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Ziegel- und Kalkofenanlage in Blumau
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Bei dem zu beschreibenden Objekt handelt es sich um einen Ofen aus Ziegelmauerwerk, der mit einem Rundbogenfries und einem hölzernen Umgang versehen ist. Unter dem Turm, der als Ofen diente, befinden sich drei vor gelagerte Magazinhallen mit Fassadengliederung und Rundfenstern. Das gesamte Bauwerk ist nach Aussagen des Landesdenkmalamts mit großer Wahrscheinlichkeit gegen Ende des 19. Jahrhunderts entstanden (siehe dazu Geschichte). Die Magazinhallen befinden sich in renoviertem Zustand und werden derzeit von der Firma Loacker Remedia als Firmensitz genutzt.Die gesamte Kalkofenanlage ist seit 1990 als wichtiges Beispiel frühen Gewerbefleißes in die Denkmalliste der Gemeinde Völs am Schlern eingetragen.
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Panorama
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Die ehemalige Kalkofenanlage in Blumau befindet sich in der Provinz Bozen in der Ortschaft Blumau, welche auf drei Gemeinden aufgeteilt ist. Der größere Teil, südlich des Tierser Baches gehört zur Gemeinde Karneid, der Teil nördlich dieses Baches zur Gemeinde Völs und für einen dritten Teil der Ortschaft, jenseits des Eisacks, ist die Gemeinde Ritten zuständig. Die Kalkofenanlage liegt eingegrenzt durch den Berghang, den Tierserbach und die Brennerstaatsstrasse nördlich des Baches und gehört somit zur Gemeinde Völs. Das Objekt befindet sich in einer geologisch schwierigen Lage, vor allem der Turm ist zwischen den Abhängen des Berges eingebaut. Wenn man durch das Dorf Blumau fährt, fällt die Anlage ins Auge kurz bevor man in die Tunnels kommt, von denen einer auf das Hochplateau und der andere Richtung Klausen führt. Blumau ist eine kleine Ortschaft auf 315 m Meereshöhe und hat antike Ursprünge. Siedlungsreste gehen auf das frühe Mittelalter zurück. Das Dorf liegt auf der Achse Bozen-Brenner zwischen dem Eisack und dem Tierserbach, nahe der Brennerautobahn und der Brennerbahn und war seit jeher eine Durchgangsortschaft für die Nachbargemeinden am Berg und im Tal (Karneid, Steinegg, Tiers, Völs, Seis und Kastelruth).Wenige Kilometer entfernt von Bozen ist Blumau erreichbar mit dem Auto, Autobus oder mit dem Fahrrad entlang des Fahrradwegs an der alten Bahnstrecke der Brennerbahn. Weitere wichtige Gebäude in Blumau sind die Pfarrkirche von Blumau (1837), dem Hl. Antonius von Padua gewidmet, Villa Clara (1904), das ehemalige Sanatorium des bekannten Landarztes und Chirurgen Dr. Clara, heute Gasthaus Schlosshof und das Gebiet um die stillgelegte Bahnstation Blumau- Tiers, welche durch das Bahnhofsgebäude und die Bahnwärterhäuser charakterisiert ist.
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Technik
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Die Technik des Kalkbrennens ist uralt. Die ältesten Öfen sind bisher aus Mesopotamien bekannt. Wahrscheinlich über die Griechen kam diese Technik zu den Römern und von diesen zu den Germanen. So stammt auch das deutsche Lehnwort Kalk vom lateinischen calx, calcis. Kalk wurde in Südtirol an verschiedenen Orten gewonnen und vor allem als Bindemittel für den Hausbau eingesetzt. Kalk war aber nicht nur Baumaterial, d. h. für den Mauermörtel und Maueranstrich verwendet, sondern sehr geschätzt war auch die ätzende Wirkung des ungelöschten Kalkes als Desinfektionslösung, Konservierungsmittel und Pflanzenschutzmittel. Die ältesten Kalköfen, die in Südtirol gefunden wurden stammen aus der Römerzeit- sie liegen in Innichen und Vintl und haben Zylinderform mit kleinerem Ausmaß als die Öfen aus unserer Zeit. Eine Kalkgrube aus der Spätantike wurde auf Säben gefunden. Im Mittelalter gehörten die Anlage und der Betrieb eines Kalkofens zu den Rechten des Königs oder Kaisers an den Bodenschätzen. Zu den heutigen Kalköfen: Vor einigen Jahrzehnten wurde in den Gegenden Tisens, Kurtatsch und Umgebung, im Passeiertal und im Vinschgau noch häufig Kalk gebrannt und hatte eine nicht zu unterschätzende wirtschaftliche Bedeutung. Es gab auch