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Parcours:



Vorschläge für die geplante Ringpromenade an den Vizebürgermeister Konder
31.07.2024
Mit einer Strecke von mehr als 30 km sollen künftig die Promenaden und Wanderwege an den Hängen rund um Bozen miteinander verbunden werden. Das Kuratorium für technische Kulturgüter, vertreten durch die Direktorin Wittfrida Mitterer, hat vergangenen Donnerstag dem Bozner Vizebürgermeister Stefan Konder zwei Vorschläge übergeben, die in die geplante Ringpromenade integriert werden sollen. Dabei geht es insbesondere um die Trasse der ehemaligen Zahnradstrecke auf den Ritten und die Virglsstandseilbahn. Vizebürgermeister Konder hat die Vorschläge begrüsst und an die Umweltstadträtin Chiara Rabini weiter gereicht, die das Ringpromenadenprojekt des mailänder Büros Land koordiniert. Die Ringpromenade soll die bestehenden Promenaden und Wege, wie z.B. die Guntschnapromenade und die Oswaldpromenade, miteinander verbinden, und am Rande der Stadt liegende Zonen, wie z.B. Kohlern oder Schloss Sigmundskron, in das bestehenden Wegenetz aufnehmen. Als wichtige Bindeglieder und Inserts der Ringpromenade werden vom Kuratorium die Abschnitte der Standseilbahn auf den Virgl und die Trasse der ehemaligen Zahnradbahn von Bozen nach Klobenstein vorgeschlagen. Die technikgeschichtlichen Besonderheiten verknüpfen und erweitern die Ringpromenade und stellen ein weiteres Alleinstellungsmerkmal dar, das die Stadt Bozen bereichert. Um es mit den Worten des Dolomitensagen – Verfassers Karl Felix Wolf zu sagen, „ist Bozen weltweit die einzige Stadt, die über so viele Aufstiegsauflagen verfügt, dass in wenigen Minuten Einheimische wie Touristen vom Tal auf den Berg befördert werden können.“ In seiner Aufzählung aus den 1930er Jahren fehlen nicht die weltweit erstmals für den Personenverkehr zugelassene Bergschwebebahn nach Kohlern, die Jenesiener Bahn, die Mendelbahn, die Guntschna-Bahn, die Virgl-Bahn und die Rittnerbahn. 1) Trasse der ehemaligen Rittner Zahnradbahn. Heute besteht noch die Möglichkeit einer Verbindung zwischen dem Bahnhofsareal und dem nahen Landschaftsraum am Magdalena-Hügel. Vom Verkehrsknoten Bahnhof Bozen müsste eine Promenade bahnseitig entlang der Rittnerstrasse bis zur Talstation der Rittner Seilbahn und weiter zum dahinter liegenden Brückenkopf am Rittnerbahnareal führen. Durch eine Brücke vom Vorbereich der ehemaligen Rittnerbahn-Remise (Kleinod der Mobilitätsgeschichte Südtirols, heute in Landesbesitz) über die Bozner-Bodenstrasse und weiter über die bestehenden Viaduktbögen der ehemaligen Zahnradtrasse mit Überbrückung der Staatsstrasse (auf der Höhe des Supermarkts Naturalia) kann ein kreuzungsfreier Aufgang hergestellt werden. Dieser Fuss- und Wanderweg führt direkt in die Reblandschaft des Magdalener Hügels und weiter zur Oswaldpromenade. Die beiden Überbrückungen der Bozner-Bodenstrasse und der Staatsstrasse waren bereits im Gesamtplan der „Localbahn Rittnerbahn“ von 1907 eingetragen und sind später abgerissen worden. Die Rekonstruktion der Fusswegbrücken wäre ausgehend vom bestehenden alten Brückenkopf und Einbeziehung der Viaduktbögen realisierbar. Ist das Bahnhofsareal erst einmal erschlossen, wäre der neue Fussweg eine einmalige kreuzungs- und verkehrsfeie Öffnung von der Stadt in den Landschaftsraum. 2) Trasse der ehemaligen Standseilbahn auf den Virgl als Fittnessparcours Die mittlerweile unter Schutz gestellte Trasse der Virgl-Standseilbahn soll als Steilstrecke für Sportveranstaltungen oder Fitness-Parcours, Wander- und Spazierweg rekultiviert werden. Der Abstieg zum Talboden ist über den vom AVS gepflegten Weg bereits möglich, der heute am Ostportal des Virgltunnels ankommt. (Untervirgl). Der Einstieg befindet sich im Bereich der ehemaligen Talstation unmittelbar an der Abzweigung zur Kalvarienbergstrasse. Die Trasse ist ein bedeutendes Beispiel einer historischen Bautechnik mit einem Steingewölbebogen, der in extremer Steillage dazu verwendet wurde, um die Trassenführung der 342 m langen Bahnstrecke im unwegsamen Gelände zu überwinden. Höhenunterschied 196 m, zirka 70 % Steigung. Die historische Baukonstruktion von 1908 war die erste Standseilbahn im Bozner Raum. Dieses Bauwerk hat Symbolcharakter, da es aus einer Zeit stammt, in der Architektur und Bauingenieurwesen eine Einheit bildeten, wie es bei den im 19. Jahrhundert realisierten Bahnbauten meistens Praxis war. Die Virgl- Standseilbahn im Nahebereich der Kohlerer- und Rittnerbahn war ein Hotspot der Bergbahntechnik. Das Kuratorium ist überzeugt, dass die Vorschläge mit Öffentlichkeitscharakter als bald geprüft und in das Ringpromenadenprojekt aufgenommen werden. Das Kuratorium hat sich bereit erklärt die handelnden Akteure tatkräftig zu unterstützen. (26.7.2024)
 
