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Materialseilbahn Grödner Joch ? Pisciadù-Hütte

Steine und Bauschutt als Zugkraft
Die im Jahr 1947 errichtete Materialseilbahn zeugt von der Aufbruchstimmung der Nachkriegszeit, die sich weniger auf finanzielle Mittel denn auf Einfallsreichtum stützen konnte. Die motorlose Vorrichtung bedeutete eine enorme Arbeitserleichterung beim Transport von Baumaterialien und Lebensmittelvorräten. Sie war nur ein Notbehelf, der das Gefälle zwischen Berg- und Talstation sowie die Zugkraft einer zu Tal fahrenden, geladenen Transportkiste nutzte.Da sich das Prinzip der Bahnverbindung bewährt hatte, wurde im Jahre 1962, angesichts neuerlich bevorstehender Renovierungsarbeiten, eine motorbetriebene Materialseilbahn errichtet. In den vergangenen Jahrzehnten erlagen Materialseilbahnen größtenteils der Konkurrenz von Gelände- und Pistenfahrzeugen. Doch die Materialseilbahn auf der Linie Grödner Joch – Pisciadù-Hütte stellt aufgrund der Hochgebirgslage eine Ausnahme dar. Obwohl der Gütertransport zur Schutzhütte mittlerweile zum Großteil per Helicopter geschieht, wird gerade bei Schlechtwetter des öfteren auf die Materialseilbahn zurückgegriffen. Deshalb ist die Anlage in gutem Zustand und jederzeit betriebsbereit.




Aktueller Zustand:
      betriebstüchtig
Denkmalgeschützt mit LAB Nr.:
      nein
Für Publikum zugänglich:
      Ja
Baudaten:
      Baubeginn: 00-00-1946
      Inbetriebnahme: 00-00-1947
      AuftraggeberIn: Germano Costner, Kolfuschg
Panorama

Das Grödner Joch verbindet die zwei größten ladinischen Täler, das Grödental mit dem Gadertal. Die Straße wurde im Ersten Weltkrieg erbaut, um eine befahrbare Straßenverbindung nach Corvara zu schaffen.
Das Grödner Joch liegt auf 2.121 m. Es ist im Norden von der Kette der Cirspitzen und nach Westen hin von der Felsgruppe der Rotspitzen umgeben. Die Gipfel und die Formen sind nicht so wuchtig wie jene über dem Sellajoch, dessen Felsen im Süden keilförmig bis knapp an das Joch heranreichen.

Vom Grödner Joch aus führt eine Wanderung zur Pisciadù-Hütte (2.583 m), die 1901 erbaut wurde. Sie liegt in einem herrlichen Bergkessel am Rande des gleichnamigen kleinen Sees.

Die Pisciadù-Hütte hat nur während der Sommersaison geöffnet, von Anfang Juli bis Ende September.

Wandermöglichkeiten:

Grödner Joch - Pisciadù-Hütte - Kolfuschg: nach dem recht steilen Anstieg zum Col de Frea bis zum Eingang der Val Setùs, rechts auf guter Spur in der Schlucht im Zickzack bergan, teilweise im Geröll und bis im Hochsommer in Schneeresten. Im oberen Teil links in die Felsen und mit Drahseilhilfe über die Steilstufe in den großen Bergkessel. Von hier eröffnet sich ein herrlicher Blick auf die Cima Pisciadù (2.985 m). An ihrem Nordfuß liegt der kleine Bergsee und etwas höher, in schöner Aussichtslage, die Pisaciadù-Hütte.
Der Abstieg führt in östlicher Richtung steil an der gestuften Felsflanke des Val de Bosli hinunter ins Mittagstal. Über dem Rü de Pisciadù hinein nach Kolfuschg.
Gesamtgehzeit: 3 ½ Stunden; recht anspruchsvolle Wanderung, im Auf- und Abstieg gesicherte Passagen;

