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Brennerbahn Bahnhof Freienfeld

Brennerbahn Bahnhof Freienfeld - Baubestand, Bauzustand und Nutzung
Heutiger Baubestand:
Die ausgedehnten Militäranlagen sind völlig verschwunden. 1950 wurde an der Stelle des hölzernen Magazins ein gemauertes Lagerhaus errichtet, welches 1995 für die Einrichtung von Blockschaltungen und Toiletten umgebaut wurde. Gleichzeitig wurden Bahnsteigüberdachungen errichtet, ein neuer Bahnsteig mit Unterführung zwischen beiden Durchgangsgeleisen eingefügt und der alte Bahnhofsbau saniert – leider wurden in den Eingang Schaltrelais eingebaut, so daß der Zugang nur direkt in den Warteraum im südlichen Erdgeschoss möglich ist. Ergänzt wird das Bahnhofsensemble durch zwei historische Gasthäuser, der bereits erwähnte direkt gegenüberliegende Gasthof „Neue Post“ mit einer schönen hölzernen Veranda aus dem Jahre 1922 (errichtet vom einstigen Postmeister des heutigen (2004) Besitzers Norbert Benedikter) und der etwas weiter nördlich ausser Sichtweite gelegene Gasthof „Lener“ mit einem originellen Bezug zur Eisenbahn:
Ein ÖBB-Waggon vor dem Gasthaus „Lener“ dient seit Januar 2004 freitags und samstags als Bar. Wirt Roland Volgger hat den 30 000 Kilo schweren Waggon der Österreichischen Bundesbahn als Alteisen gekauft und mit einigen Schwierigkeiten über den Brenner nach Freienfeld transportieren lassen.

Derzeitige Nutzung:
Das Aufnahmsgebäude enthält einen Warteraum mit Fahrscheinautomaten. Die Fahrdienstleitung ist nur temporär besetzt. Die Wohnung im Obergeschoß ist an Eisenbahnbeschäftigte vermietet. Leider ist der schöne Gasthof mit seiner Holzveranda im Schatten einer mächtigen Linde vor allem im Winter unregelmäßig geöffnet und würde eine behutsame Renovierung vertragen. Wirt Benedikter, dessen Hobby übrigens historische Bahnen sind, betreibt jedoch in der alten Stube eine Bar (Di. geschl.) und öffnet ab Mai die von einer sehr alten Efeupflanze umrankte hölzerne Veranda, die gerne für Familienfeiern genutzt wird.
Durch den geplanten und streckenweise schon realisierten Fahrradweg Brenner – Bozen könnten die benachbarten Gasthöfe eine weitere Belebung erfahren.

Geplante Nutzung:
Nutzungsänderungen sind nicht bekannt. Eine Oberflächengestaltung des Bahnhofsvorplatzes wäre eine dringende minimale Maßnahme, die Wiederentdeckung des von der Brennerstraße abgelegen und etwas schwer auffindbaren Gasthofes „Neue Post“ eine Großtat, die den Bahnhof und seine Nutzung außerordentlich aufwerten würde.

Empfehlung des Kuratoriums:
Die originären Bahnhofsbauten entlang der Brennerbahn sollten – in Freienfeld und sonst auch! - unbedingt in ihrer Gesamtheit unter Ensembleschutz gestellt werden! Die Brennerbahn ist durch sie ein bauhistorisches Monument von europäischem Rang. Der Bahnhof in Freienfeld stellt ein besonders gut erhaltenes Beispiel der kompaktesten Baugruppe dar. Leider ist der ursprüngliche mittige Durchgang nicht mehr öffentlich genutzt sondern von Regeltechnik unzugänglich belegt. Es fehlt eine Bar oder ein Kiosk um den Bahnhof zu beleben. Die zwei historischen Gasthöfe könnten jedoch neue Anziehungspunkte werden. Augenmerk sollte einer angemessen Gestaltung des Bahnhofsvorplatzes geschenkt werden.