vielerorts gemeindeeigene Kalköfen, welche von der Gemeinde für das öffentliche und gemeinnützige Bauwesen errichtet wurden. in den Städten und Dörfern konnte man den Kalk auf den Märkten kaufen. Voraussetzungen zum Kalkbrennen ist das Vorhandensein stark kalkhaltigen Gesteins, wie es im Gebiet der Dolomiten, aber auch des Mendelzuges, in großen Mengen anzutreffen ist. Zweite wichtige Voraussetzung ist ein gewisser Waldreichtum. Für einen einzigen Brand braucht es nämlich riesige Mengen an Holz. Für das Kalkbrennen benutzte man fast ausschließlich das so genannte „Kleiblholz“, das heißt dünne Äste, Wipfel oder belaubtes Reisig. Der große Kalkofen in Blumau bildet unter diesen kleineren Öfen in den Dörfern eine Ausnahme. Es handelt sich hier bereist um gewerbemäßige Kalkbrennerei großen Ausmaßes. Als Vergleichsbeispiel kann eigentlich für den Raum Südtirol nur noch der große Kalkbrennofen in der Prader Schmelz angeführt werden (siehe Fotogalerie). Es war in Betrieb bis 1949. Nach Aussagen von Zeitzeugen (Herr Federer, Gärtner in Blumau) wurden die benötigten Kalksteine in Blumau im nahe gelegenen Tierserbach von Kindern und Jugendlichen gegen einen geringen Lohn gesammelt und an den Kalkofenbetreiber abgegeben. Die Steine wurden in den oberen Teil des Ofens verbracht (deshalb wohl der hölzerne Umgang am oberen Teil des Ofens) und von oben in den Ofen eingestapelt. Die Befeuerung muss von unten stattgefunden haben. Die Zeitzeugen erinnern sich weiters, dass im unteren Teil des Ofens der gebrannte Kalk herausgenommen und mit Karren in die Magazinräume verbracht wurde um dort weiter gemahlen und in Säcken abgefüllt zu werden. Die Arbeit erzeugte unglaublich viel Staub und war sehr anstrengend.
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Geschichte
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Wie schon erwähnt wird von den Fachleuten des Landesdenkmalamtes die Datierung des Kalkofens in Blumau gegen Ende des 19. Jahrhunderts angesetzt. Eine genaue Datierung kann nicht vorgenommen werden, da Inschriften oder Unterlagen zur Erbauung fehlen. Meine Recherche über die Kalkofenanlage am Grundbuchamt und Katasteramt, in der Handelskammer Bozen, im Landesarchiv von Bozen, sowie im Stadtarchiv der Stadt Bozen haben allerdings keinen Hinweis geliefert, dass die Anlage im 19. Jahrhundert gebaut worden sei. Die genaue Nachverfolgung der Besitzer der betreffenden Bauparzelle aufgrund der entsprechenden Einlagezahl im Grundbuchamt Bozen hat einen häufigen Besitzerwechsel ergeben aber keinen Hinweis auf die Erbauung eines Kalkofens. Auch wurden die älteren Baupläne der Gemeinde Völs begutachtet bis ins Jahr 1850 und es ergab sich in der Nähe der relevanten Bauparzelle kein Hinweis auf einen Kalkofen. Es handelte sich bei der Bauparzelle 101/1 (Katastergemeinde Völs) um ein Wohnhaus mit Waschküche, Holzwollfabrik, Säge und dazugehörigen Weiden. Auch das Nachverfolgen der früheren Besitzer bis ins Jahre 1847 hat keinen Hinweis auf einen Kalkofen gegeben. Es handelte sich stets um ein privates Wohnhaus mit Sägewerk, das mehrmals den Besitzer wechselte und auf dessen Grund die ehemalige Besitzerin Maria Gasser vor 1847 eine „Stampf- und Schmackmühle“ erbauen ließ. Die ersten Hinweise auf die heute noch in ihrer ursprünglichen Form stehende Kalkofenanlage ergeben sich aus den Unterlagen des Katasteramtes Bozen und der Handelskammer Bozen und fallen in die 1930er Jahre. In der Handelskammer Bozen liegt eine Eintragung vom 13. Juni 1935 (anno XIII) auf, in der die Gesellschafter Cavalliere Vespasiano Balloni und Girolamo Amici auf der genannten Bauparzelle eine Fabrik für Verpackungsmaterial und einen Kalkofen zur Erzeugung von hydriertem Kalk betreiben. Dieses Unternehmen scheint nur einige Jahre bestanden zu haben, da im Jahre 1939 die Auflassung der Gesellschaft aufgrund des Ablebens des Girolamo Amici angemeldet wurde. Im Katasteramt von Bozen habe ich eine weitere Akte zu dieser Gesellschaft gefunden, welche den Verkauf durch Cavalliere Vespasiano Balloni an Pobitzer Luigi di Antonio der Kalkofenfirma und einer Venezianischen