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Brennerbahn Bahnhof Gossensass

Brennerbahn Bahnhof Gossensass - Baubestand, Bauzustand und Nutzung
Heutiger Baubestand:
1999 wurden die Bahnhofsanlagen durch einen Bahnsteig zwischen Durchgangsgeleisen ergänzt, der durch eine Unterführung erreicht wird. Das hölzerne Magazingebäude wurde abgebrochen und durch einen Anbau in verputztem Mauerwerk an die Wasserstation ersetzt. Er enthält Werkstatträume. Sonst blieben alle Baulichkeiten erhalten. Der Raum der Fahrdienstleitung im Aufnahmsgebäude erhielt einen Vorbau in verglaster Stahlkonstruktion. In die Räume der Fahrdienstleitung und in den Eingangsbereich wurden Relais- und Schaltanlagen eingebaut. Der Warteraum erhielt Fahrkartenautomaten – ein Fahrkartenverkauf am Schalter mit Beratung findet nicht mehr statt.

Zwischen Pflersch und Gossensass befindet sich auf halber Strecke zum neuen Pflerschtunnel noch ein ehemaliges Wärterhaus. Es ist eine verschindelte Holzskelettkonstruktion auf einem Granitsockel. Die Giebelseiten sind mit schön gearbeiteter senkrechter Verschalung versehen. Es hat einen jüngeren, gemauerten und verputzten Anbau mit Schrägdach erhalten. Zusätzlich wurde talseitig noch ein Holzschuppen angebaut. Beide Zubauten verunstalten das ursprünglich gut proportionierte Gebäude erheblich.

Bauzustand:
Vor allem die alten Gebäude aus der Bauzeit der Brennerstrecke sind gut erhalten. Dagegen befindet sich der neueste Zubau, die Unterführung zum Mittelbahnsteig in sehr schlechtem und ungepflegten Zustand. Sehr gepflegt erscheint das Eisenbahnerwohnhaus von 1928 nach dem Übergang der Wohnungen in das Eigentum der Bewohner.

Derzeitige Nutzung:
Die Räume für Eingang mit Fahrscheinautomaten, Warteraum und Fahrdienstleitung (nur temporär besetzt) sind auf die ursprüngliche Flächen verteilt. Die Bar mit einfachem Gaststättenbetrieb – offenbar ein gern besuchter Treffpunkt! - nutzt auch die ehemalige überdeckte, zum Bahnsteig hin offene Wartehalle. Der Abbruch des hölzernen Saletts und dessen Ersatz durch mannshohe hölzerne Fertigelemente, welche die Sicht beeinträchtigen, hat die ursprüngliche Eleganz dieses Bahnhofsbauteiles durch die übliche Unsensibilität der FS in Bauunterhaltsfragen empfindlich entstellt. Die eine der beiden Wohnungen im Obergeschoß wird für die Überwachung des Pflerschtunnels genutzt, die andere steht leer. Die Wasserstation ist hat keine neue Nutzung erhalten und der neuere Anbau dient als Magazin und Abstellmöglichkeit. Die Wohnungen in den Wohnhäusern sind teilweise in das Eigentum der Bewohner übergegangen.

Geplante Nutzung:
Die leerstehende Wohnung im Aufnahmsgebäude soll als Sozialwohnung genutzt werden. Die andere Wohnung wird weiter für die Verwaltung des Katastrophenschutzes Pflerschtunnel benötigt. Die leerstehende Wohnung im Aufnahmsgebäude eignet sich für eine Sozialwohnung, deren Nutzer zur Gebäudeaufsicht verpflichtet werden sollten. Die Wohnungen in beiden Wohnhäusern werden – wie bereits der größte Teil - alle in Eigentumswohnungen umgewandelt werden. Der Warteraum soll mit Fotos zur Geschichte der Brennerbahn ausgestattet werden.

