach Bad Dreikirchen oder Briol, wohin sowieso keine Autozufahrt möglich ist. Leider bietet der architektonisch so schöne Bahnhof für den ermatteten Ankömmling oder Abfahrenden keinerlei Wartekomfort – Holzbänke im zugigen Warteraum, Toiletten mit FS-Abortcharakter, keine Zeitung, keine Cola, kein Panino ist zu haben. Dafür hatten es sich die Mitarbeiter an der Wasserstation unter Weinlauben gemütlich gemacht – säuberlich getrennt von den Reisenden durch die unsäglichen Betonfertigteilzäune, an denen die extraterrestrische Zugehörigkeit zur FS italienweit schon von Ferne zu erkennen ist. Aber auch dieser sympathische Hauch von Menschlichkeit scheint sich verflüchtigt zu haben. Als Ersatz wurden zwei große Park and Ride Plätze geschaffen, auf denen die Fahrzeuge der Pendler inmitten eines ausgedehnten Baustofflagers tagsüber einstauben bzw. im Winter im Matsch stehen.

Wie man die letzten Bahnreisenden wieder in ihre Autos treibt, kann man jetzt an der neuen südlichen Ortseinfahrt besichtigen: ohne wesentliche Reduzierung der Geschwindigkeit biegt man von der Brennerstraße über eine breite Brücke in den Ort ein und über einen riesigen Kreisel erricht man den Tunnel ins Grödnertal. Warum also die unbequeme Bahn nutzen, wenn dem Autofahrer jede Erleichterung geboten wird? Höchste Zeit, dass auch die kleine Wirtschaftsstrasse von Barbian auf die Alm ausgebaut wird, damit die Eigner der heimlich zu getarnten Ferienhäusern umfunktionierten Heustadeln bequem mit ihren Four-Wheel-Drive Monster-Cars besser in die Bergeinsamkeit hochrauschen können.

Mit einem Satz: der Verdacht liegt nahe, dass auch dem Haltepunkt Waidbruck in absehbarer Zeit sein letztes Stündlein schlägt. Vielleicht werden die Gebäude aber noch für das Tunnelmanagement der 13.308 unterirdischen Kilometer zwischen Waidbruck und Blumau gebraucht – eine Chance zum Erhalt des Aufnahmsgebäudes, welches von seiner baulichen Struktur aber auch jede andere kommunale Nutzung vom Jugendtreff bis zur Verwaltung aufnehmen könnte. Das gilt auch für die ehemalige Wasserstation, die ein einmaliges Baudenkmal im Ort darstellt.

Dennoch sollte dringend über einen effektiven Personennahverkehr im Eisacktal nachgedacht werden. Zur Attraktivität von Waidbruck – dem historischen Anfangspunkt der Grödnerstraße und unzähligen Dolomitenurlaubern ein Begriff! -könnten die alten Gebäude mit entsprechender öffentlicher Nutzung beitragen. Nicht zu vergessen der geplante und über weite Strecken schon ausgebaute Fahrradweg durch das Eisacktal. Die Bahnhofsbauten könnten hierfür Werkstatt, Verleih und Raststätte anbieten.


Aktueller Zustand:
      betriebstüchtig
Denkmalgeschützt mit LAB Nr.:
      Bp. 379/1, E.Zl. 599/II, K.G. Lajen
Für Publikum zugänglich:
      Ja
Baudaten:
      AuftraggeberIn: K.K. Privilegierte Südbahn Gesellschaft (1862)
      Projektant/Erfinder: Architekt: Wilhelm von Flattich (1826-1900)
      Erbauer/Konstrukteur: Karl von Etzel
Panorama

Südtirol - Eisacktal
Lajen Nr. 6
I - 39040 Lajen, Fraktion Ried am Ort Waidbruck






Technik











Geschichte

Ursprünglicher Baubestand:
Während des Baus der Brennerstrecke wurde zunächst ein Aufnahmsgebäude der Klasse IV nach der Typologie des Architekten Wilhelm von Flattich errichtet, mit einem Giebel über dem Mittelrisalit nur strassenseitig. Es erwies sich aber bald als zu klein und wurde um den gleichen Bautyp erweitert, beide Gebäudeteile wurden unter dem gemeinsamen Satteldach mit einem Bauteil verbunden, dass die Achsen eines Mittelrisalites aufweist, jedoch mit den anschließenden Seitenteilen in der Fassadenfläche bündig ist. Im Erdgeschoss befanden sich jeweils das Vestibule mit Kartenschalter und anschließendem Warteraum sowie der Raum des Fahrdienstleiters mit angrenzendem Büro. Im Obergeschoß war jeweils eine 4-Zimmer Wohnung mit Nebenräumen angeordnet.

Das Gebäude wurde ganz in Granit, dem Material aus der nach Süden anschließenden Eisackschlucht bis in die Giebel gemauert. Auch die Lisenen zwischen den Geschossen, die Fenster- und Türumrahmungen sowie die fingierten und bossierten Fensterbögen wurden im gleichen Material ausgeführt. Die weit überstehenden Dachgiebel erhielten hölzerne Schmuckeinsätze – dennoch macht das Gebäude insgesamt einen schlichteren Eindruck, auch durch die durchgehende gleisseitige Dachtraufe.