Gesamtbewertung (Prof. Arch. Andreas Gottlieb. Hempel):
Der kleine Bahnhof wurde zwischen Stilfes im Westen und Trens im Osten in der Talweite südlich des ehemals sumpfigen aber heute weitgehend trockengelegten und verlandeten Sterzinger Mooses angelegt. Die heutige Gemeinde Freienfeld wurde 1928 aus den beiden ursprünglich selbständigen Gemeinden, die auf das Jahr 1820 zurückgehen und der 1838 gegründeten Gemeinde Mauls gebildet. Schon die Römer siedelten hier. Die Bahn stieß auf großen Widerstand der Bauern in Stilfes und Trens, so daß der Bahndamm nur durch sumpfiges Gelände, das erst 1875 kultiviert wurde, gelegt werden konnte. Aber durch die Bahn begann auch in Freienfeld der Fremdenverkehr, der heute mit die wichtigste Grundlage des wirtschaftlichen Wohlstandes ist.

Die weitläufige Gemeinde Freienfeld hat eigentlich keinen kommunalen Mittelpunkt wenn man nicht das in den letzten zwei Jahrzehnten des zwanzigsten Jahrhunderts entstandene, städtebaulich ungestalte Gewerbegebiet dafür halten möchte, an dessen westlicher Grenze der Bahnhof nach einigem Suchen schließlich zu finden ist. Einige ehemalige Bauten für Eisenbahnbedienstete aus den zwanziger Jahren (Architekt Angiolo Mazzoni) entlang der Staatsstraße lassen jedoch den Bahnhof hinter der Gewerbesteppe vermuten.

Der Bahnhof entpuppt sich schließlich als ein gut gepflegtes Juwel aus der Reihe der Typenbauten für Bahnhöfe, die Architekt Wilhelm von Flattich für die Brennerbahnstrecke entwickelte. Vom Nutzungsbedarf hochfunktionell durchdacht, äußerst wirtschaftlich in Bau und Unterhalt errichtet, spiegelten sie architektonisch den Zeitgeist der Reisenden - großbürgerliche Baukultur mit Reminiszenzen an noble Villen, die sich keinesfalls bäuerlich-alpiner Dekorationen bedienten. In diesem Selbstbewusstsein gestaltet, biedern sie sich weder der Umgebung noch dem Betrachter an sondern symbolisieren eine architektonische Symbiose mit der technischen Neuerung des Verkehrsmittels Eisenbahn. Insofern sind sie bauhistorische Monumente – auch in der kleinsten Ausführung des Typus, wie hier in Freienfeld.

Wie fast überall haben die Zubauten unserer Zeit leider bei weitem nicht die Qualität des Originals, sei es der südliche Zubau, die in sich gar nicht so schlechten Bahnsteigüberdachungen oder nur die Hauseingangstür aus dem Baumarkt zur Wohnung im Obergeschoss.

Hinter dem Bahnhof liegt ein wenig bekanntes altes Gasthaus, daß mit etwas Liebe vorsichtig renoviert mit den schönen großen Bäumen und dem Bahnhof eine idyllische Gruppierung für Südtirolliebhaber bilden könnte. Eisacktaler Gastronomie mit Gleisanschluss und Fahrradweg wären die Mühe um den Individualtourismus in diesem schönen Tal wert. Dazu gehört aber auch eine entsprechende Gestaltung des kleinen Bahnhofplatzes. Der jetzige Asphaltsee mit Löchern bringt’s nicht!