Empfehlung des Kuratoriums:
Der Bahnhof Gossensass – zusammen mit dem Bahnhof Toblach an der Pustertalstrecke ein Musterbeispiel altösterreichischer Fremdenverkehrsarchitektur! ist in besonders schönes Beispiel der Bahnhofsarchitektur entlang der Brennerstrecke und sollte entsprechend sensibel und den Originalplänen entsprechend renoviert erhalten bleiben. Verschiedene Entstellungen aus späterer Zeit sollten unter entsprechender fachlicher Beratung wieder entfernt werden. Dies sollte unbedingt im Rahmen einer unter Denkmalschutzstellung des gesamten, einmaligen Bahnhofensembles der Brennerbahn als eines Baudenkmals von europäischem Rang geschehen. Dazu gehört auch das traditionell freigestellte, durch einen Park vom Marktplatz erreichbare städtebauliche Umfeld. Besonderer Sorgfalt bedarf dabei die Gestaltung des Bahnhofsvorplatzes – z.Zt. leider ein öder Asphaltsee gelegentlich vollgeparkt mit Autobussen.

Die Führung der Bar durch einen qualifizierten Pächter ist ein wichtiges Element dieses Bahnhofes. Ihr sollte weiterhin Aufmerksamkeit geschenkt werden. Dem Pächter sollten Abstellmöglichkeiten im Keller so eingeräumt werden, daß das Kleine Salett der offenen Wartehalle nicht dafür zweckentfremdet werden muß. Ebenfalls sollte der hohe Zaun vor der gedeckten Terrasse entfernt und nur durch eine leichte Absperrung wie in vergangenen Zeiten ersetzt werden.

In den Publikumsräumen des Aufnahmsgebäudes könnten die Aushänge und Automaten sorgfältiger gestaltet sein und eine ständige Fotoausstellung der touristischen Vergangenheit von Gossensass eingerichtet werden. Ein Modellprojekt des Kuratoriums zur Aufwerung historischer Bahnhöfe wird zur Zeit für den Bahnhof Klausen entwickelt. Im Interesse steigender Nutzung der Bahn sollte den Fahrgästen der Aufenthalt im Gebäude möglichst angenehm gemacht werden. Dazu gehört auch eine Überarbeitung der hässlichen, der Bahnhofsgestalt unangemessenen und äußerst ungepflegten Unterführung aus neuerer Zeit.

Gesamtbewertung (Prof. Arch. Andreas Gottlieb Hempel):
Zum ersten Male in der Baugeschichte der Eisenbahn hat die K.K.Südbahn Gesellschaft mit den Bahnhofsbauten und sonstigen Hochbauten der Brennerbahn einen Architekten von Rang mit der Planung beauftragt, dessen Typenentwürfe sich gegenüber dem bis dahin üblichen Standard durch hohes gestalterisches, konstruktives und funktionelles Niveau auszeichneten. Äußerste Wirtschaftlichkeit, Dauerhaftigkeit, einfacher Unterhalt aber auch eine dem damaligen Reisepublikum entsprechende Gestaltung im Sinne großbürgerlicher Wohnhausbauten standen im Vordergrund der Überlegungen.

Das Bahnhofsgebäude Gossensass war zunächst der sparsame Typus IV der standardisierten Typenreihe mit nur einem Mittelgiebel zur Eingangsseite und je einer Fensterachse rechts und links davon. Gleisseitig ist das Mittelgiebelthema auf ein Mittelrisalit reduziert. In Anbetracht des bereits zwei Jahre nach dem Bau der Brennerbahn 1869 einsetzenden Tourismus aus der K.K. Monarchie und aus ganz Europa nach Gossensass mit der Eisenbahn erhielt das Gebäude südseitig noch einen eingeschossigen Anbau mit gleisseitig vorgelagerter überdeckter Loggia für die im Sommer draußen Wartenden. Insofern ist dieser Bau ein abgewandelter Sonderfall in der architektonischen Typenreihe.