Jahrestreffen Kuratorium Technische Kulturgüter im Kloster Muri Gries (27.5.24)
01.07.2024
Das weit gespannte Netzwerk des Kuratoriums der Technischen Kulturgüter, dem unter anderem auch der Umweltwissenschaftler und Politiker Ernst Ulrich von Weizsäcker, Berthold Burkhardt von ICOMOS Deutschland und der ehemalige Bahnchef Carlo De Vito aus Rom angehören, findet auch in Südtirol immer größeren Zuspruch. Immer mehr wird bewusst, wie wichtig die technischen Kulturgüter als Orientierungs- und Identifikationspunkte für die Menschen in unserem regionalen Lebensraum sind. Allein der Bezug zur Mobilität, die in Südtirol über wertvolle historische Infrastrukturen verfügt, oder zum Thema Strom, der nachhaltig aus Wasserkraft gewonnen wird, ist die Rekultivierung von Objekten und Bauten eine wichtige Arbeit. Begrüßt wurden die Versammelten heute im Benediktsaal des Klosters Muri Gries, durch Hausherrn, Abt Peter Stuefer. Er erinnerte an das heute hochaktuelle Ora et Labora des Ordensgründers, dem sich die Klostergemeinschaft verpflichtet fühlt. Die zahlreichen Projekte des Kuratoriums, teileweise jahresübergreifend, zeugen von einem landesweiten Einsatz mit einer Spannweite vom Brenner bis Salurn und von Reschen bis nach Welsberg. Besondere Schwerpunkte sind im Eisacktal die Musealisierung des Bahnwärterhauses und die Sanierung der Hängebrücke in Mauls, die Wiedergewinnung der alten Militärstraße alternativ zum bestehenden Radweg, das Energiedach am Parkplatz vom BHF Franzensfeste, die Ausstellung Grenze Brenner Pass im ACI Haus, in Klausen die Sanierung vom Grödnerbahnviadukt mit Tunnelöffnung und Umwidmung des Wasserspeichers in ein Memorial für die beim Bahnbau gestorbenen russischen Kriegsgefangenen. Die weltweit einzigartige Beförderungsanlage, die Laaser Schrägbahn, soll in ihrer Funktion als Mobilitätsinfrastruktur ertüchtigt und erhalten werden. Oswald Angerer, Präsident der Eigenverwaltung sprach sich Eigentümer der Bahn für ein neues Nutzungskonzept aus, in dem die Mobilität und die Attraktivität der Bahn für den Tourismus einen gemeinsamen Nenner finden. Die Schrägbahn wurde bereits seit 2021 in die Liste der schützenswerten Bauten und Objekte Südtirols aufgenommen. Weitere Themen waren die Ideenschmiede Hans Trojer in Algund, dem Technikschauplatz der Südtiroler Industriekultur, die Sanierung und Rückführung der Lokomotiven der Lana Burgstall Bahn, die virtuelle Girlaner Kellertour, die Ausstellungen „Zugluft“ am Bozner Bahnhof sowie die Projekte zur Requalifizierung des Grieser Platzes und des unter Schutz gestellten Barock-Stadels von Kloster Muri Gries. Besonders dringend ist die Sanierung des Daches