Säge für Holzwaren bezeugt. Dieser Akte liegt der einzige und erste Plan aus dem Jahre 1939 bei, auf dem die Kalkofenanlage eingetragen ist (siehe Fotogalerie). Nach Aussagen des Zeitzeugen Luis Federer (Jahrgang 1928) stand die Kalkofenanlage während des Zweiten Weltkriegs still und wurde gegen Ende des Krieges bombardiert. Nach dem Krieg wurden die Dächer wieder aufgebaut und der damalige Besitzer Pobitzer unterhielt in dem Firmengebäude ein Sägewerk, das später von den Brüdern Luis und Martin Fuchs aus Latsch im Vinschgau in Pacht genommen wurde. Sie importierten Holzbretter aus Österreich und transportierten sie weiter gegen Süden. Diese Tätigkeit wurde bis 1958 ausgeübt. Dann wurde aus dem Firmengelände eine Wursterei unter dem Besitzer Girelli Lorenzo. Nach einem Besitzerwechsel an die Familie Seebacher wurde auf dem Firmengelände geschlachtet und Würste und Speck hergestellt. Es gab noch mehrere Besitzerwechsel, von Seebacher zu Gasser Speck und später zur Metzgerei Pramstrahler. Der untere Teil der Parzelle wurde schließlich 1990 von der Firma Loacker gekauft, welche vor Ort eine Firma zur Erzeugung von homöopathischen Produkten bis heute betreibt. Es ist also anzunehmen, dass der Kalkofen und die vorgelagerten Magazine erst in den Jahren um 1935 erbaut wurden. Demnach könnte die ganze Anlage von dem unterzeichnenden Architekten Bittner Ernesto gebaut worden sein. Natürlich ist es auch möglich, dass die Anlage bereits früher gebaut wurde und eine Meldepflicht erst im Jahre 1935 bestand. Eine Erbauung im 19. Jahrhundert halte ich jedoch aufgrund der Nachforschungen für eher unwahrscheinlich.
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Kontakt
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Loacker Remedia G.m.B.H. Verantwortlicher: Dr. Ladurner Peter
Brennerstr. 16
39050 Blumau Tel: 0471/353355
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Fotogalerie
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| | Die Zeigel- und Kalkofenanlage in Blumau Copyright: Denkmalamt der Autonomen Provinz Bozen, Südtirol | | Der Kalkofen in einer älteren Aufnahme aus: Völs am Schlern 888-1988. Ein Gemeindebuch | | Der Ofenturm in einer Aufnahme von 2006 Copyright: Arch. Alessandro Perucatti | | Ansicht der Anlage Copyright: Arch. Alessandro Perucatti | | Ansicht der Anlage Copyright: Alessandro Perucatti | | Ansicht der Anlage Copyright: Arch. Alessandro Perucatti, 2006 | | Ansicht der Anlage Copyright: Arch. Alessandro Perucatti | | Ansicht der Anlage Copyright: Alessandro Perucatti, 2006 | | Ansicht der Anlage Copyright: Arch. Alessandro Perucatti | | Ansicht der Anlage Copyright: Arch. Alessandro Perucatti | | Ansicht der Anlage Copyright: Alessandro Perucatti | | Ansicht der Anlage Copyright: Alessandro Perucatti, 2006 | | Ansicht der Anlage Copyright: Alessandro Perucatti,2006 | | Vergleichsobjekt Kalkofen in der Prader Schmelz, aktiv bis 1949. aus: Der Schlern, April 1997 | | Meldungsbogen der Bauparzelle 101/1 aus dem Jahre 1919 Quelle: Grundbuchamt, Bozen
In dem Meldebogen von 1919 ist der Brennofen nicht eingezeichnet. | | Plan aus dem Katasteramt, Bozen datiert 28.12.1939. Der Kalkofen ist in diesem Plan als rundes Gebäude eingezeichnet. |
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Literatur
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?Voels am Schlern 888 ? 1988?
AutorIn: Josef Noessing Verlag: Gemeinde Voels am Schlern , Athesiadruck , Bozen Erscheinungdatum: 00-00-0000
| Industriebauten und Denkmalpflege in Südtirol. Die Kraftwerke "Auf der Töll" und " Am Schnalserbach", in: Industriearchäologie in nord-, Ost, Südtirol und Voirarlberg
AutorIn: Stampfer, Helmut Herausgeber/Zeitschrift: Christoph Bertsch Verlag: Haymon-Verlag Erscheinungsort: Innsbruck Erscheinungdatum: 00-00-1992
| Ur- Kalkbrennöfen, Vorläufer des Hochofens
AutorIn: vo.Brugger, Ludwig Veith Herausgeber/Zeitschrift: Der Schlern. Monatszeitschrift für Südtiroler Landeskunde, 71.Jg. 1997 Verlag: Athesia-Verlag Erscheinungsort: Bozen Erscheinungdatum: 00-04-1997
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