Aktueller Zustand:
      betriebstüchtig
Denkmalgeschützt mit LAB Nr.:
      Bp. 79/5, E.Zl. 249/II, K.G. Trens
Für Publikum zugänglich:
      Ja
Baudaten:
      Baubeginn: 00-00-0000
      Inbetriebnahme: 00-00-0000
      AuftraggeberIn: K.K. Privilegierte Südbahn Gesellschaft (1862)
      Projektant/Erfinder: Architekt: Wilhelm von Flattich (1826-1900)
      Erbauer/Konstrukteur: Karl von Etzel
Panorama

Südtirol - Eisacktal
Bahnhofstraße
I - 39040 Freienfeld






Technik











Geschichte

Ursprünglicher Baubestand:
Schon die Römer besiedelten diesen Teil des Eisacktales, durch den die römische Straße führte. Sie überquerte den Eisack um über das heutige Stilfes um das Sumpfgebiet im Talgrund nach Vipitenum zu umgehen. 1928 wurden die ursprünglich selbstständigen Gemeinden Trens, Stilfes und Mauls zur Gemeinde Freienfeld zusammengeschlossen. Beim Bau der Eisenbahn stieß man im Talgrund wegen des sumpfigen Untergrundes (700 ha). auf große Schwierigkeiten, da man – um den Wasserhaushalt nicht zu stören – auf einen Damm verzichten musste.. Nach dem Bau der Bahnlinie begann ab 1875 die Kultivierung des Gebietes für die Landwirtschaft. Gleichzeitig begann auch hier der Fremdenverkehr.

1867 wurde ein Aufnahmsgebäude vom Typ IV gebaut, sehr kompakt, aus der Typenserie von Bahnhofsbauten entlang der Brennerlinie des Architekten Wilhelm von Flattich. Es hatte über dem Eingang mit zwei Fensterachsen darüber zum Bahnhofsvorplatz einen Mittelrisalit mit Giebeldach, das jedoch gleisseitig nicht wiederholt wurde. Die platzseitige Gliederung zeichnete sich dort nur durch bossierte Mauerwerksrisalite in der gleichen Ebene der Fassade unter durchgehender Traufe ab. Seitlich des Mittelrisalites war jeweils nur eine Fensterachse angeordnet. Dadurch ergaben sich zum Bahnsteig hin vier gleichmäßig aufgeteilte Fensterachsen. Die Giebelseiten waren bis in die Spitze gemauert, hatten dort ein rundes Fenster und nur auf der Nordseite darunter drei schmale Fenster im 1. Obergeschoß für die Wohnung. Das ganze Gebäude wurde in Grassteiner Granit gemauert und weist in den Giebelspitzen der Dachüberstände schön gearbeitete Holzdetails auf.

Südlich des Hauptgebäudes sah man, wie meist üblich, einen hölzernen Magazinbau vor. Gegenüber dem Bahnhof entstand ein Hotel mit Resaurant.

1928 wurden die Anlagen zur Güterabfertigung mit zwei Geleisen und einem südlichen Anbau an das Aufnahmsgebäude für ein elektromechanisches Stellwerk ausgebaut. Gleichzeitig wurde ein Plan genehmigt, der den Ausbau der Flächen entlang der Strecke zwischen Freienfeld und Sterzing als wichtigen Militärbahnhof vorsah. Es umfasste ein Bündel von fünf Richtungsgeleisen, eine Laderampe, eine Drehscheibe für Lokomotiven, ein Bürogebäude und ein weiteres für 4 Wohnungen. Diese Anlage wurde in den dreißiger Jahren ständig erweitert und umfasste schließlich fünf Laderampen, elf Gleisstränge und zahlreiche Militärbaracken. Im Krieg wurde diese ausgedehnte Einrichtung das Ziel zahlreicher Bombenangriffe, die zur völligen Zerstörung führten. Nur der kleine kompakte Bahnhof aus Granit überstand alles.

Ebenfalls im Jahre 1928 wurden vom Architekten Angiolo Mazzoni entlang der Staatsstraße östlich des Bahnhofsgeländes dreigeschossige Wohnblocks für die Mitarbeiter der FS errichtet.