des Stadels, das seit wenigen Tagen nach dem Starkregen im Bereich einer bereits vermorschten Gaupe eingebrochen ist. In der bis 10. Juni laufenden Ausstellung im Schaufenster des Lichtstudios Eisenkeil am Grieser Platz können die Projektskizzen der Architekturstudenten eingesehen werden. Besondere Beachtung fand der Euregio Sonderpreis für vorbildlichen Umgang mit wertvoller Bausubstanz, der vom Kuratorium und dem ehemaligen Tiroler Landeshauptmann Wendelin Weingartner angeregt und vom Dreierlandtag im Juni 2023 institutionalisiert wurde. Für den Preis wird eine Skulptur vom Gadertaler Bildhauer Lois Anvidalfarei entworfen. Der heute anwesende Künstler hat sein letztes Kunstwerk in St.Martin de Tor präsentiert und zu seinem von Arch. Spitaler sanierten Wohnhaus die Türen geöffnet. Dabei ist der fließende Übergang von Alt mit Neu, von Architektur zur Bildhauerei und Kunst deutlich geworden. Begrüßt wurde vom Kuratorium schließlich der Grundsatzbeschluss der Landesregierung, wonach die baufälligen Werkhallen am Bahnhof Meran langfristig als Lager zur Verfügung gestellt werden sollen, doch eben erst in den kommenden Jahren. Jedoch aktuell ist das Kuratorium auf der Suche nach geeigneten Archivflächen und Büroräumen. Ausweichort ist für das Kuratorium die Remise der Rittnerbahn hinter der Talstation der Seilbahn in Bozen. Die Halle, nach Plänen von Josef Riehl errichtet, wurde bereits seit 1994 nach der ersten Landesausstellung vom Kuratorium als Lager genutzt. Derzeit ist leider nur eine eingeschränkte Nutzung möglich, da die STA Eigenbedarf angemeldet hat. Neu gewählt wurde auch der Vorstand des Kuratoriums. Ihm gehören an: Arthur Scheidle, der als Präsident in seinem Amt wieder bestätigt wurde, wie auch Josef March, Ezio Facchin, Gerd Staffler, Ewald Moroder, Franz Staffler, und Stefan Moser. Neu in der Runde sind der Meraner Ingenieur Daniel Hartmann und die ehemalige Rai Journalistin Sandra Bortolin, gebürtig aus Agordo. Mit neuem Wind in den Segeln, wird das Kuratorium auch im Tätigkeitsjahr 2024 die Erhebung der technischen Kulturgüter nach Kräften fortsetzen und den Bestand ergänzen, auch in Zusammenarbeit mit dem Institut für Kunstgeschichte der Universität Innsbruck. Weitergeführt wird die Serie der Dokufilme „Drehmomente“ auf Deutsch und Italienisch. Insgesamt wurden bisher 55 Kurzfilme produziert. Nach der Abwicklung der Formalien hat Archivar Pater Plazidus die bewegte Geschichte des Klosters Muri Gries Revue passieren lassen. Kellermeister Manfred Bernard hat abschließend durch die Klosterkellerei geführt und bei einem Gläschen Grieser Lagrein einen Exkursus in die Weinbautechnik gemacht
 