Pisciadù-Klettersteig: Er zählt zu einem der schönsten Klettersteige der Dolomiten!
Vom Grödner Joch weist eine Tafel zum Einstieg, einer 75 Grad steilen und meist feuchten Felswand, die mit Drahtseilen und Eisenstiften gesichert ist. Der erste Abschnitt ist nur mäßig schwierig, der zweite Teil ist erheblich steiler und exponierter. Ankunft bei der Pisciadù-Hütte;
Gesamtgehzeit: 4 ½ Stunden

Cima Pisciadù: Von der Pisciadù-Hütte hinab zum See, dann auf ausgetretener Geröllspur unter der senkrechten Westwand der Cima über gestufte Felsen aufwärts. Durch das lange Kar der Val de Tita bis zur Senke im Rücken der Cima, hier links auf rot markiertem Weg im Zickzack zum Gipfel. Hier eröffnet sich ein grandioses Panorama mit einmaligen Tiefblicken.
Der Abstieg erfolgt auf dem selben Weg.
Gesamtgehzeit: 5 Stunden


Anfahrt
Das Grödner kann mit Auto oder Bus erreicht werden:

Brennerautobahn: Ausfahrt Klausen - Grödnertal - St. Ulrich - St. Christina - Wolkenstein - Plan - Plan de Gralba - Sellajoch - Grödner Joch
Staatsstraße S 12 von Norden kommend: Klausen Abzweigung Grödnertal S 242d - St. Ulrich - St. Christina - Wolkenstein -Plan - Plan de Gralba - Sellajoch - Grödner Joch
Staatsstraße S 12 von Süden kommend: Waidbruck Umfahrung Grödnertal S 242 - St. Ulrich - St. Christina - Wolkenstein - Plan - Plan de Gralba - Sellajoch - Grödner Joch

Wegbeschreibung


Technik

Bei der mechanischen Materialseilbahn von 1947 wurden Steine und Bauschutt als Zugkraft genutzt: Um Lasten mit der Materialseilbahn zu transportieren, wurde bei der Bergstation eine mit Steinmaterial gefüllte Transportkiste zu Tal gelassen. Dieser zu Tal fahrende Wagen stellte das Gegengewicht für die zweite Transportkiste dar, die zur Bergstation hinauf gezogen wurde.
Die Materialseilbahn nutzte also das Gefälle zwischen Berg- und Talstation sowie die Zugkraft einer zu Tal fahrenden, geladenen Transportkiste.

Als Fahrzeuge dienen rechteckige Transportkisten aus Holz.



Im Jahr 1962 wurde eine elektrisch betriebene Materialseilbahn errichtet, die vom Grödner Joch (Kolfuschger Seite) zur Piscadù-Hütte führte. Seitdem bildet diese Anlage die Versorgungslinie zwischen Schutzhütte und Tal. Bei periodischen Instandhaltungsarbeiten wurden Seile, Seilscheiben und Stützen ausgetauscht.
Diese Lastenseilbahn ist bis heute in dieser Form erhalten geblieben.



