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Pustertalbahn Bahnhof Innichen

Pustertalbahn Bahnhof Innichen - Baubestand, Bauzustand und Nutzung
Heutiger Baubestand:
Das Aufnahmsgebäude blieb bis auf den teilweisen Einbau von Aluminiumfenstern und die Veränderung der ehemals hölzernen verglasten Loggia gleisseitig vor dem erdgeschossigen Westflügel nahezu unverändert. Die Seitenflügel erhielten Stegfalzblechdächer.
Die hölzerne Lokomotivremise an der Wasserstation wurde abgerissen und 1986 durch einen verputzten Mauerwerksbau als Trafostation ersetzt. Westlich davon wurde in den 60er Jahren eine lange erdgeschossige offene Güterhalle mit Rampe für Viehtransporte errichtet.
Nach dem ersten Weltkrieg wurde östlich an den hölzernen Magazinbau eine Zolllagerhalle in einer Stahlbetonstützenkonstruktion mit Sichtmauerwerkausfachung unter einem weit auskragenden hölzernen Satteldach hinzugefügt.
Beide Wärterhäuschen erhielten in neuerer Zeit winkelförmig angesetzte verputzte Anbauten. Im östlichen Geländeteil kamen noch zwei erdgeschossige satteldachgedeckte Technikgebäude in einfacher verputzter Massivbauweise hinzu.
Nördlich der Staatstrasse errichtete der Architekt Angiolo Mazzoni 1927 einen dreigeschossigen Wohnbau für Mitarbeiter der Staatlichen Eisenbahngesellschaft FS. Südlich der Bahn entstand ein Gebäude für DLF (Dopo Lavoro Ferrovia).

Bauzustand:
Alle Gebäude sind in gutem Zustand, allerdings könnte das wertvolle Aufnahmsgebäude im Sinne des ursprünglichen Zustandes wenigstens außen sensibel renoviert werden (Alufenster, Details).

Derzeitige Nutzung:
Im Aufnahmsgebäude kann der Fahrgast Fahrkarten am Schalter oder an Automaten erwerben. Er findet einen Warteraum direkt neben der gemütlichen Bar/Pizzeria/Restaurant mit kleinem Gastgarten im Ostflügel vor. Öffentliche Toiletten sind mit gleisseitigem Zugang vorhanden. Neben den Diensträumen für die FS waren auch Diensträume für die ÖBB im Erdgeschoss untergebracht sowie Büros für den Zoll, die Guardia di Finanza, die Bahn- u. Grenzpolizei – also eine rundum vollständige Nutzung als Grenzbahnhof. Nun stehen diese Räume leer. Dennoch zieht auch in Zeiten des Schengener Abkommens die Polizei aus der nahegelegenen Polizeistation bei der regelmäßigen Ankunft des ÖBB City Shuttles aus Lienz auf.
Von den zwei Wohnungen im Obergeschoss ist die westliche ständig und die östliche als zeitweilige Unterkunft für Dienstpersonal bewohnt.
Der Turm der Wasserstation wird im Zusammenhang mit dem Anbau für Trafo- und Schaltanlagen genutzt. Offenbar werden auch die beiden Magazinbauten genutzt, der Holzbau als Lager, der Steinbau als Zollfrachthalle.
Die beiden Technikbauten aus den 80er Jahren des 20. Jhts sind in Betrieb. Das westliche Wärterhaus scheint unbewohnt, das östliche wird von einer Kulturvereinigung „La Sorgente“ genutzt. Die große offene Umschlagshalle für Viehtransporte wird nicht mehr für diese Zwecke benötigt.
Das nördlich des Bahnhofs liegende Wohngebäude für Eisenbahner wurde 2003 renoviert und ist vollständig bewohnt. Die Wohnungen befinden sich teilweise im Eigentum der Bewohner, die alle Mitarbeiter der FS sind oder waren.

Geplante Nutzung:
Die Gemeinde beabsichtigt, am Bahnhof Innichen alle Verkehrsteilnehmer zusammenzuführen – Bahn, Busse, Pkw, Fahrräder und Fußgänger. Insbesondere ist der Fahrradtourismus in den vergangenen Jahren erheblich angestiegen und Innichen ist durch seine Position als Grenzbahnhof prädestiniert, die Fahrradtouristen aus Süd- und Osttirol mit der Bahn zu ihren Fahrradstrecken zu bringen. Ein Fahrradverleih ist geplant.
Weiterhin ist im Südwestteil des Bahngeländes eine Handwerkerzone geplant, die allerdings auch das technisch interessante, aber nicht mehr genutzte Lokomotivwendekreuz als Fläche beanspruchen wird. Möglicherweise kann dabei die nicht mehr genutzte Viehverladerampe neu genutzt werden. Ein Interessent für einen Getränkediscount hat sich wieder zurückgezogen
Im ehemaligen Wasserstationshaus ist an ein Eisenbahnmuseum gedacht.
Leider scheint der Pächter der Pizzeria Schwierigkeiten zu haben und will seinen Vertrag kündigen.
Durch die Umstrukturierung der FS in der letzten Zeit werden viele Geleise nicht mehr benötigt – Flächen, über die im Rahmen der Umgestaltung des Ortsrandes nachgedacht wird.

