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SAIM Gesellschaft - Magnesiumwerk, (Societá anonima italiana magnesio, Bozen, 1938

Eines der wichtigsten Werke der Industriezone Bozen war das Magnesiumwerk der Società anonima italiana per il magnesio (SAIM) an der damaligen nach Tullio Giordani benannten Strasse, im Areal neben der Aluminiumfabrik Montecatini. Die italienische Luftwaffe sowie Luftfahrt- und Rüstungsindustrie drängten in den dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts darauf, das Land müsse zur eigenen Verfügung größere Mengen von Magnesiummetall und Magnesiumlegierungen herstellen. Das Magnesium, das leichter als Aluminium und Eisen ist – bei gleichem Volumen wiegt Aluminium eineinhalbmal soviel und Eisen viermal so viel – war vor allem für den Flugzeugbau interessant. Ähnlich wie das Aluminium war also auch das Magnesium für die Rüstungsindustrie wichtig. Nachdem verschiedene Versuche des führenden deutschen Herstellers, der IG Farbenindustrie, faktisch gescheitert waren, in Italien sein neuestes Herstellungsverfahren auszuprobieren, nutzte die SAIM die Gunst der Stunde. Sie schlug den Behörden die Errichtung einer thermoelektrischen Produktionsanlage in Bozen vor. So entstand in Bozen im Jahr 1938 auf 167.000 qm Fläche das zweitgrößte Magnesiumwerk Europas und das einzige seiner Art in Italien.  Baubeschreibung Den Eingang zur Magnesiumfabrik bildete ein über Eck errichtetes, mit helleren und dunkleren Klinkersteinen verblendetes Verwaltungsgebäude mit angeschlossenem Portierhaus. Im Gegensatz zu den protzigen, die Voltastrasse säumenden Eingangsgebäuden der anderen Großbetriebe, wirken hier Verwaltungseinheit und Eingang äußerst bescheiden. Die Größe und Wichtigkeit des Betriebes zeigte sich in den mächtigen Produktionsgebäuden. Eine Produktionseinheit bildete ein tonnenüberwölbter Langbau mit wenig Mauerwerk im unteren Bereich, der praktisch fast nur aus Stahlträgern bestand, Öffnungen zwischen Stahlträgern und Dach hatte und einen erhöhten Dachaufbau für Beleuchtung und Entlüftung trug. Eine zweite Produktionseinheit bildete ein massig wirkender Längsbau mit Flachdach, an dem große unverputzte Mauerflächen auffielen. Die Fensteröffnungen waren unterschiedlich groß und wirkten klein im Verhältnis zu der Wuchtigkeit des mächtigen Baukörpers. Die Stromeingänge am Baukörper und die starke Verwitterung der Fassade zeigen ganz deutlich, dass sich in diesem Baukörper die Ofenbatterien für die Erzeugung des Magnesiums befanden. Dem massigen Baukörper angeschlossen waren nach hinten hin noch einige rechteckige Werkshallen mit Satteldach, in denen wahrscheinlich das Rohmaterial gemahlen und einer ersten Aufbereitung unterzogen wurde.


Aktueller Zustand:
      nicht mehr vorhanden
Baudaten:
      Baubeginn: 00-00-1938
      Inbetriebnahme: 00-00-1938
      Betriebsende: 00-00-1938
Panorama

Das Magnesiumwerk befand sich in der Industriezone Bozen, im Areal zwischen der heutigen F. Buozzi- Strasse und der A. Volta - Strasse.



