09.01.2025 |
Am Dienstag, den 10. Dezember 2024, lud die ÖGFA in Wien zur Buchpräsentation „Südtiroler Siedlungen – Condominium in mind“ ein. Die Autor*innen Wittfrida Mitterer, Horst Hambrusch, Günther Pallaver und Bruno Maldoner stellten dabei ihre umfassende Publikation vor, die sich mit der Geschichte, Architektur und städtebaulichen Bedeutung der Südtiroler Siedlungen beschäftigt. Moderiert wurde der Abend von Maik Novotny.
Die Südtiroler Siedlungen, die zwischen 1939 und 1944 für Umsiedler*innen aus Südtirol errichtet wurden, sind heute vielfach bedroht. Häufig werden Abriss oder Nachverdichtung diskutiert, um zeitgemäßen Wohnstandards gerecht zu werden. Dabei wird die hohe städtebauliche und architektonische Qualität dieser Anlagen oft nicht ausreichend gewürdigt. Änderungen in der Sozialstruktur und ökonomische Interessen verstärken den Druck auf diese Siedlungen, deren Erhaltungsbemühungen meist auf lokaler Ebene verbleiben.
Besonders herausfordernd ist die ideologische Aufladung des Themas: Mancherorts wird den Siedlungen eine Nähe zu NS-Architektur unterstellt wodurch ihre städtebaulichen Qualitäten in den Hintergrund treten. Hinzu kommen Wissenslücken und eine mangelnder Diskurs, die den Wert der Siedlungen in historischen, sozialen und künstlerischen Kontexten verdecken.
Das Buch „Südtiroler Siedlungen – Condominium in mind“ schließt eine solche wichtige Wissenslücke und dokumentiert diese Bauwerke mit großer Detailtiefe. Es umfasst 1500 historische Pläne, 1000 Fotografien aus der Errichtungszeit, sowie 2400 aktuelle Bildquellen. Diese Fülle an Material ermöglicht einen umfassenden Blick auf die Baugeschichte nd Bedeutung der Siedlungen.
Die Publikation geht jedoch über die reine Dokumentation hinaus: Sie regt dazu an, die Siedlungen nicht nur als historisches Erbe zu betrachten, sondern auch ihr Potenzial für modernes Wohnen zu erkennen. Es wird aufgezeigt, wie diese Bauten behutsam saniert und weiterentwickelt werden können, ohne ihren charakteristischen Charme und ihre besonderen Qualitäten zu verlieren.
Im Rahmen der Präsentation wurden zentrale Themen erörtert:
Die städtebaulichen und sozialen Qualitäten der Siedlungen und deren Bedeutung für die Baukultur.
Der Umgang mit Herausforderungen wie Sanierungsbedarf, Nachverdichtungen und ideologischen Vorurteilen.
Die Frage, wie das Bewusstsein für den Wert dieser Siedlungen gestärkt werden kann.
Die Veranstaltung zog ein vielseitiges Publikum an, darunter Fachleute aus Architektur, Stadtplanung, Denkmalpflege sowie Familienmitglieder der Siedlungsbewohner*innen, und Geschichtsinteressierte.
Beeindruckend war die aufwändige wissenschaftlich fundierte Arbeit, der anschauliche Überblick und eine visionäre Perspektive auf die Zukunft der Siedlungen.
Die Buchpräsentation war ein gelungener Abend, der die Bedeutung der Südtiroler Siedlungen in einem neuen Licht zeigte. Das Buch „Südtiroler Siedlungen – Condominium in mind“ ist ein wertvoller Beitrag zur Baukultur und regt dazu an, sich intensiver mit dem kulturellen Erbe dieser besonderen Siedlungen auseinanderzusetzen. Es ist nicht nur zentral für eine historische Aufarbeitung der schwierigen Zeit, sondern bietet Impulse für die Weiterentwicklung der Siedlungen als zeitgemäße Wohnmodelle. Die Frage, wie wir in Zukunft mit historischen Bauten aus der Vergangenheit umgehen, wird in Österreich, sowie weltweit immer dringlicher. Projekte wie das Buch leisten Aufklärung und schärfen das Bewusstsein für architektonische und städtebauliche Zeugnisse. Zugleich wird der Diskurs darüber für eine breitere Öffentlichkeit zugänglich und die Demokratisierung des kulturellen Gesprächs gefördert.