Im Kloster Muri-Gries findet heuer das Jahrestreffen des Kuratoriums statt
22.05.2024
Klosteranlage von Muri Gries, Bozen
Immer mehr sind die technischen Kulturgüter Orientierungs- und Identifikationspunkte für die Menschen in unserem regionalen Lebensraum. Allein der Bezug zur Mobilität, die in Südtirol über wertvolle historische Infrastrukturen verfügt, oder zum Thema Strom, der nachhaltig aus Wasserkraft gewonnen wird, ist die Rekultivierung von Objekten und Bauten für uns eine wichtige Verpflichtung. Nach der Begrüssung durch den Hausherrn, Abt Peter Stuefer, wird anlässlich der Vollversammlung der Künstler Lois Anvidalfarei seine Projekte zeigen und Impulse für eine Schärfung des öffentlichen Bewusstseins geben.
 
Die E-Loks der Bahn Lana Burgstall erstrahlen bald im neuen Glanz
11.05.2024
Beim gestrigen Lokalaugenschein konnte sich die Delegation aus Lana, mit Vizebürgermeisterin Valentina Andreis und Albert Innerhofer vom Heimatpflegeverein über den Fortschritt der Restaurierungsarbeiten an den beiden Lokomotiven ein Bild machen. „Die E-Loks sind wichtige Zeugen der Kultur- und Wirtschaftsgeschichte von Lana. Es ist erfreulich, dass die Sanierungsarbeiten so gut voran kommen, „meinte Valentina Andreis gestern während der Besichtigung. Die Phase des Sandstrahlens, der wohl aufwendigste Arbeitsschritt, konnte in diesen Tagen abgeschlossen werden. Die nächsten Schritte sind die Ausbesserung der schadhaften durchrosteten Metallteile, die Erneuerung und Restaurierung der Holzteile, insbesondere der Führerkabine, die Grundierung der Primärkonstruktion und des Fahrwerks. Es folgen das Streichen mit einer Spezialfarbe (moosgrün) sowie die Restaurierung der Details, der Firmenschilder, Lampen, Stromabnehmer, der Steuerung und der Bremsvorrichtung. Saniert werden ebenso die Fenster und die Beschläge. Die originalgetreu sanierten E-Lokomotiven der Bahn Lana Burgstall sollen in altem Glanz im Spätsommer wieder an ihren Ursprungsort zurück transportiert werden. Die Arbeiten werden vom Kuratorium für technische Kulturgüter koordiniert und von Fachleuten ausgeführt, die vom Grödner Schmied Hannes Senoner kompetent und handwerklich angeleitet werden. Die Halle wurde für die Sanierungsarbeiten von Stahlbau Pichler und Sebastian Mazzarol kostenlos zur Verfügung gestellt. Wm (9.5.24) Kuratorium Technische Kulturgüter Kuratorium.it
 
Südtiroler Siedlungen im Dokumentationszentrum des Verbands der Südtiroler in Innsbruck
24.04.2024
Südtiroler Siedlungen im Dokumentationszentrum des Verbands der Südtiroler in der Gumppstrasse in Innsbruck präsentiert Der unverhoffte Fund von 1500 Plänen und rund 1000 historischen Fotos hat ein neues Licht auf die städtebauliche und architektonische Grosstat geworfen, als im Krieg zwischen 1939 und 1941 inmitten des Baustopps bei Material- und Arbeitskräftemangel zig-tausende von Wohnungen für die Südtiroler Optanten und Kanaltaler errichtet wurden. Witti Mitterer, die in einer Publikation des Kuratoriums für technische Kulturgüter die Südtiroler Siedlungen umfassend dokumentiert hat, begrüsst die Präsentation der zur Verfügung gestellten Unterlagen im neuen Dokumentationszentrum des Verbands der Südtiroler in der Gumppstrasse in Innsbruck. Das Zentrum ist am 21.April 24 feierlich seiner Bestimmung übergeben worden.
 