Kontakt

Ferrovia Statale FS - Direktion Region Bozen

39100 Bozen
Tel: 0039-0471-976077
Fax: 0039-0471-313786
Webseite: http://www.trenitalia.it


Meilensteine

K.K. Privilegierte Südbahn Gesellschaft (1862)
Bauzeit 1863 – 1867 von Innsbruck nach Bozen unter Karl von Etzel (gest. 1865) und Achilles Thommen, Wilhelm Pressel, Julius Lott und Wilhelm Hellwag. Fertigstellung:1867 Heutige Eignerin: Italienische Staatsbahn FS (seit 1919 für die Strecke ab Brenner).

Architekt: Wilhelm von Flattich (1826-1900)
Wilhelm von Flattich (1826-1900), Hochbaudirektor der K.K Privilegierten Südbahngesellschaft. Mitarbeit: Arch. Franz Wilhelm.



Fotogalerie

imgeot8qq.jpgBahnhof Freienfeld, Straßenseite
Nur Granit steht alles durch.
AutorIn/Copyright:Andreas Gottlieb Hempel, Brixen 2004
imgiNle06.jpgBahnhof Freienfeld, Gleisseite

AutorIn/Copyright:Andreas Gottlieb Hempel, Brixen 2004


Literatur

Bahnhof Freienfeld
Informationen und Zitate aus:
Wilhelm von FLATTICH ?Der Eisenbahn-Hochbau in seiner Durchführung auf den Linien der K.K. Priv. Südbahn-Gesellschaft? Wien, Lehmann&Wenzel, ohne Datum.
Elisabeth BAUMGARTNER ?Kleinodien alt-österreichischer Eisenbahnarchitektur: Die Hochbauten der Brennerbahn?; Fotos Walter NIEDERMAYER, in Christoph BERTSCH (Hrsg) ?Industriearchäologie, Nord-, Ost-, Südtirol und Vorarlberg?, Innsbruck, Haymon Verlag 1992, S. 49-77.
Elisabeth BAUMGARTNER; ?Eisenbahnlandschaft Alt-Tirol?, Innsbruck, Haymon, 1990.
Gerhard und Josef DULTINGER, ?Die Brennerbahn, Gestern ? heute ? morgen?, Thaur/Tirol, Wort und Welt Verlag, 2. Auflage: 1989
Laura Facchinelli ?Die Eisenbahn Verona-Brenner? Athesia Bozen 1995
MART Quaderni di architettura ?Angiolo Mazzoni ? Architetto Ingeniere del Ministero delle Communicazioni? Skira Editore, Milano 2003.
Wittfrieda MITTERER ?Zeitzeichen der Technik? Edizione Raetia, Bozen 1993.

Siehe auch:
Günther ENNEMOSER, ?La storia di Colle Isarco con particolari riguardi agli anni 1850 ? 1914, tesi di laurea?, Padova, 1974/75.
Günther ENNEMOSER; Südtiroler Gebietsführer, Nr.39, Bozen, Athesia Druck, 1984.
Alois TRENKWALDER, ?Brenner ? Brennero, Gemeinde?, Gemeinde Brenner-Gossensass (Hrsg.) 1999.
Hans-Jürgen und Carl ROSENBERGER ?Die Eisenbahnen in Südtirol? Athesia; 1993.
Benedikt SAUER, in FF-Südtiroler Wochenmagazin ?Mein Zugwaggon? 18.03.04 S. 92

Auskunftspersonen:
Radames PANDINI, Bauabteilung der FS, Bahnhof Bozen, Planarchiv.
Rudi PLANK Vorsitzender des Eisenbahner-Freizeitvereins Dopolavoro FS, Bahnhof Sterzing.
Oswald ÜBEREGGER, Universitätsassistent lbk, Stilfes,
Norbert BENEDIKTER, Wirt Gasthof ?Neue Post?
Roland VOLGGER, Wirt Gasthof ?Lener?
Erscheinungdatum: 00-00-0000