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07.01.2025 |
Das bereits vor zwei Jahren von RFI der STA übertragene Stellwerkgebäude am Bahnhof Bruneck ist neben dem Bahnhof das letzte erhaltene Originalgebäude dieser Art entlang der Pustertal-Bahn. Es wurde vor Jahren stillgelegt und ist seither dem Verfall preisgegeben. Für den Erhalt setzt sich das Kuratorium seit 2011 ein. Beim Lokalaugenschein kurz vor Weihnachten, am 18.12. 2024, an dem RFI (Luca Zancarli), STA (Massimiliano Valle), Kuratorium (Witti Mitterer) und Gemeinde Bruneck (Bürgermeister Roland Griessmair) teilgenommen haben, wurde vereinbart, das Stellwerk zu erhalten und die notwendigen Schritte für die Restaurierung zeitnah umzusetzen. Insbesondere soll das beschädigte Dach im Bereich des Kamins dringend durch eine Schutzfolie gesichert werden. Die definitive dauerhafte Erneuerung durch die STA soll im Rahmen des Sanierungsprojekts des Bahnhofs Bruneck erfolgen, sobald die entsprechenden finanziellen Mittel zur Verfügung stehen. RFI wird an der Rekonstruktion der ursprünglichen Funktionsabläufe und der Logistik des Stellwerks mitarbeiten sowie administrative notwendige Massnahmen setzen. Die Gemeinde Bruneck wird die öffentliche Nutzung des Gebäudes und die Zugänglichkeit, die Beleuchtung und den Winterdienst garantieren. Anlässlich des Lokalaugenscheins wurde von allen Beteiligten eine entsprechende Vereinbarung unterzeichnet.
Der Bau aus der k.u.k. Zeit (1871) ist wichtiger Identifikationspunkt in der Region für die Bevölkerung, aber auch für die vielen Bahn-Touristen, die nach Bruneck kommen.
Das Gebäude, in dem ursprünglich manuell die Weichen gestellt wurden, ist eine historische Attraktion. In dem in Holzskelettbauweise auf gemauertem Steinsockel errichteten Bau soll die Stellwerktechnik anhand der Geräte aus der Gründerzeit veranschaulicht werden, die derzeit in Bruneck gelagert sind und für die Valentino De Zordo, Bahnangestellter im Ruhestand, der Ansprechpartner ist.
Das Kuratorium für technische Kulturgüter wird das Projekt weiterhin begleiten.
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02.01.2025 |
Auf Vorschlag vom Kuratorium Technische Kulturgüter wird das interdisziplinäre Schulprojekt-Projekt für die Restaurierung der historischen Leuchten auf der Bozner Wassermauer durch die Gemeinde Bozen, vertreten durch Vizebürgermeister Stephan Konder, unterstützt.
Im Abschnitt Talfergries-St.Anton soll das historische Ensemble aus der Stunde null der Etschwerke, 1898, lupenrein saniert werden. Es soll so belassen werden wie es ist, und zwar sowohl was die Laternen selbst betrifft als auch das Umfeld samt Lichtintensität und Stimmung, natürlich unter Beachtung der aktuellen Sicherheitsbestimmungen.
Die historischen Originale bleiben integral erhalten, ebenso Anzahl und Positionierung der Lampen. Sie werden im sprachübergreifenden Schulprojekt nach dem ersten Lokalaugenschein der Studenten der Gewerbeober ITI mit der Gemeinde Bozen im Bestand dokumentiert. Nach der Istzustandsanalyse der 17 Leuchten wird sich konkret zeigen, welche Massnahmen zur langfristigen Erhaltung der Originale nötig sind. In einer ersten Analyse müssen fehlende Teile ergänzt, die Metallteile vom Rost befreit und neu gespritzt werden. Die Laternen selbst werden auf ihre Standfestigkeit und Stromversorgung geprüft und falls erforderlich repariert.