Geschichte

Germano Cosrtner, Skilehrer und Bergführer aus Kolfuschg prägte über 30 Jahre lang die Geschicke der Schutzhütte Franco Cavazza (1902/03 gegründet) am Pisciadù-See auf 2.585 m. Seinem Improvisations- und Unternehmergeist ist es zu verdanken, dass sich der prekäre Zustand der Hütte nach dem Zweiten Weltkrieg rasch verbesserte und der Hüttenbetrieb wieder aufgenommen werden konnte. Im Mai 1946 wurde Germano Costner vom CAI (Club Alpino Italiano) Bologna beauftragt, die dringend nötigen Bau- und Renovierungsarbeiten durchzuführen. Dabei stellte der Antransport der Baumaterialien eines der größten Probleme dar. Costner löste dies durch eine in Eigenregie erbaute Materialseilbahn, die das steilste letzte Teilstück überbrückte. Da das nötige Geld für den Kauf eines Antriebsmotors fehlte, wurden Steine und Bauschutt als Zugkraft genutzt. Sollten also irgendwelche Lasten mit der Materialseilbahn transportiert werden, wurde bei der Bergstation eine mit Steinmaterial gefüllte Transportkiste zu Tal gelassen, damit das Gegengewicht des zu Tal fahrenden Wagens die zweite Transportkiste zur Bergstation hinauf ziehen konnte.Diese mechanische Materialseilbahn überlebte verständlicherweise nur wenige Jahre. Doch das Transportproblem war angesichts steigender Besucherzahlen und neuerlicher Renovierungsarbeiten weiter ungelöst und mit menschlicher Kraft allein nicht zu bewältigen. So wurde im Jahr 1962 eine elektrisch betriebene Materialseilbahn errichtet, die vom Grödner Joch (Kolfuschger Seite) zur Piscadù-Hütte führte. Seitdem bildet diese Anlage die Versorgungslinie zwischen Schutzhütte und Tal. Bis auf die bei periodischen Instandhaltungsarbeiten ausgetauschten Bestandteile (Seile, Seilscheiben und Stützen) ist die Lastenseilbahn bis heute in dieser Form erhalten geblieben.Mittlerweile wird ein Großteil der Transporte mit dem Helicopter durchgeführt, und die Materialseilbahn hat ihre ursprüngliche Bedeutung als überlebenswichtige Versorgungslinie verloren. Dennoch wird gerade bei Schlechtwetter gern auf die Materialseilbahn zurückgegriffen, die stets einsatzbereit ist.





Kontakt

Rifugio Pisciadù
Rifugio Cavazza Al Pisciadu\' (c.a.i.)
39033 Corvara - Colfosco
Tel: 0471/836292
Webseite: http://www.enrosadira.it/rifugi/cavazzaalpisciadu.htm
Tourismusverband Alta Badia
Col Alt, 36
39033 Corvara
Tel: 0039 0471 836176
Fax: 0039 0471 836540
E-mail: corvara@altabadia.org ? lavilla@altabadia.org ? laval@altabadia.org
Webseite: http://www.altabadia.org/


Meilensteine

Germano Costner, Kolfuschg
Germano Costner war Skilehrer und Bergführer aus Kolfuschg. Er führte über 30 Jahre lang die Schutzhütte Franco Cavazza (1902/03 gegründet) am Pisciadù-See auf 2.585 m.



Fotogalerie

imgSQ5QpG.jpgPisciadù-Hütte F. Cavazza

AutorIn/Copyright:Fornasier Mario, www.enrosadira.it
imgQ4Nc2N.jpgMaterialtransport in den 40er/50er Jahren

AutorIn/Copyright:CAI, sezione \"Mario Fatin\", Bologna; IN: 100 anni del rifugio Pisciadù, pag. 47


Literatur

I 100 anni del Rifugio Franco Cavazza al Pisciadù.
S.47f.
Herausgeber/Zeitschrift: Club Alpino Italiano Sezione ?Mario Fantin?
Erscheinungsort: Bologna
Erscheinungdatum: 00-00-2001
Informationen
Interview mit Germano Costner; weitere Informationen von Renato Costa.
Erscheinungdatum: 00-00-0000
Ladinien: Kernland der Dolomiten
Ein Streifzug durch Gröden, Gadertal, Buchenstein, Fassa und Ampezzo

S. 103 - 152
3., überarb. Aufl.
AutorIn: Langes, Gunther
Verlag: Athesia
Erscheinungsort: Bozen
Erscheinungdatum: 00-00-1977


Links

Pisciadù-Hütte
"Enrosadira" ist ein Internetportal für Bergfreunde mit Informationen über Schutzhütten, Berge, Seen, Wanderungen, Klettersteige, die nötige Ausrüstung, Flora, Fauna und vieles mehr. Die Website ist 1997 entstanden. Sie ist von der Arbeitsgruppe "Athesis" erarbeitet worden und umfasst vorerst die Gebiete Südtirol -Trentino.
Tourismusverband Alta Badia
Offizielle Webseiten des Tourismusverbandes Gadertal/Alta Badia.