Dokumentation und Inwertsetzung der technischen Kulturgüter im Wipptal
12.04.2024
Militärstrasse in den 1930er Jahren zwischen Niederried und Genauen erbaut
Das Kuratorium für Technische Kulturgüter, das vor über 30 Jahren gegründet wurde, hat sich zu einem weithin sichtbaren Kompetenzzentrum für die Technischen Kulturgüter entwickelt, vor allem seit der Gründerzeit, mit dem Schwerpunkt auf den zentralen Alpenbereich und Südtirol.
 
Sanierung der E-Loks kommt gut voran
25.03.2024
Die Sanierung der beiden E-Loks der ehemaligen Lana-Burgstall – Bahn ist derzeit voll im Gang. Immer wenn sich die Staubwolke nach dem Sandstrahlen senkt, sieht man die Teile der Lok in ihrer einmaligen stahlgrauen Oberflächenqualität. Durch die homogene steingraue Farbe wird die Gestalt der Grundstruktur eindrucksvoll sichtbar. Das Metall-Skelett der beiden Loks ist eigentlich insgesamt in einwandfreiem Zustand. Auch die Holzbestandteile von Dach und Seitenwänden der Führerkabine sowie der Schutzrahmen rund um das Fahrgestell sind von überraschend guter Qualität und Oberflächenstruktur. Lediglich wenige vermorschte Teile müssen ausgetauscht werden. Die rostigen Stellen am Fahrwerk werden repariert. Doch bevor mit dem Auftragen der Farbe begonnen wird, erfolgte vor wenigen Tagen ein Lokalaugenschein bei den Tiroler Museumsbahnen am Stubaitalbahnhof in Innsbruck. Dort wurde durch Vergleichsbeispiele das vorgeschlagene Farbkonzept belegt. Gestern, am Josefi-Tag, wurden die Stromabnehmer von den Arbeitern des Bauhofs der Gemeinde Lana nach Neumarkt überstellt und damit sind jetzt alle Bestandteile an Ort und Stelle. Alle blank gelegten Originalteile sind von starker Ausdruckskraft und vermitteln als Bestandteile dieses historischen Dokumentes ein ästhetisches Urwissen. Auch der gestrige Einsatz wurde mit technischem Aufwand abgewickelt. Nur Dank des Zusammenspiels von Gemeinde Lana, Stahlbau Pichler und Nordtorf, dem Schmiedebetrieb Senoner in St. Ulrich Gröden sowie das Kuratorium für technische Kulturgüter ist es möglich, ein so komplexes Projekt abzuwickeln. Am 13. Dezember 1913 trat die Lok erstmals auf der Bahnstrecke Lana Burgstall ihren Dienst an. Die aufgrund von Witterungseinflüssen und Vandalenakten stark beschädigten E-Lokomotiven werden Sandgestrahlt, pfleglich repariert und neu lackiert. Die Lokomotiven sollen nach der Sanierung wieder in Lana ausgestellt werden. Als Zeitzeugen erinnern sie an den wirtschaftlichen Aufschwung der Marktgemeinde Lana, die nicht zuletzt dank der von Ingenieur Joseph Riehl 1908 geplanten Bahn den Anschluss an das internationale Eisenbahnnetz geschafft hat.
 
Doku-Serie „Drehmomente, Meilensteine der Technik“ wird fortgesetzt
12.01.2024
Erkennung Drehmomente- Meilensteine der Technik

Weitere fünf neue Doku-Filme beleuchten Südtirols Vergangenheit. Die Spurensicherung im Bereich der Technischen Kulturgüter wird um das Kapitel der Südtiroler Siedlungen in Österreich erweitert.

