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Pustertalbahn Bahnhof Winnebach (ehem.)

Pustertalbahn Bahnhof winnebach (ehem.) - Baubestand, Bauzustand und Nutzung
Heutiger Baubestand:
Anläßlich der Elektrifizierung der Pustertalbahnstrecke 1985-88 wurde westlich des Magazins ein übergroßes Trafohaus aus verputztem Mauerwerk unter einem Satteldach mit holzverschaltem Giebel errichtet. Die übrigen Gebäude blieben unverändert bis auf das Aufnahmsgebäude, welches vor dem Fahrdienstleiterraum im Erdgeschoß einen Vorbau als verglaste Metallkonstruktion erhielt.
In faschistischer Zeit erhielt das Aufnahmsgebäude – wohl wegen seiner unmittelbaren Grenznähe – auf der Fassade und auf dem strassenseitigen Gesims die Aufschrift: „Credere, Obbedire, Combattere“ (Glauben, Gehorchen, Kämpfen). Heute noch zu lesen!

Bauzustand:
Das Aufnahmsgebäude wurde im Jahre 2001 renoviert und ist äußerlich in sehr gutem Zustand – ebenso wie das relativ neue Trafohaus. Dagegen macht das Magazin einen vernachlässigten Eindruck. Die Stellwerkhütte und das Wärterhaus stehen da wie eh und je. Das Grundstück ist teilweise neu eingezäunt und macht einen gepflegten Eindruck.

Derzeitige Nutzung:
Das Bahnhofsgelände mit seinen Gebäuden ist nicht mehr in Betrieb, der Haltepunkt ist aufgehoben und scheint privat genutzt zu werden.

Geplante Nutzung:
Metropolis, die Immobilienabteilung der FS, hat das ehemalige Aufnahmsgebäude teilrenoviert und an den Verein „Gruppo della Montagna“ verpachtet.

Empfehlung des Kuratoriums:
Das Aufnahmsgebäude ist in erfreulichem Zustand und sollte so erhalten werden. Entstellend wirkt der erdgeschossige Vorbau für die Fahrdienstleitung. Es wäre erfreulich, wenn das Magazin in ähnlicher Weise instand gesetzt werden könnte, die Stellwerkhütte erhaltend genutzt und das Wärterhaus wieder Wohnzwecken zugeführt werden könnte.
Durch seine spezifische Eigenart als etwas später hinzugefügte Station hat der Bahnhof II von Vierschach einen besonderen dokumentarischen aber auch architektonischen Wert.

Gesamtbewertung (Prof. Arch. Andreas Gottlieb Hempel):
Einsam und verlassen taucht der ehemalige gemeinsame Bahnhof für die beiden letzten Ortschaften vor der Grenze nach Osttirol hart an der Staatsstraße vor der Drau gelegen im Schatten dunkler Tannen am Fuße des Helm-Berg für den Vorbeifahrenden auf. Eine fast fremdartig anmutende klassizistisch-spröde Architektur ohne jeden Versuch alpine, bäuerliche Bauformen aufzunehmen. Eine klare, sehr selbstbewußte architektonische Aussage: Seht her, ich bin das Kind der neuen Zeit, der technischen Verkehrserschließung eines vorher abgelegenen Alpentales.

So direkt an der Straße, wenige Meter von der Drau – hier noch Gebirgsbach! – gelegen, verzichtet das Bahnhofsgebäude auch auf die sonst so häufig angestrebte einladende Vorfahrtssituation, betont und zentriert durch einen Mittelrisalit unter dem Dachgiebel. Vielmehr wird das Vorbeifahren an der langgestreckten, durch sieben Fensterachsen gegliederten zweigeschossigen Fassade in beide Richtungen der anzubindenden Orte kühl zelebriert.
Eine Ausnahmestation mit der Aufgabe, zwei Gemeinden zu dienen. Zweiteilung deshalb auch in der Fassade: Das Erdgeschoß in sandsteinartig wirkendem Werkstein gemauert, das Obergeschoß in gelblichen Klinkern – das Thema „Sand“ wieder aufnehmend – ausgeführt. Zur Betonung wird der Werkstein in grober Bossierung für die Fenstersimse mit simuliertem Schlußstein und für die Eckrisalite verwendet. Diese enden allerdings an einer umlaufenden Doppellisene, die, glatt gehalten, die Geschosse trennt und im Sockel – etwas abgeschwächt – wiederkehrt. Diese Gesimse dienen gleichzeitig als Fensterbänke. Fenster, die im regelmässigen Wechsel mit den Türen im Erdgeschoß präzis gesetzt sind und im Obergeschoß, zusammen mit den Schlagläden, die flächige Wirkung der Fassade bandartig unterstreichen.

Ein Bau von überzeugender Eleganz, der sich in einer wahrhaft grandiosen Natur selbstsicher behauptet. Ein würdiger Abschluß der Bahnhofsbauten der Pustertaler Linie auf italienischem Staatsgebiet.