Auch vom Material her gesehen sind hier andere Wege beschritten worden: Das Mauerwerk des zweigeschossigen Teils (wie übrigens auch der Wasserstation und auch der benachbarten Station Schelleberg) besteht aus Grauwacke (einem Stein des Plosemassivs) mit Einfassungen der Ecken und Fenster durch weißen Kalkstein (einer Kalksteinmetamorphose). Der Anbau dagegen ist aus grauem Grassteiner Granit wie übrigens die meisten Bauten entlang der Strecke zwischen Brenner und Bozen. Besonders reichhaltig ist auch das Holzwerk der Loggia und des Dachaufbaus gearbeitet. Das Dach hat einen hölzernen Kniestock erhalten um einen Ausbau des flachgeneigten Satteldaches zu ermöglichen. Diese Besonderheiten im Rahmen der sonstigen Typisierung, das Ensemble mit der Wasserstation und die parkartige Verbindung zum Ort machen diesen Bahnhof zu einem der bemerkenswertesten Bauten - einem Juwel - entlang der Brennerstrecke, das es bevorzugt zu pflegen und öffentlich zu nutzen gilt. Die Bar mit Restaurant ist ein beliebter Treffpunkt auch der einheimischen Bevölkerung, man wünschte sich allerdings eine etwas gepflegtere Atmosphäre (Einrichtung, Terrasse)


Aktueller Zustand:
      betriebstüchtig
Für Publikum zugänglich:
      Ja
Baudaten:
      Baubeginn: 23-02-1864
      Inbetriebnahme: 24-08-1867
      AuftraggeberIn: K.K. Privilegierte Südbahn Gesellschaft (1862)
      Projektant/Erfinder: Architekt: Wilhelm von Flattich (1826-1900)
      Erbauer/Konstrukteur: Karl von Etzel
Panorama

Südtirol - Eisacktal

Bahnhofstraße 11/95
I - 39041 Brenner/Gossensass




Anfahrt


Wegbeschreibung


Technik











Geschichte

Ursprünglicher Baubestand:
Mit dem Bau der Brennerbahn hatte Gossensass eine sprunghafte Entwicklung zum Touristenort. Bekannt wurde vor allem das von der Südbahn finanzierte „Gröbnersche Grand Hotel“, wo die Gäste „boeuf à la glacière, also mit Gletscherblick (Baedeker) speisten und auch Prominenz wie der Schriftsteller Henrik Ibsen zu Gast war. Mit dem Ersten Weltkrieg gingen diese goldenen Zeiten zu Ende. Gossensass, bisher selbständige Gemeinde wurde 1928 mit dem Brenner Verwaltungseinheit. Erst nach dem 2. Weltkrieg lebte der Tourismus wieder auf.

Der Bahnhof Gossensass, bestand zunächst nur aus einem einfachen Aufnahmsgebäude des Typus IV, der noch etwas kompakter als der Normaltyp gehalten war:
strassenseitig weist es noch die Giebelfront mit dem Eingang auf, die sich gleisseitig nur noch als Mittelrisalit unter dem durchgehenden Satteldach ausdrückt. Wegen der vielen Touristen erhielt der Bahnhof jedoch rasch einen östlichen Anbau mit Restaurant und einem offenen hölzernen Salett, das für den Sommer als zusätzlicher Warteraum für die Gäste gedacht war. Das Aufnahmsgebäude bestand aus einem Raum für den Publikumsverkehr, die Fahrdienstleitung, Toiletten, Bar mit Nebenräumen sowie zwei Wohnungen, im Ober- und im Dachgeschoss.
50 m nordwestlich davon wurde die Wasserstation mit dem typischen, teilweise holzverschalten Turm für die Wasserbehälter errichtet. Ein hölzerner Magazinbau entstand südlich des Aufnahmsgebäudes. Etwas später (aber noch in altösterreichischer Zeit) wurde im Anschluß an die Wasserstation ein zweigeschossiges Wohnbau gebaut. Es erhielt ein Granitsockelgeschoss und ein verputztes Obergeschoss mit Granitlisenen.