Die Kurz-Filme des Kuratoriums für Technische Kulturgüter unter der Regie von Gerd Staffler, Kamera Max Ruggera und Schnitt Videocap, bestechen durch ihre Prägnanz und direktes Eintauchen in die Thematiken.  Die Reihe der Drehmomente, die von Wittfrida Mitterer 2006 ins Leben gerufen wurde,  besteht mittlerweile aus 55 Kurzfilmen, die von der Stiftung Sparkasse und Rai Südtirol  sowie in der italienischen Variante vom Kulturzentrum Trevi und Rai Tre unterstützt werden. Seit kurzem sind sämtliche Filme auf einem eigenen Youtube-Kanal des Kuratoriums zu sehen. https://www.youtube.com/@kuratoriumBZ/featured

Der wertvolle Fundus steht somit über das Internet allen zur Verfügung und kann jederzeit und jederorts abgerufen werden. Das Kuratorium steht Sponsoren und UnterstützerInnen offen, welche die Anliegen und Initiativen zur Erhaltung und Aufwertung der technischen Kulturgüter mittragen und teilen.

Hier im Überblick die neuen fünf Sendefolgen:

51.„Südtiroler Optantensiedlungen in Österreich“  Millionenfache Vertreibungen, Umsiedlungen und ethnische Flurbereinigungen kennzeichneten das 20ste Jahrhundert in Europa. Auch Südtirol war davon betroffen. Mit dem Optionsabkommen von 1939 zwischen Hitler und Mussolini hatten 86 % der Südtiroler für die Abwanderung in das deutsche Reich gestimmt. 76.824 verliessen in den ersten Jahren auch wirklich ihre Heimat.  Der Kriegseintritt Italiens verhinderte ihre totale Abwanderung. In Österreich wurden in Rekordzeit Siedlungen für die Südtiroler an über 130 Standorten gebaut. Es entstanden Häuser im „Heimatstil“, auch als „Blut- und-Boden“-Architektur kritisiert, mit Stilelementen, Erkern, Fensterläden und Wandfresken aus Südtirol. Über 50 Tausend Südtiroler kehrten nach dem Krieg nicht mehr in ihre Heimat zurück. Ihre Nachkommen leben noch heute in den Optantensiedlungen in Tirol, Vorarlberg und Kärnten. Eine Bestandaufnahme aus Reutte im Tiroler Ausserfern. Dort blieben die Südtiroler-Siedlungen weitgehend erhalten

52. „Cornelius Hintner“  Er war der erste Bergfilmer aus Südtirol. Der Bozner Cornelius Hintner . 20 Jahre vor Luis Trenker, drehte er bereits Spielfilme in den Dolomiten.
Cornelius Hintner wurde 1875 in Bozen geboren, widmete sich zunächst der Malerei,
war fasziniert vom Motorsport und nahm 1910 mit einem selbstgebauten Flugzeug an einer 
Flugschau in Berlin teil. Als einer der ersten Piloten Deutschlands erhielt er 1911 die 
offizielle Lizenz des Deutschen Luftfahrer-Verbandes. Daneben pflegte er seine Leidenschaft für das neue Medium, den Film. Die k.u.k. Südbahngesellschaft hatte die Werbewirksamkeit der laufenden Bilder erkannt und beauftragte ihn, Bergfilme aus den Dolomiten zu drehen. Es entstanden die Dokumentarstreifen „Von Toblach bis zum Misurinasee“ , „Evas Rosengartentour“  sowie „Unter Palmen und ewigem Eis.“ Dazu sein einziger noch erhaltener Spielfilm „Die Würghand“.
Cornelius Hintner ist in Vergessenheit geraten. Fast alle seiner Filme gingen verloren.
Der Südtiroler Filmhistoriker Paolo Caneppele hat ihm eine Biographie gewidmet.