Die Aktion wurde anlässlich der 2024 fälligen 110 Jahre Bozner Wassermauer-Promenade gestartet, um ein Zeichen zu setzen und um den Wert dieses einmaligen historischen Ensembles auch in die neuen Generationen hineinzutragen und den Beitrag der Jugendlichen lebendig zu halten. |
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09.12.2024 |
Am Dienstag, den 10. Dezember 2024, lud die ÖGFA in Wien zur Buchpräsentation „Südtiroler Siedlungen – Condominium in mind“ ein. Die Autor*innen Wittfrida Mitterer, Horst Hambrusch, Günther Pallaver und Bruno Maldoner stellten dabei ihre umfassende Publikation vor, die sich mit der Geschichte, Architektur und städtebaulichen Bedeutung der Südtiroler Siedlungen beschäftigt. Moderiert wurde der Abend von Maik Novotny.
Die Südtiroler Siedlungen, die zwischen 1939 und 1944 für Umsiedler*innen aus Südtirol errichtet wurden, sind heute vielfach bedroht. Häufig werden Abriss oder Nachverdichtung diskutiert, um zeitgemäßen Wohnstandards gerecht zu werden. Dabei wird die hohe städtebauliche und architektonische Qualität dieser Anlagen oft nicht ausreichend gewürdigt. Änderungen in der Sozialstruktur und ökonomische Interessen verstärken den Druck auf diese Siedlungen, deren Erhaltungsbemühungen meist auf lokaler Ebene verbleiben.
Besonders herausfordernd ist die ideologische Aufladung des Themas: Mancherorts wird den Siedlungen eine Nähe zu NS-Architektur unterstellt wodurch ihre städtebaulichen Qualitäten in den Hintergrund treten. Hinzu kommen Wissenslücken und eine mangelnder Diskurs, die den Wert der Siedlungen in historischen, sozialen und künstlerischen Kontexten verdecken.
Das Buch „Südtiroler Siedlungen – Condominium in mind“ schließt eine solche wichtige Wissenslücke und dokumentiert diese Bauwerke mit großer Detailtiefe. Es umfasst 1500 historische Pläne, 1000 Fotografien aus der Errichtungszeit, sowie 2400 aktuelle Bildquellen. Diese Fülle an Material ermöglicht einen umfassenden Blick auf die Baugeschichte nd Bedeutung der Siedlungen.
Die Publikation geht jedoch über die reine Dokumentation hinaus: Sie regt dazu an, die Siedlungen nicht nur als historisches Erbe zu betrachten, sondern auch ihr Potenzial für modernes Wohnen zu erkennen. Es wird aufgezeigt, wie diese Bauten behutsam saniert und weiterentwickelt werden können, ohne ihren charakteristischen Charme und ihre besonderen Qualitäten zu verlieren.
Im Rahmen der Präsentation wurden zentrale Themen erörtert:
Die städtebaulichen und sozialen Qualitäten der Siedlungen und deren Bedeutung für die Baukultur.
Der Umgang mit Herausforderungen wie Sanierungsbedarf, Nachverdichtungen und ideologischen Vorurteilen.
Die Frage, wie das Bewusstsein für den Wert dieser Siedlungen gestärkt werden kann.
Die Veranstaltung zog ein vielseitiges Publikum an, darunter Fachleute aus Architektur, Stadtplanung, Denkmalpflege sowie Familienmitglieder der Siedlungsbewohner*innen, und Geschichtsinteressierte.
Beeindruckend war die aufwändige wissenschaftlich fundierte Arbeit, der anschauliche Überblick und eine visionäre Perspektive auf die Zukunft der Siedlungen.
Die Buchpräsentation war ein gelungener Abend, der die Bedeutung der Südtiroler Siedlungen in einem neuen Licht zeigte. Das Buch „Südtiroler Siedlungen – Condominium in mind“ ist ein wertvoller Beitrag zur Baukultur und regt dazu an, sich intensiver mit dem kulturellen Erbe dieser besonderen Siedlungen auseinanderzusetzen. Es ist nicht nur zentral für eine historische Aufarbeitung der schwierigen Zeit, sondern bietet Impulse für die Weiterentwicklung der Siedlungen als zeitgemäße Wohnmodelle. Die Frage, wie wir in Zukunft mit historischen Bauten aus der Vergangenheit umgehen, wird in Österreich, sowie weltweit immer dringlicher. Projekte wie das Buch leisten Aufklärung und schärfen das Bewusstsein für architektonische und städtebauliche Zeugnisse. Zugleich wird der Diskurs darüber für eine breitere Öffentlichkeit zugänglich und die Demokratisierung des kulturellen Gesprächs gefördert.