Ca. 200 m südöstlich des Hauptgebäudes baute die FS nach Plänen von Angiolo Mazzoni 1928 ein dreigeschossiges Wohnhaus im Rahmen des Wohnhausprogrammes für Eisenbahnangestellte.





Kontakt

Ferrovia Statale FS - Direktion Region Bozen

39100 Bozen
Tel: 0039-0471-976077
Fax: 0039-0471-313786
Webseite: http://www.trenitalia.it


Meilensteine

K.K. Privilegierte Südbahn Gesellschaft (1862)
Bauzeit 1863 – 1867 von Innsbruck nach Bozen unter Karl von Etzel (gest. 1865) und Achilles Thommen, Wilhelm Pressel, Julius Lott und Wilhelm Hellwag. Fertigstellung: 1867, Unterführung und Mittelbahnsteig 1999 Heutige Eignerin: Italienische Staatsbahn FS (seit 1919 für die Strecke ab Brenner).

Architekt: Wilhelm von Flattich (1826-1900)
Wilhelm von Flattich (1826-1900), Hochbaudirektor der K.K Privilegierten Südbahngesellschaft. Mitarbeit: Arch. Franz Wilhelm.



Fotogalerie

imgu8x0SM.jpgBahnhof Gossensass, Platzseite
Ein Juwel unter den Bahnhöfen der Brennerbahn.
AutorIn/Copyright:Andreas Gottlieb Hempel, Brixen 2004
imgq3KPRG.jpgBahnhof Gossensass, Gleisseite

AutorIn/Copyright:Andreas Gottlieb Hempel, Brixen 2004
imgSZECow.jpgBahnhof Gossensass, Wasserturm

AutorIn/Copyright:Andreas Gottlieb Hempel, Brixen 2004


Literatur

Bahnhof Gossensass
Informationen und Zitate aus:
Wilhelm von FLATTICH ?Der Eisenbahn-Hochbau in seiner Durchführung auf den Linien der K.K. Priv. Südbahn-Gesellschaft? Wien, Lehmann&Wenzel, ohne Datum.
Elisabeth BAUMGARTNER ?Kleinodien alt-österreichischer Eisenbahnarchitektur: Die Hochbauten der Brennerbahn?; Fotos Walter NIEDERMAYER, in Christoph BERTSCH (Hrsg) ?Industriearchäologie, Nord-, Ost-, Südtirol und Vorarlberg?, Innsbruck, Haymon Verlag 1992, S. 49-77.
Elisabeth BAUMGARTNER; ?Eisenbahnlandschaft Alt-Tirol?, Innsbruck, Haymon, 1990.
Gerhard und Josef DULTINGER, ?Die Brennerbahn, Gestern ? heute ? morgen?, Thaur/Tirol, Wort und Welt Verlag, 2. Auflage: 1989
Laura Facchinelli ?Die Eisenbahn Verona-Brenner? Athesia Bozen 1995
MART Quaderni di architettura ?Angiolo Mazzoni ? Architetto Ingeniere del Ministero delle Communicazioni? Skira Editore, Milano 2003.
Wittfrieda MITTERER ?Zeitzeichen der Technik? Edizione Raetia, Bozen 1993.

Siehe auch:
Günther ENNEMOSER, ?La storia di Colle Isarco con particolari riguardi agli anni 1850 ? 1914, tesi di laurea?, Padova, 1974/75.
Günther ENNEMOSER; Südtiroler Gebietsführer, Nr.39, Bozen, Athesia Druck, 1984.
Alois TRENKWALDER, ?Brenner ? Brennero, Gemeinde?, Gemeinde Brenner-Gossensass (Hrsg.) 1999.
Hans-Jürgen und Carl ROSENBERGER ?Die Eisenbahnen in Südtirol? Athesia; 1993.

Auskunftspersonen:
Radames PANDINI, Bauabteilung der FS, Bahnhof Bozen, Planarchiv.
Rudi PLANK Vorsitzender des Eisenbahner-Freizeitvereins Dopolavoro FS, Bahnhof Sterzing
Erscheinungdatum: 00-00-0000