53. „Tempelarchitektur in Bozen“ Warum der Münchner Klassizismus in Bozen mehr Spuren hinterließ, als die k.u.k. Architektur aus Wien. Im 19. Jahrhundert wurde die Bozner Stadtplanung stark von München aus beeinflusst. Auf Weisung des bayrischen Königs Max Joseph I  wurde vor
1809 der heutige Waltherplatz als früheste stadtplanerische Erweiterung der engen Altstadt 
anstelle der bestehenden Weingärten geplant.
1857 wurde der Münchner Architekt Sebastian Altmann zum Bozner Stadtarchitekten berufen,
Auch seine Nachfolger Johann Bittner und Gustav Nolte kamen aus München. Heraus-
ragendes Beispiel dieser spätklassizistischen Phase war das 1918 vollendete Bozner
Stadttheater mit seinem imposanten Säulenvorbau. Es wurde im zweiten Weltkrieg durch Bomben zerstört und nicht wieder aufgebaut.

54. Kavernenkraftwerk St. Anton  Als im Jahr 2021 das neue Wasserkraftwerk von St. Anton bei Bozen seinen Betrieb aufnahm, war für die Südtiroler Unternehmer Hellmuth Frasnelli und Karl Pichler ein Traum in Erfüllung gegangen. In nur 29 Monaten Bauzeit hatten sie das modernste Kavernenkraftwerk Europas verwirklicht. Das fünftgrösste Kraftwerk in Südtirol.
280 Tonnen Dynamit wurden benötigt, um die unterirdische 60 Millionen Euro Anlage zu
verwirklichen. 18 Tausend LKWs förderten das Aushubmaterial zu Tage.
Zukunftsweisend ist die Sicherheit des E-Werkes St. Anton. Gab es in der Vergangenheit
mehrmals Tote, wenn Menschen am Uferrand der Talfer von den Wassermassen mitgerissen
wurden, die immer dann auftraten, wenn die Turbinen ihren Betrieb aufnahmen, so wurde
diese Schwallgefahr nun gebannt. Zwei unterirdische Ausgleichbecken mit 100 Tausend  
Kubikmeter Fassungsvermögen  sorgen für einen gleichmässigen Abfluss in die Talfer.

55. „Eisenbahnmuseum Lienz und Baudirektor Ferdinand Pichler". Als im Jahr 1871 die „Südbahnstrecke“ von Lienz nach Franzensfeste in Betrieb ging, bedeutete dies für das Pustertal einen enormen Modernisierungsschub. Der Fremdenverkehr erlebte einen ungeahnten Aufschwung auch die Wirtschaft wurde durch die neue Möglichkeit des Gütertransports belebt.
Dampf- Diesel und Elektrolokomotiven aus der Vergangenheit, sind im Eisenbahnmuseum
von Lienz auf einer Gesamtfläche von 18 Tausend Quadratmetern zu bewundern, untergebracht in einem Heizhaus, das bereit 1871 gebaut wurde. Neben Signalanlagen und historischen Lokomotiven erinnern in Lienz auch noch Hinweisschilder an die Zeit der Korridorzüge, als direkte Züge zwar Osttirol mit seiner Landeshauptstadt  Innsbruck verbanden, auf italienischem Territorium in Südtirol freilich niemand aus- oder zusteigen durfte. Ferdinand Pichler war neben Luigi Negrelli und Josef Riehl der wohl bekannteste Eisenbahnpionier des 19ten Jahrhunderts in den Alpen. Geboren 1843 in Klagenfurt war er jahrelang Baudirektor der k.u.k. Südbahn und damit auch verantwortlich für die Pustertalbahn von Franzenfeste nach Lienz . Nach den schweren Hochwasserschäden des Jahres 1882 war Ferdinand Pichler zuständig für den Neubau der Brennereisenbahn im Abschnitt Blumau – Atzwang und Bau des zweiten Geleises von Bozen nach Innsbruck. Mehrere Lagerhallen und Gebäudeerweiterungen am Bozner Bahnhof tragen seine Handschrift. Seine berufliche Laufbahn beendete er als Oberbaurat, bevor er 1897 zum Vizebürgermeister von Innsbruck ernannt wurde. Seine Umbaupläne für den Bozner Bahnhof aus der Negrelli-Zeit sind in der Dauerausstellung des Kuratoriums im Foyer des Aufnahmegebäudes im Bahnhof Bozen zu sehen.