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15.11.2024 |
Einladung zum Vortragsabend in Wien am Dienstag, 10.12.2024, um 19:00 Uhr
Österreichische Gesellschaft für Architektur,Liechtensteinstr. 46a2/5
Thema Südtiroler Siedlungen – im Spannungsfeld von Politik und Zeitgeschichte. Ein Wohnmodell mit städtebaulichen und architektonischen Qualitäten mit neuem Potenzial?
Es sprechen die Autor*innen Wittfrida Mitterer (Hg.), Horst Hambrusch, Bruno Maldoner und Günther Pallaver
Moderation: Maik Novotny / ÖGFA
In Folge des Optionsabkommens von 1939 setzte in ganz Österreich, an 130 Standorten, ein reger Siedlungsbau für die Südtiroler Auswanderer*innen ein. In vielen Gemeinden und Städten sind die Südtiroler Siedlungen bis heute zur Wohnversorgung wichtige und überdies ortsbildprägende Siedlungsbauten. Das vielschichtige Publikations-Projekt „Südtiroler Siedlungen – Condominium in mind“ arbeitet den umfassenden und großteils unveröffentlichten Fundus auf und zeigt anhand von rund 1500 Plänen aus der Errichtungszeit (1939 -1944), weiteren Originaldokumenten, sowie rund 1000 historischen Fotos und 2400 aktuellen Bildquellen die verschiedenen Zeithorizonte an einigen ausgewählten Siedlungsstandorten. Die „Südtiroler Siedlungen“ waren über Jahrzehnte ein Zufluchtsort für die Südtiroler Optanten, die in der neuen Heimat auf eine bessere Zukunft bauten. Die Optanten hatten eine doppelte Enttäuschung zu verkraften: Zunächst spürten sie die Kälte der ansässigen Bevölkerung, da sie eine Belastung bei der ohnedies knappen Versorgung mit Lebensmitteln darstellten. Diejenigen, die sich nach dem Krieg für die Rückoption entschieden, spürten, dass sie in Südtirol eher kühl empfangen wurden. Sie waren teilweise in Durchgangslagern untergebracht. Manche kehrten wieder zurück in die Südtiroler Siedlungen. Sie waren dreifach unter die Räder der Geschichte gekommen: Einmal durch den Faschismus, der ihnen ihre Identität und damit die angestammte Heimat nehmen wollte, dann durch das Deutsche Reich, das die falschen Versprechungen einer neuen Heimat gemacht hatte und schließlich die von Südtirol empfohlene, aber dann unerwünschte Rückkehr in die alte Heimat, was sie zu Migranten im eigenen Land machte.
Die jahrelange Arbeit des Kuratoriums für technische Kulturgüter Bozen/Innsbruck und der Universität Innsbruck, Institut für Baugeschichte, begeht Neuland und trägt zu einer Bewusstseinsbildung bei, die auf die städtebaulichen und architektonischen Qualitäten der Siedlungen neues Licht wirft. Was sagt uns die Südtiroler Siedlung als Wohnmodell heute? Wie lassen sich die Bauten behutsam erneuern und unter Beibehaltung ihrer wesentlichen Charakterzüge als Potenzial für heutiges Wohnen verstehen?
Mit den Autor*innen Wittfrida Mitterer (Hg.), Horst Hambrusch, Bruno Maldoner und Günther Pallaver
Moderation: Maik Novotny / ÖGFA
Für Info: Kuratorium Technische Kulturgüter, 336453195
Beste Grüsse, witti mitterer |
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13.11.2024 |
Bald wird die aufwendige Restaurierung der zwei Elektrischen Loks der ehemaligen Lana-Burgstall Bahn abgeschlossen sein. Sie sind derzeit in der von Pichler Stahlbau kostenlos bereit gestellten Halle in Neumarkt untergebracht und sollen alsbald an ihren ursprünglichen Standort rückgeführt werden. Während eine der beiden Lokomotiven wieder am Technikschauplatz an der Etsch beim Bahnhof Lana Burgstall ausgestellt werden soll, ist für die zweite Lokomotive im Bereich der neuen Mitte von Lana, am Tribus -Platz, ein neuer Standort vorgesehen. Zu diesem Ergebnis kam man bei einem Lokalaugenschein am 30. September 2024, an dem für die Marktgemeinde Lana Bürgermeister Helmut Taber und Referentin Valentina Andreis, für das Kuratorium für technische Kulturgüter die Direktorin Wittfrida Mitterer und Arch. Horst Hambrusch teilgenommen haben. Albert Innerhofer war als Obmann des Heimatschutzvereins Lana anwesend.