Solche Juwele aus der frühen Zeit der technischen Verkehrsbauwerke sind von einmaliger Qualität und müssen als Zeugnis von nicht nur regionaler sondern von europäischer Bedeutung unter Schutz gestellt werden.


Aktueller Zustand:
      nicht funktionstüchtig
Für Publikum zugänglich:
      Ja
Baudaten:
      Baubeginn: 00-00-1866
      Inbetriebnahme: 00-00-1871
      Betriebsende: 00-00-1989
      AuftraggeberIn: K.K. Privilegierte Südbahn Gesellschaft (1862)
      Projektant/Erfinder: Architekt: Wilhelm von Flattich (1826-1900)
Panorama

Südtirol - Pustertal

Winnebacherstr.22
I-39038 Winnebach




Anfahrt


Wegbeschreibung


Technik











Geschichte

Ursprünglicher Baubestand:
Das schmale und langgestreckte Bahnhofsgelände wurde ursprünglich nur mit einem einfachen Wärterhaus des Typs „Wärterhaus eben“ nach der Klassifizierung von Architekt Wilhelm von Flattich bebaut. Obgleich der Bahnhof fast zwei Kilometer von der Mitte des Dorfes Vierschach entfernt auf halber Strecke nach Winnebach, dem Grenzort zu Osttirol, liegt, wurde er wohl als gemeinsamer Haltepunkt für beide Gemeinden zu einem etwas späteren Zeitpunkt als die übrigen Bahnhöfe entlang der Pustertalstrecke erbaut.
Er umfaßte die üblichen Bauten: Ein Aufnahmsgebäude – abweichend von der übrigen Typologie - ein strenger, zweigeschossiger Bau auf Rechteckgrundriss mit Satteldach über den sieben Fensterachsen, das Erdgeschoß in grauem Sandstein, das Obergeschoß in gelblichen Sichtziegeln gemauert, ein Magazin in Holzfachwerkbauweise, teilweise mit verputzten Ziegeln ausgefacht, eine Stellwerkhütte aus unvermutetem Ziegelmauerwerk unter einem Satteldach und etwas entfernt von dieser Gruppe südlich der Geleise schließlich das zuerst genannte Wärterhaus.





Kontakt

Ferrovia Statale FS - Direktion Region Bozen

39100 Bozen
Tel: 0039-0471-976077
Fax: 0039-0471-313786
Webseite: http://www.trenitalia.it


Meilensteine

K.K. Privilegierte Südbahn Gesellschaft (1862)
Bauzeit 1866 –1871 von Franzensfeste bis Lienz. Fertigstellung: 1871 (oder etwas später) Heutige Eignerin: Italienische Staatsbahn FS (seit 1919 für die Strecke bis Innichen)

Architekt: Wilhelm von Flattich (1826-1900)
Wilhelm von Flattich (1826-1900), Hochbaudirektor der K.K. Privilegierten Südbahngesellschaft. Mitarbeit: Arch. Franz Wilhelm.



Fotogalerie

imgXLXVfo.jpgBahnhof Winnebach (ehem.), Aufnahmsgebäude
Letzter Bahnhof vor der Grenze - Credere, Obbedire, Combattere.
AutorIn/Copyright:Andreas Gottlieb Hempel, Brixen 2004
img83Nuco.jpgBahnhof Winnebach (ehem.), Magazin

AutorIn/Copyright:Andreas Gottlieb Hempel, Brixen 2004
imge2ANqP.jpgBahnhof Winnebach (ehem.), Inschrift

AutorIn/Copyright:Andreas Gottlieb Hempel, Brixen 2004


Literatur

Bahnhof Winnebach (ehem.)
Informationen:
Francesco Pozzato ?Il Treno in Pusteria? Athesia Bozen, 1990
?Nutzungskonzept für verwaiste Bahnhöfe? Text: Elisabeth Baumgartner, Koordination: Wittfrieda Mitterer. Workshop vom 15. Mai 2003 in Bozen.
?Der Eisenbahnhochbau in seiner Durchführung auf den Linien der K.K.privilegierten Süd-Bahngesellschaft? von Wilhelm von Flattich und Franz Wilhelm, Atlas, Lehmann & Wenzel, Wien.
Hans Heiss ?Kurzer Höhenflug: Der Bau der Pustertalbahn 1871? in Mobilitätszentrum Bruneck, der Architekturwettbewerb für das Bahnhofsareal, 2001, Folio Verlag, Wien-Bozen.
Erich Irenberger, FS Brixen. Architekt Albert Willeit, ehem. Obmann des Heimatpflegerverbandes Pustertal,Bruneck. Architekt Bernhard Lösch, Beirat für Baukultur im Heimatpflegeverband und Vertreter Italiens bei Europa Nostra, Innichen, Josef Oberhofer, Geschäftsführer Heimatpflegeverband, Bozen. Helmuth Stampfer, Landeskonservator und Leiter der Abteilung Denkmalpflege der Landesverwaltung, Bozen.
Erscheinungdatum: 00-00-0000