 
Sondertransport der Lokomotiven der Bahn Lana-Burgstall
11.12.2023

Am 13. Dezember, am Tag genau nach 110 Jahren, als die Tram erstmals auf der Bahnstrecke Lana Burgstall ihren Dienst antrat, erfolgt der Sondertransport der historischen Lokomotiven von Lana nach Neumarkt.

Beim Auf- und Abladen ist die Berufsfeuerwehr an Ort und Stelle. Die aufgrund von Witterungseinflüssen und Vandalenakten stark beschädigten E-Lokomotiven werden  Sand gestrahlt, pfleglich repariert und neu lackiert.   Der Transport mit Eskorte führt von Lana nach Neumarkt, wo dank der Unterstützung durch Pichler Stahlbau die Lagerhalle in der Nähe der Autobahnausfahrt (Ex Logistikunternehmen Züst Ambrosetti) für die Dauer der Sanierungsarbeiten zur Verfügung  gestellt wird. Die Verladearbeiten an der Etschbrücke auf der Höhe des Bahnhofs Lana Burgstall beginnen am 13.Dezember um 8.00 h. früh. Später, um den Schulbetrieb nicht zu stören, wird die zweite E-Lok in der Zollstrasse auf den Tieflader der Firma Erdbau geladen. Die Lokomotiven sollen nach der Sanierung wieder in Lana ausgestellt werden. Als Zeitzeugen erinnern sie an den wirtschaftlichen Aufschwung der Marktgemeinde Lana, die nicht zuletzt dank der von Ingenieur Joseph Riehl bereits 1908 den Anschluss an das internationale Eisenbahnnetz geschafft hat.

 
Kuratorium kritisiert geplanten Abriss der Südtiroler-Siedlungen in Bregenz
29.11.2023
In den Jahren der Option entschieden sich mehr als 75.000 Südtiroler*innen dazu ihre italienische Heimat zurückzulassen und nach Österreich zu gehen. Die abrupte zahlreiche Einwanderung brachte infrastrukturelle Probleme in Österreich mit sich. Tausende von Familien benötigten Wohnungen die nicht vorhanden waren. In kürzester Zeit wurden die sogenannten ,,Südtiroler Siedlungen“ in Tirol, Vorarlberg, Kärnten, Salzburg, Oberösterreich und und der Steiermark errichten.  Eine der nun 80 Jahre alten Siedlungen befindet sich in der Stadt Bregenz. Nun soll das kulturhistorisch bedeutende Zeugnis Neubau weichen. Das Kuratorium für technische Kulturgüter kritisiert den Abriss der Siedlungen. Man solle sich ein Beispiel an der aktuellen Sanierung der Wohnungen der Südtiroler Siedlung in Bludenz nehmen.  Ein Team aus Planerinnen, Energieexperten und Bauforschern geht dort dank der Unterstützung durch die Landespolitik, Baugesellschaft und Denkmalamt neue Wege. Bei dem Projekt geht in erster Linie um drei Punkte: Sanierung der Hülle, gute energetische Lösungen und Ausbau von ungenutztem Raum. Der gebaute Bestand muss weiterleben. Wittfrieda Mitterer, Autorin des Buches ,, Südtiroler Siedlungen- Condominium in mind“ hat sich der Herkulesaufgabe angenommen Südtiroler Siedlungen historisch zu Papier zu bringen. ,,Man muss lernen nicht alles schön zu reden was neu ist und krankzubeten was alt ist“, behauptet die Geschäftsführerin des Kuratoriums für technische Kulturgüter. Neue Wege schaffen, neues Leben. Erdwärme, Aussenwandheizungen, Solarenergie und Photovoltaik  ecc., seien Möglichkeiten der Gebäudesanierung. Außerdem werden laut Mitterer neue Visionen für das Zusammenleben entwickelt. Bleibt zu hoffen, dass die Wohnungsbaugesellschaft leistbares Wohnen in Bestand ermöglicht.
 
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