Die umfangreiche Restaurierung wurde notwendig, da nicht nur die Wettereinflüsse diesen zwei E-Loks sehr stark zugesetzt hatten, sondern immer wieder Unbekannte in die Fahrerkabine eingedrungen sind und Teile abmontiert und entwendet haben. Die mechanische Ausführung dieser zwei E-Loks I und II mit den Fabriksnummern 50293 und 50294 erfolgte durch die Grazer Waggonfabrik und für die elektrische Herstellung war seinerzeit die Maschinen- und Waggonbau-Fabriks-Aktien-Gesellschaft Siemens & Schuckert in Wien-Simmering zuständig. Diese E-Loks waren ab 1913 für den Transport des heimischen Obstes von Lana nach Burgstall (sogenannter „Apfelexpress“) und dann weiter über das internationale Bahnnetz bis in alle Welt zuständig. Besonders die Apfelsorte Calville wurde schon damals mit dem Zug bis an den Hof des Zaren nach St. Peterburg transportiert. Nach der endgültigen Einstellung der Lokalbahn Lana – Burgstall – Oberlana am 31. März 1974 wurden beide Güterlokomotiven in der Remise in Oberlana untergebracht, die 2010 abgerissen wurde, um dem Busbahnhof Platz zu machen.
Erörtert wurde beim Lokalaugenschein nicht nur das Problem der Sicherheit, sondern auch der Schutz vor Witterungseinflüssen. Für die Lok am Technikschauplatz an der historischen Etschbrücke soll eine landschaftsgebundene Lösung umgesetzt werden. Die Lok am Johann-Tribus-Platz in Mitterlana, soll von allen Seiten gut sichtbar sein.Die Überstellung der Lokomotiven soll noch innerhalb 2024 erfolgen.
Mw/Albert Innerhofer/Gemeinde Lana |
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31.07.2024 |
Mit einer Strecke von mehr als 30 km sollen künftig die Promenaden und Wanderwege an den Hängen rund um Bozen miteinander verbunden werden. Das Kuratorium für technische Kulturgüter, vertreten durch die Direktorin Wittfrida Mitterer, hat vergangenen Donnerstag dem Bozner Vizebürgermeister Stefan Konder zwei Vorschläge übergeben, die in die geplante Ringpromenade integriert werden sollen. Dabei geht es insbesondere um die Trasse der ehemaligen Zahnradstrecke auf den Ritten und die Virglsstandseilbahn. Vizebürgermeister Konder hat die Vorschläge begrüsst und an die Umweltstadträtin Chiara Rabini weiter gereicht, die das Ringpromenadenprojekt des mailänder Büros Land koordiniert.
Die Ringpromenade soll die bestehenden Promenaden und Wege, wie z.B. die Guntschnapromenade und die Oswaldpromenade, miteinander verbinden, und am Rande der Stadt liegende Zonen, wie z.B. Kohlern oder Schloss Sigmundskron, in das bestehenden Wegenetz aufnehmen.
Als wichtige Bindeglieder und Inserts der Ringpromenade werden vom Kuratorium die Abschnitte der Standseilbahn auf den Virgl und die Trasse der ehemaligen Zahnradbahn von Bozen nach Klobenstein vorgeschlagen.
Die technikgeschichtlichen Besonderheiten verknüpfen und erweitern die Ringpromenade und stellen ein weiteres Alleinstellungsmerkmal dar, das die Stadt Bozen bereichert.