Empfehlung des Kuratoriums:
Das eigenständige Aufnahmsgebäude, die Magazine, die Wasserstation und die Wärterhäuschen sollten ebenso wie die originalen Bauten der Pustertallinie als Dokument der Eisenbahnpionierzeit als Dokument von europäischem Rang unter Ensembleschutz gestellt werden, sorgfältig erhalten, genutzt und im Sinne der originalen Bausubstanz renoviert werden.
Es sollte versucht werden, die entstehende Handwerkerzone auch verkehrstechnisch an den Bahnhof (Liefergleis) anzuschließen.

Gesamtbewertung (Prof. Arch. Andreas Gottlieb Hempel):
Unter den ehemals drei wichtigsten Bahnhöfen der Pustertalbahn – Bruneck, Toblach und Innichen – hatte eigentlich nur Innichen seine umfassende Funktion behalten. Dazu trug natürlich die Situation als Grenzbahnhof, der auch von der ÖBB direkt angefahren und mitgenutzt wird und die zentrale Lage im Ort bei.

Möglicherweise könnte der derzeitig sehr kahle und hässliche städtebauliche Gesamteindruck Innichens, von Westen her gesehen, entscheidend durch eine strenge Baumpflanzung an der Stelle von aufzulassenden Geleisen längs der Staatsstraße abgemildert werden. Sollte die offene Viehfrachthalle nicht mehr benötigt werden, so könnte hier eine neue, gut gestaltete Gewerbenutzung mit direktem Gleisanschluss entstehen und das Ortsbild entscheidend verbessert werden. Die entzückende kleine Stadt mit der langen Geschichte hätte dies als Entrée von Ost- nach Südtirol wirklich verdient!

Die gesamte Bahnhofsanlage – mit Ausnahme der neueren, wie immer lieblos gestalteten (oder besser: ungestalteten!) untergeordneten Bauten - ist ein Schmuckstück entlang der Pustertalstrecke, die sich maßstäblich und gestalterisch auf schönste Weise in das Ortsbild einfügen könnte, wenn die vorgenannten städtebaulichen Maßnahmen durchgeführt würden.

Obwohl das Aufnahmsgebäude in seinem Mittelteil auf dem Typ der Klasse II. der „standardisierten“ Bauten Wilhelm von Flattichs basiert so kennzeichnen ihn doch die Anbauten als völlig originäres und eigenständiges Bauwerk, welches einem der drei wichtigsten Bahnhöfe entlang der Strecke zwischen Franzensfeste und Lienz zukommt. Im übrigen sind dadurch die drei Bahnhöfe Bruneck, Toblach und Innichen von unterschiedlicher, unverwechselbarer architektonischer Eigenständigkeit.

Am Hauptgebäude in Innichen beginnt diese spezifische Charakteristik bereits in den Materialien der Fassaden: Während der Mittelbau in seinem Korpus in Nagelfluh aufgeführt wurde und Granit nur für die übliche „Linienführung“ verwendet wurde – also bossierte Eckrisalite, die Lisene zwischen den Stockwerken, der ebenfalls bossierte Sockel und die Fensterstürze mit fingiertem Schlussstein – und fein scharrierter Werkstein für die Fensterumrahmungen eingesetzt wurde, erhielten die Seitenflügel ein Granitmauerwerk der Flächen, das Bruchsteincharakteristik statt linearer Verfugung aufweist.

Die feinen Holzarbeiten der Giebel sind noch in ihrer originalen warmen Farbgebung erhalten. Leider sind im Holzwerk der Loggia gleisseitig wenig schöne unversprosste Fenster eingesetzt worden – hier zeigt sich wieder die mangelnde Sensibilität späterer Umbauarbeiten gegenüber dem vorhandenen architektonischen Erbe. Diese Fühllosigkeit hat auch vor dem Abriss der schönen hölzernen Lokremise am Wasserturm nicht zurückgescheut - dort wurde während der Elektrifizierungsarbeitender 80er Jahre des 20. Jhts. ein ödes Trafogebäude erstellt.

