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Pustertalbahn Bahnhof Aicha (ehem.)

Pustertalbahn Bahnhof Aicha (ehem.) - Baubestand, Bauzustand und Nutzung
Heutiger Baubestand:
Das Aufnahmsgebäude ist unverändert erhalten. Leider wurden die beiden hölzernen Magazine abgerissen. Der breite Gleiskörper mit ursprünglich mehreren Ausweich- u. Rangiergleisen wurde auf ein Durchgangsgleis reduziert.

Bauzustand:
Seit der Stillegung, Verschließung und Umzäunung des Bahnhofsgebäudes verrottet das besonders schöne Holzbauwerk allmählich. Insbesondere ist der tragende Eckpfosten der Süd-Ostecke durch ein defektes Fallrohr durchgefault und gefährdet die Tragfähigkeit an dieser Stelle. Da das Dach gut erhalten ist, sind die Innenräume trotz optischer Verwahrlosung noch in gutem baulichen Zustand.

Derzeitige Nutzung:
Seit 15 Jahren wird das Gebäude nicht mehr genutzt. Selbst die bekieste Zufahrtsstraße wächst allmählich zu.

Geplante Nutzung:
Über eine künftige Nutzung ist noch nichts konkret bekannt. Die Gemeinde Aicha hat jedoch Interesse an dem Grundstück für eine landwirtschaftliche Nutzung und an dem Gebäude für eine Nutzung mit Sozialwohnungen. Gespräche mit der Metropolis AG darüber haben bisher ohne Ergebnis stattgefunden.

Empfehlung des Kuratoriums:
Bei dem ehemaligen Bahnhof Aicha handelt es sich um eines der beiden großen Bahnhofsgebäude, die in der Nähe der Festung Franzensfeste aus militärischen Gründen in Holz ausgeführt wurden – gegnerischen Soldaten sollte keine Deckungsmöglichkeit durch massive Steinbauten geboten werden. Das Bahnhofsgebäude ist einzigartig, da die Holzarbeiten, insbesondere die Schabrackenverzierungen des Giebelfeldes, ihre Fortsetzung durch Verschindelung bis auf den Sockel heruntergezogen wurde. Diese Art der Verkleidung kommt sonst nur noch bei Bahnwärterhäuschen vor, die von den Bahnhöfen weit entfernt sind. Das gesamte Flair eines eleganten „Landhauses“ ist einmalig und sollte sensibel erhalten werden. Allerdings sind rasche Eingriffe erforderlich.

Auch wenn sich keine – bevorzugt! – öffentliche Nutzung findet, so bietet das Gebäude doch Platz für 4 großzügig geschnittene Wohnungen, deren Störung durch vorbeifahrende Züge relativ gering ist.

Gesamtbewertung (Prof. Arch. Andreas G. Hempel):
Nach dem Verlust Oberitaliens im Krieg 1866 wurde die Ost-West Verbindung von der Brennerbahn nach Wien überaus dringlich für die K.K. Monarchie. Von Franzensfeste führte die Pustertalbahn durch das 1838 fertiggestellte Fort Franz I. Erste Station nach der inzwischen gänzlich verschwundenen Militärhaltestelle im Fort selbst war der kleine Obstanbauort Aicha. Den Entwurfsprinzipien für den Bahnhof Franzensfeste folgend wurde auch der Bahnhof Aicha in einer verschindelten Holzfachwerkkonstruktion erstellt um den militärischen Bedingungen zu entsprechen.

Der ehemalige Bahnhof Aicha liegt zentral in der Ortsmitte, allerdings führt nur ein Schotterweg von der Dorfstraße zum Eingang. Der walmdachgedeckte quadratische Zentralbau mit den symmetrisch angeordneten Seitenflügeln unter Satteldächern ist ein architektonischer Sonderfall zwischen den Bauernhöfen und Wohnhäusern des Dorfes und hat leider keine gestalterischen Fortsetzungen gefunden. Dennoch fügt sich das Gebäude harmonisch und zurückhaltend in das Ortsbild ein.

Der über die Seitenflügel vorspringende Mittelbau wird durch einen den Eingang betonenden Vorbau in ganzer Gebäudehöhe straßenseitig akzentuiert – er findet gleisseitig keine Wiederholung zugunsten einer völlig gleichmäßigen Aufteilung der sechs Fensterachsen. Die Fenster selbst sind in ihren historisierenden Umrahmungen größer als üblich und verleihen dadurch dem Bau eine landhausartige Vornehmheit. Diese klare Reihung kehrt jeweils auf Vorder- und Rückseite der Seitenflügel wieder.

Der Gesamteindruck des Baus vermittelt eine klassizistisch anmutende Ruhe, deren Klarheit durch die sorgfältig ausgeführten Holzdetails des Kniestocks und der Fensterumrandungen gestalterisch romantisiert wird. Eine sehr schöne und eigenwillige Interpretation landschaftsgebundener Bauweise für ein technisches Gebäude. Diese Gestaltungs- und Ausführungsqualität findet sich bestenfalls in den Holzbauten der gleichen Epoche in Skandinavien wieder.