An das Aufnahmsgebäude schloss sich nördlich ein Werkstattgebäude mit Wasserstation an, ebenfalls in Porphyr gemauert, mit den üblichen Holzverschalungen im Obergeschoss und zwei Wasserbehältern. Dies sind große Reservoirs, aus genieteten Rothschild-Stahlteilen zusammengefügt. Zwischen Wasserstation und Aufnahmsgebäude waren die typisierten hölzernen Toilettenhäuschen mit Pultdach angeordnet. Die Toiletten wurden später in das Aufnahmsgebäude integriert. Ein weiterer typisierter Holzbau wurde als Warenlager nördlich der Wasserstation dicht am Hang errichtet. 1924 wurde südlich des Aufnahmsgebäudes eine Frachtrampe und ein großes, teilweise offenes Magazingebäude erbaut. Es brannte 1941 ab und wurde nicht erneuert. Am südlichen Ende des Bahnhofsgeländes errichtete man ein doppeltes Wärterhaus in Granit direkt oberhalb des Grödner Baches.





Kontakt

Ferrovia Statale FS - Direktion Region Bozen

39100 Bozen
Tel: 0039-0471-976077
Fax: 0039-0471-313786
Webseite: http://www.trenitalia.it


Meilensteine

K.K. Privilegierte Südbahn Gesellschaft (1862)
Bauzeit 1863 – 1867 von Innsbruck nach Bozen unter Karl von Etzel (gest. 1865) und Achilles Thommen, Wilhelm Pressel, Julius Lott und Wilhelm Hellwag. Fertigstellung: 1867 Heutige Eignerin: Italienische Staatsbahn FS (seit 1919 für die Strecke ab Brenner).

Architekt: Wilhelm von Flattich (1826-1900)
Wilhelm von Flattich (1826-1900), Hochbaudirektor der K.K Privilegierten Südbahngesellschaft. Mitarbeit: Arch. Franz Wilhelm.



Fotogalerie

imgcFcL26.jpgBahnhof Waidbruck, Gleisseite
Ferienbahnhof Grödnertal
AutorIn/Copyright:Andreas Gottlieb Hempel, Brixen 2004
img2azXA8.jpgBahnhof Waidbruck, Wasserturm
Die unveränderte Wasserstation.
AutorIn/Copyright:Andreas Gottlieb Hempel, Brixen 2004
imgXSOwdz.jpgBahnhof Waidbruck, Wasserturm und Lagerhalle

AutorIn/Copyright:Andreas Gottlieb Hempel, Brixen 2004
imgCoWChx.jpgBahnhof Waidbruck, Wärterhaus

AutorIn/Copyright:Andreas Gottlieb Hempel, Brixen 2004
imgCQo18p.jpgBahnhof Waidbruck, Magazin

AutorIn/Copyright:Andreas Gottlieb Hempel, Brixen 2004


Literatur

Bahnhof Waidbruck
Informationen und Zitate aus:
Wilhelm von FLATTICH ?Der Eisenbahn-Hochbau in seiner Durchführung auf den Linien der K.K. Priv. Südbahn-Gesellschaft? Wien, Lehmann&Wenzel, ohne Datum.
Elisabeth BAUMGARTNER ?Kleinodien alt-österreichischer Eisenbahnarchitektur: Die Hochbauten der Brennerbahn?; Fotos Walter NIEDERMAYER, in Christoph BERTSCH (Hrsg) ?Industriearchäologie, Nord-, Ost-, Südtirol und Vorarlberg?, Innsbruck, Haymon Verlag 1992, S. 49-77.
Elisabeth BAUMGARTNER; ?Eisenbahnlandschaft Alt-Tirol?, Innsbruck, Haymon, 1990.
Gerhard und Josef DULTINGER, ?Die Brennerbahn, Gestern ? heute ? morgen?, Thaur/Tirol, Wort und Welt Verlag, 2. Auflage: 1989
Laura Facchinelli ?Die Eisenbahn Verona-Brenner? Athesia Bozen 1995
MART Quaderni di architettura ?Angiolo Mazzoni ? Architetto Ingeniere del Ministero delle Communicazioni? Skira Editore, Milano 2003.
Wittfrieda MITTERER ?Zeitzeichen der Technik? Edizione Raetia, Bozen 1993.

Siehe auch:
Günther ENNEMOSER, ?La storia di Colle Isarco con particolari riguardi agli anni 1850 ? 1914, tesi di laurea?, Padova, 1974/75.
Günther ENNEMOSER; Südtiroler Gebietsführer, Nr.39, Bozen, Athesia Druck, 1984.
Alois TRENKWALDER, ?Brenner ? Brennero, Gemeinde?, Gemeinde Brenner-Gossensass (Hrsg.) 1999.
Hans-Jürgen und Carl ROSENBERGER ?Die Eisenbahnen in Südtirol? Athesia; 1993.

Auskunftspersonen:
Radames PANDINI, Bauabteilung der FS, Bahnhof Bozen, Planarchiv.
Rudi PLANK Vorsitzender des Eisenbahner-Freizeitvereins Dopolavoro FS, Bahnhof Sterzing
Erscheinungdatum: 00-00-0000