Um es mit den Worten des Dolomitensagen – Verfassers Karl Felix Wolf zu sagen, „ist Bozen weltweit die einzige Stadt, die über so viele Aufstiegsauflagen verfügt, dass in wenigen Minuten Einheimische wie Touristen vom Tal auf den Berg befördert werden können.“ In seiner Aufzählung aus den 1930er Jahren fehlen nicht die weltweit erstmals für den Personenverkehr zugelassene Bergschwebebahn nach Kohlern, die Jenesiener Bahn, die Mendelbahn, die Guntschna-Bahn, die Virgl-Bahn und die Rittnerbahn.
1) Trasse der ehemaligen Rittner Zahnradbahn.
Heute besteht noch die Möglichkeit einer Verbindung zwischen dem Bahnhofsareal und dem nahen Landschaftsraum am Magdalena-Hügel. Vom Verkehrsknoten Bahnhof Bozen müsste eine Promenade bahnseitig entlang der Rittnerstrasse bis zur Talstation der Rittner Seilbahn und weiter zum dahinter liegenden Brückenkopf am Rittnerbahnareal führen. Durch eine Brücke vom Vorbereich der ehemaligen Rittnerbahn-Remise (Kleinod der Mobilitätsgeschichte Südtirols, heute in Landesbesitz) über die Bozner-Bodenstrasse und weiter über die bestehenden Viaduktbögen der ehemaligen Zahnradtrasse mit Überbrückung der Staatsstrasse (auf der Höhe des Supermarkts Naturalia) kann ein kreuzungsfreier Aufgang hergestellt werden. Dieser Fuss- und Wanderweg führt direkt in die Reblandschaft des Magdalener Hügels und weiter zur Oswaldpromenade. Die beiden Überbrückungen der Bozner-Bodenstrasse und der Staatsstrasse waren bereits im Gesamtplan der „Localbahn Rittnerbahn“ von 1907 eingetragen und sind später abgerissen worden. Die Rekonstruktion der Fusswegbrücken wäre ausgehend vom bestehenden alten Brückenkopf und Einbeziehung der Viaduktbögen realisierbar.
Ist das Bahnhofsareal erst einmal erschlossen, wäre der neue Fussweg eine einmalige kreuzungs- und verkehrsfeie Öffnung von der Stadt in den Landschaftsraum.
2) Trasse der ehemaligen Standseilbahn auf den Virgl als Fittnessparcours
Die mittlerweile unter Schutz gestellte Trasse der Virgl-Standseilbahn soll als Steilstrecke für Sportveranstaltungen oder Fitness-Parcours, Wander- und Spazierweg rekultiviert werden. Der Abstieg zum Talboden ist über den vom AVS gepflegten Weg bereits möglich, der heute am Ostportal des Virgltunnels ankommt. (Untervirgl). Der Einstieg befindet sich im Bereich der ehemaligen Talstation unmittelbar an der Abzweigung zur Kalvarienbergstrasse.
Die Trasse ist ein bedeutendes Beispiel einer historischen Bautechnik mit einem Steingewölbebogen, der in extremer Steillage dazu verwendet wurde, um die Trassenführung der 342 m langen Bahnstrecke im unwegsamen Gelände zu überwinden. Höhenunterschied 196 m, zirka 70 % Steigung.
Die historische Baukonstruktion von 1908 war die erste Standseilbahn im Bozner Raum. Dieses Bauwerk hat Symbolcharakter, da es aus einer Zeit stammt, in der Architektur und Bauingenieurwesen eine Einheit bildeten, wie es bei den im 19. Jahrhundert realisierten Bahnbauten meistens Praxis war.
Die Virgl- Standseilbahn im Nahebereich der Kohlerer- und Rittnerbahn war ein Hotspot der Bergbahntechnik.