Auf diese Weise – und dazu gehören auch die trostlosen, gleichzeitig errichteten Technikbauten im Ostteil des Geländes - kann man natürlich auch die schon in k.u.k. Zeiten gewachsene Identität des Ortes über Architektur beschädigen. Wie anders und kongenial ist da der römische Architekt Angiolo Mazzoni mit seinen auch typisierten Wohnbauten der Eisenbahner verfahren: Ihm ist es gelungen in einer eigenen Architektursprache eine neue Identität zu schaffen, deren Qualität mit der früheren getrost mithalten kann. An seinen Bauten kann man studieren, wie selbst in der faschistischen Zeit der spezifischen Südtiroler Situation in hervorragender Weise entsprochen wurde


Aktueller Zustand:
      betriebstüchtig
Denkmalgeschützt mit LAB Nr.:
      Bpp. 169/4, 169/14, 169/15, E.Zl. 549/II, K.G. Innichen
Für Publikum zugänglich:
      Ja
Baudaten:
      Baubeginn: 00-00-1866
      Inbetriebnahme: 00-00-1871
      AuftraggeberIn: K.K. Privilegierte Südbahn Gesellschaft (1862)
      Projektant/Erfinder: Architekt: Wilhelm von Flattich (1826-1900)
Panorama

Südtirol - Pustertal

Bahnhofstr. 10a
I-39038 Innichen




Anfahrt


Wegbeschreibung


Technik











Geschichte

Ursprünglicher Baubestand:
Das Aufnahmsgebäude, basierend auf dem Typ II. Klasse gemäß der Typologie des Architekten von Flattich, jedoch mit einem westlichen Anbau des gleichen Typs aber nur einhüftig. Östlich und westlich schließen sich jeweils erdgeschossige Anbauten mit Satteldächern an, die allerdings auch in der Art des Mauerwerks unterschiedlich gegenüber dem zweigeschossigen Hauptbau behandelt wurden.
Wasserstation auf oktogonalem Grundriss, das Erdgeschoss in Granit, das Obergeschoß in verschalter Holzbauweise ausgeführt. Der Wasserstation war gleisseitig eine Lokomotivremise angefügt – ebenfalls eine verschalte Holzskelettkonstruktion.
Auf einer in Naturstein aufgeführten Laderampe war dicht östlich des Aufnahmsgebäude ein hölzernes Magazin angeordnet.
Sowohl am östlichen als auch am westlichen Ende des Bahnhofsgeländes wurden je ein einfaches Wärterhaus gebaut.





Kontakt

Ferrovia Statale FS - Direktion Region Bozen

39100 Bozen
Tel: 0039-0471-976077
Fax: 0039-0471-313786
Webseite: http://www.trenitalia.it


Meilensteine

K.K. Privilegierte Südbahn Gesellschaft (1862)
Bauzeit 1866 –1871 von Franzensfeste bis Lienz. Fertigstellung: 1871 Heutige Eignerin: Italienische Staatsbahn FS (seit 1919 für die Strecke bis Innichen)

Architekt: Wilhelm von Flattich (1826-1900)
Wilhelm von Flattich (1826-1900), Hochbaudirektor der K.K. Privilegierten Südbahngesellschaft. Mitarbeit :Arch. Franz Wilhelm.



Fotogalerie

imgV1GhZv.jpgBahnhof Innichen, Gesamtansicht
Grenzbahnhof seit 1918.
AutorIn/Copyright:Andreas Gottlieb Hempel, Brixen 2004
imgtNfjuj.jpgBahnhof Innichen, Magazine

AutorIn/Copyright:Andreas Gottlieb Hempel, Brixen 2004
imgCfLmmg.jpgBahnhof Innichen, Wasserstation

AutorIn/Copyright:Andreas Gottlieb Hempel, Brixen 2004
imgZhmCLA.jpgBahnhof Innichen, Eisenbahnerwohnhäuser

AutorIn/Copyright:Andreas Gottlieb Hempel, Brixen 2004


Literatur

Bahnhof Innichen
Informationen:
Francesco Pozzato ?Il Treno in Pusteria? Athesia Bozen, 1990
?Nutzungskonzept für verwaiste Bahnhöfe? Text: Elisabeth Baumgartner, Koordination: Wittfrieda Mitterer. Workshop vom 15. Mai 2003 in Bozen.
?Der Eisenbahnhochbau in seiner Durchführung auf den Linien der K.K.privilegierten Süd-Bahngesellschaft? von Wilhelm von Flattich und Franz Wilhelm, Atlas, Lehmann & Wenzel, Wien.
Hans Heiss ?Kurzer Höhenflug: Der Bau der Pustertalbahn 1871? in Mobilitätszentrum Bruneck, der Architekturwettbewerb für das Bahnhofsareal, 2001, Folio Verlag, Wien-Bozen.
Erich Irenberger, FS Brixen. Architekt Albert Willeit, ehem. Obmann des Heimatpflegerverbandes Pustertal,Bruneck. Architekt Bernhard Lösch, Beirat für Baukultur im Heimatpflegeverband und Vertreter Italiens bei Europa Nostra, Innichen, Josef Oberhofer, Geschäftsführer Heimatpflegeverband, Bozen. Helmuth Stampfer, Landeskonservator und Leiter der Abteilung Denkmalpflege der Landesverwaltung, Bozen. Hans Schmieder, Innichen.
Erscheinungdatum: 00-00-0000