Dieser für Südtirol einmalige historische Holzbau muß unbedingt erhalten, renoviert und neu genutzt werden. Es bietet sich eine öffentliche Nutzung wie Kindergarten, Jugendherberge o.ä. an. Aber auch eine private Nutzung als Wohnhaus oder als Restaurant mit Garten ist wegen der schönen Südlage mit weitem Blick über den Brixener Talkessel denkbar. Das klare Konstruktionsprinzip ist auch für Büroräume gut geeignet. Es sollte aber in Anbetracht des Bauzustandes rasch gehandelt werden um den bemerkenswerten ehemaligen Bahnhof für die Südtiroler Bautradition zu retten.


Aktueller Zustand:
      nicht funktionstüchtig
Denkmalgeschützt mit LAB Nr.:
      Bp. 33, E.Zl. 43/II, K.G. Aicha
Für Publikum zugänglich:
      Ja
Baudaten:
      Baubeginn: 00-00-1866
      Inbetriebnahme: 00-00-1871
      Betriebsende: 00-00-1989
      AuftraggeberIn: K.K. Privilegierte Südbahn Gesellschaft (1862)
      Projektant/Erfinder: Architekt: Wilhelm von Flattich (1826-1900)
Panorama

Südtirol - Eisacktal
Eingang Pustertal

Dorfstrasse
I-39040 Natz-Schabs, Fraktion Aicha




Anfahrt


Wegbeschreibung


Technik











Geschichte

Ursprünglicher Baubestand:
Aufnahmsgebäude in Holzbauweise aus militärischen Gründen wegen der Nähe der Franzensfeste – deshalb ein völlig eigenständiger Bau außerhalb der Typenentwürfe des Architekten Wilhelm von Flattich. Ein großes und ein kleines Magazin, ebenfalls in verschalter Holzständerbauweise.





Kontakt

Ferrovia Statale FS - Direktion REgion Bozen

39100 Bozen
Tel: 0039-0471-976077
Fax: 0039-0471-313786
Webseite: http://www.trenitalia.it


Meilensteine

K.K. Privilegierte Südbahn Gesellschaft (1862)
Bauzeit 1866 –1871 von Franzensfeste bis Lienz. Fertigstellung: 1871 Heutige Eignerin: Italienische Staatsbahn FS (seit 1919 für die Strecke bis Innichen)

Architekt: Wilhelm von Flattich (1826-1900)
Wilhelm von Flattich (1826-1900), Hochbaudirektor der K.K. Privilegierten Südbahngesellschaft. Mitarbeit :Arch. Franz Wilhelm.



Fotogalerie

imgevTj7L.jpgBahnhof Aicha (ehem.)
Holzbaupreis 1871 - der große Bahnhof aus Holz im Pustertal.
AutorIn/Copyright:Andreas Gottlieb Hempel, Brixen 2004
imgjTVOgl.jpgBahnhof Aicha (ehem.), Detail Fassade

AutorIn/Copyright:Andreas Gottlieb Hempel, Brixen 2004
imgzwmTvI.jpgBahnhof Aicha (ehem.), Sicht von Norden

AutorIn/Copyright:Andreas Gottlieb Hempel, Brixen 2004


Literatur

Bahnhof Aich (ehem.)
Informationen:
Francesco Pozzato ?Il Treno in Pusteria? Athesia Bozen, 1990
Radamès Pandini und Andrea Pizzuro, FS/RFI, Bozen.
?Nutzungskonzept für verwaiste Bahnhöfe? Text: Elisabeth Baumgartner, Koordination: Wittfrieda Mitterer. Workshop vom 15. Mai 2003 in Bozen.
?Der Eisenbahnhochbau in seiner Durchführung auf den Linien der K.K.privilegierten Süd-Bahngesellschaft? von Wilhelm von Flattich und Franz Wilhelm, Atlas, Lehmann & Wenzel, Wien.
Hans Heiss ?Kurzer Höhenflug: Der Bau der Pustertalbahn 1871? in Mobilitätszentrum Bruneck, der Architekturwettbewerb für das Bahnhofsareal, 2001, Folio Verlag, Wien-Bozen.
Rudi Plank DLF Sterzing, Erich Irenberger, FS Brixen. Architekt Albert Willeit, ehem. Obmann des Heimatpflegerverbandes Pustertal,Bruneck. Architekt Bernhard Lösch, Beirat für Baukultur im Heimatpflegeverband und Vertreter Italiens bei Europa Nostra, Innichen, Josef Oberhofer, Geschäftsführer Heimatpflegeverband, Bozen. Helmuth Stampfer, Landeskonservator und Leiter der Abteilung Denkmalpflege der Landesverwaltung, Bozen.
Erscheinungdatum: 00-00-0000