Das Kuratorium ist überzeugt, dass die Vorschläge mit Öffentlichkeitscharakter als bald geprüft und in das Ringpromenadenprojekt aufgenommen werden. Das Kuratorium hat sich bereit erklärt die handelnden Akteure tatkräftig zu unterstützen. (26.7.2024)
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01.07.2024 |
Das weit gespannte Netzwerk des Kuratoriums der Technischen Kulturgüter, dem unter anderem auch der Umweltwissenschaftler und Politiker Ernst Ulrich von Weizsäcker, Berthold Burkhardt von ICOMOS Deutschland und der ehemalige Bahnchef Carlo De Vito aus Rom angehören, findet auch in Südtirol immer größeren Zuspruch. Immer mehr wird bewusst, wie wichtig die technischen Kulturgüter als Orientierungs- und Identifikationspunkte für die Menschen in unserem regionalen Lebensraum sind. Allein der Bezug zur Mobilität, die in Südtirol über wertvolle historische Infrastrukturen verfügt, oder zum Thema Strom, der nachhaltig aus Wasserkraft gewonnen wird, ist die Rekultivierung von Objekten und Bauten eine wichtige Arbeit. Begrüßt wurden die Versammelten heute im Benediktsaal des Klosters Muri Gries, durch Hausherrn, Abt Peter Stuefer. Er erinnerte an das heute hochaktuelle Ora et Labora des Ordensgründers, dem sich die Klostergemeinschaft verpflichtet fühlt. Die zahlreichen Projekte des Kuratoriums, teileweise jahresübergreifend, zeugen von einem landesweiten Einsatz mit einer Spannweite vom Brenner bis Salurn und von Reschen bis nach Welsberg. Besondere Schwerpunkte sind im Eisacktal die Musealisierung des Bahnwärterhauses und die Sanierung der Hängebrücke in Mauls, die Wiedergewinnung der alten Militärstraße alternativ zum bestehenden Radweg, das Energiedach am Parkplatz vom BHF Franzensfeste, die Ausstellung Grenze Brenner Pass im ACI Haus, in Klausen die Sanierung vom Grödnerbahnviadukt mit Tunnelöffnung und Umwidmung des Wasserspeichers in ein Memorial für die beim Bahnbau gestorbenen russischen Kriegsgefangenen. Die weltweit einzigartige Beförderungsanlage, die Laaser Schrägbahn, soll in ihrer Funktion als Mobilitätsinfrastruktur ertüchtigt und erhalten werden. Oswald Angerer, Präsident der Eigenverwaltung sprach sich Eigentümer der Bahn für ein neues Nutzungskonzept aus, in dem die Mobilität und die Attraktivität der Bahn für den Tourismus einen gemeinsamen Nenner finden. Die Schrägbahn wurde bereits seit 2021 in die Liste der schützenswerten Bauten und Objekte Südtirols aufgenommen. Weitere Themen waren die Ideenschmiede Hans Trojer in Algund, dem Technikschauplatz der Südtiroler Industriekultur, die Sanierung und Rückführung der Lokomotiven der Lana Burgstall Bahn, die virtuelle Girlaner Kellertour, die Ausstellungen „Zugluft“ am Bozner Bahnhof sowie die Projekte zur Requalifizierung des Grieser Platzes
und des unter Schutz gestellten Barock-Stadels von Kloster Muri Gries. Besonders dringend ist die Sanierung des Daches des Stadels, das seit wenigen Tagen nach dem Starkregen im Bereich einer bereits vermorschten Gaupe eingebrochen ist. In der bis 10. Juni laufenden Ausstellung im Schaufenster des Lichtstudios Eisenkeil am Grieser Platz können die Projektskizzen der Architekturstudenten eingesehen werden. Besondere Beachtung fand der Euregio Sonderpreis für vorbildlichen Umgang mit wertvoller Bausubstanz, der vom Kuratorium und dem ehemaligen Tiroler Landeshauptmann Wendelin Weingartner angeregt und vom Dreierlandtag im Juni 2023 institutionalisiert wurde. Für den Preis wird eine Skulptur vom Gadertaler Bildhauer Lois Anvidalfarei entworfen. Der heute anwesende Künstler hat sein letztes Kunstwerk in St.Martin de Tor präsentiert und zu seinem von Arch. Spitaler sanierten Wohnhaus die Türen geöffnet. Dabei ist der fließende Übergang von Alt mit Neu, von Architektur zur Bildhauerei und Kunst deutlich geworden.
Begrüßt wurde vom Kuratorium schließlich der Grundsatzbeschluss der Landesregierung, wonach die baufälligen Werkhallen am Bahnhof Meran langfristig als Lager zur Verfügung gestellt werden sollen, doch eben erst in den kommenden Jahren. Jedoch aktuell ist das Kuratorium auf der Suche nach geeigneten Archivflächen und Büroräumen. Ausweichort ist für das Kuratorium die Remise der Rittnerbahn hinter der Talstation der Seilbahn in Bozen. Die Halle, nach Plänen von Josef Riehl errichtet, wurde bereits seit 1994 nach der ersten Landesausstellung vom Kuratorium als Lager genutzt. Derzeit ist leider nur eine eingeschränkte Nutzung möglich, da die STA Eigenbedarf angemeldet hat.
Neu gewählt wurde auch der Vorstand des Kuratoriums. Ihm gehören an: Arthur Scheidle, der als Präsident in seinem Amt wieder bestätigt wurde, wie auch Josef March, Ezio Facchin, Gerd Staffler, Ewald Moroder, Franz Staffler, und Stefan Moser. Neu in der Runde sind der Meraner Ingenieur Daniel Hartmann und die ehemalige Rai Journalistin Sandra Bortolin, gebürtig aus Agordo.
Mit neuem Wind in den Segeln, wird das Kuratorium auch im Tätigkeitsjahr 2024 die Erhebung der technischen Kulturgüter nach Kräften fortsetzen und den Bestand ergänzen, auch in Zusammenarbeit mit dem Institut für Kunstgeschichte der Universität Innsbruck. Weitergeführt wird die Serie der Dokufilme „Drehmomente“ auf Deutsch und Italienisch. Insgesamt wurden bisher 55 Kurzfilme produziert.
Nach der Abwicklung der Formalien hat Archivar Pater Plazidus die bewegte Geschichte des Klosters Muri Gries Revue passieren lassen. Kellermeister Manfred Bernard hat abschließend durch die Klosterkellerei geführt und bei einem Gläschen Grieser Lagrein einen Exkursus in die Weinbautechnik gemacht
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22.05.2024 |
Immer mehr sind die technischen Kulturgüter Orientierungs- und Identifikationspunkte für die Menschen in unserem regionalen Lebensraum. Allein der Bezug zur Mobilität, die in Südtirol über wertvolle historische Infrastrukturen verfügt, oder zum Thema Strom, der nachhaltig aus Wasserkraft gewonnen wird, ist die Rekultivierung von Objekten und Bauten für uns eine wichtige Verpflichtung. Nach der Begrüssung durch den Hausherrn, Abt Peter Stuefer, wird anlässlich der Vollversammlung der Künstler Lois Anvidalfarei seine Projekte zeigen und Impulse für eine Schärfung des öffentlichen Bewusstseins geben. |
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11.05.2024 |
Beim gestrigen Lokalaugenschein konnte sich die Delegation aus Lana, mit Vizebürgermeisterin Valentina Andreis und Albert Innerhofer vom Heimatpflegeverein über den Fortschritt der Restaurierungsarbeiten an den beiden Lokomotiven ein Bild machen.
„Die E-Loks sind wichtige Zeugen der Kultur- und Wirtschaftsgeschichte von Lana. Es ist erfreulich, dass die Sanierungsarbeiten so gut voran kommen, „meinte Valentina Andreis gestern während der Besichtigung.
Die Phase des Sandstrahlens, der wohl aufwendigste Arbeitsschritt, konnte in diesen Tagen abgeschlossen werden. Die nächsten Schritte sind die Ausbesserung der schadhaften durchrosteten Metallteile, die Erneuerung und Restaurierung der Holzteile, insbesondere der Führerkabine, die Grundierung der Primärkonstruktion und des Fahrwerks. Es folgen das Streichen mit einer Spezialfarbe (moosgrün) sowie die Restaurierung der Details, der Firmenschilder, Lampen, Stromabnehmer, der Steuerung und der Bremsvorrichtung. Saniert werden ebenso die Fenster und die Beschläge.
Die originalgetreu sanierten E-Lokomotiven der Bahn Lana Burgstall sollen in altem Glanz im Spätsommer wieder an ihren Ursprungsort zurück transportiert werden.
Die Arbeiten werden vom Kuratorium für technische Kulturgüter koordiniert und von Fachleuten ausgeführt, die vom Grödner Schmied Hannes Senoner kompetent und handwerklich angeleitet werden.
Die Halle wurde für die Sanierungsarbeiten von Stahlbau Pichler und Sebastian Mazzarol kostenlos zur Verfügung gestellt.
Wm (9.5.24)
Kuratorium Technische Kulturgüter
Kuratorium.it
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