Technik

Das Magnesium wurde auf elektrolytischem Weg in großen Ofenbatterien gewonnen. Die Produktion war demnach ähnlich wie die Aluminiumproduktion sehr energieintensiv. Der Strom wurde von der 1937 von der Montecatini – Gesellschaft  gebauten Elektrozentrale „Claudio Castellani“ in Waildbruck geliefert. Der wichtigste Rohstoff war der Dolomit, der in den im Trentino gelegenen Steinbrüchen von Roverè della Luna und Mezzocorona gewonnen wurde. Der erforderliche Quarz kam aus Naturns, der Brennerregion und der Val Sugana.
Über den eigentlichen Vorgang der Produktion des Leichtmetalls berichtet Ciro Poggiali 1939 in der von 1939 – 1942 monatlich erscheinenden Zeitschrift Atesia Augusta: Die Dolomitsteine wurden zerstoßen und vermahlen und mit Salzsäure und Chloriden vermischt. Die dadurch erhaltene Flüssigkeit wurde kondensiert und der Elektrolyse unterworfen, sodass sich in den großen Metallpfannen das Rohmetall an der Oberfläche absetzte. Durch nachträgliche Raffinierung erhielt das Magnesium eine ähnliche Reinheit und Leuchtkraft wie die des Silbers.

Geschichte

Die nach dem Vorbild eines französischen Verfahrens von Professor Miolatti konzipierte Anlage stellte zunächst 2.300 Tonnen Magnesium und Magnesiumlegierungen pro Jahr und konnte seine Produktion angesichts der großen Nachfrage durch das rüstende Italien rasch ausbauen. Nachdem der Chemiker und Unternehmer Illario Montesi die Kontrolle über die Firma übernommen hatte, wurde die zehnte Ofenbatterie installiert und die Produktion konnte auf eine Kapazität von 8.000 Tonnen Magnesium und Magnesiumlegierungen erweitert werden. Nach dem Zweiten Weltkrieg, als die Nachfrage der in- und ausländischen Luftfahrt- und Rüstungsindustrie abnahm, fand das in Bozen produzierte Magnesium einen fixen Abnehmer in der westdeutschen und westeuropäischen Automobilindustrie. Ein wichtiger Abnehmer in Deutschland war das Volkswagenwerk. In jedem Volkwagen befanden sich (in den 1960erJahren) 17 kg Magnesium und Magnesiumlegierungen aus Bozen.Noch in den 1960er Jahren hatte das Werk in Bozen eine Jahresproduktion von durchschnittlich 5.000 Tonnen metallischem Magnesium und ca. 30.000 Tonnen Magnesiumlegierungen, die unter dem Namen „Atesia“ in verschiedenen chemischen Zusammensetzungen und für diverse Verwendungszwecke gehandelt wurden. Im Werk arbeiteten in den besten Jahren bis zu 800 Arbeiter. Anfang der 1990er Jahre musste das Werk wegen schwerer Verschuldung schließen. Das Grundstück ging in den Besitz des Landes Südtirol über. 1998 wurden die Bauten der Magnesiumfabrik abgerissen, wobei 350.000 Tonnen giftiger Abfall entsorgt werden musste.

Fotogalerie

Eingnag Magnesiumfabrik.JPGDas Eingangsgebäude der ehemaligen Magnesiumfabrik
Copyright: Samantha Schneider, Sterzing , Aufnahme August 1996
Produktionshalle.JPGProduktionshalle
Copyright: Samantha Schneider, Sterzing , Aufnahme August 1996
Ofenhalle Magnesium.JPGDie große Ofenhalle der Magnesiumfabrik
Copyright: Samantha Schneider, Sterzing , Aufnahme August 1996
Hinteransicht ofenhalle.JPGHinteransicht der Ofenhalle
Copyright: Samantha Schneider, Sterzing , Aufnahme August 1996
hintere hallen magnesium.JPGWeitere Betriebsgebäude
Copyright: Samantha Schneider, Sterzing , Aufnahme August 1996
stromzufuhr.JPGStromzufuhr
Copyright: Samantha Schneider, Sterzing , Aufnahme August 1996


Literatur

Kritische Untersuchungen über die Industreizone Bozen mit besonderer Berücksichtigung des Standortproblems
Dissertation an der Universität Innsbruck
AutorIn: Christl, Otto
Erscheinungdatum: 00-00-1963
Bevölkerung und Wirtschaft in Südtirol

AutorIn: Leidlmair, Adolph
Herausgeber/Zeitschrift: Tiroler Wirtschaftsstudien Nr. 6
Erscheinungsort: Innsbruck
Erscheinungdatum: 00-00-1958
Der Repräsentationsbau des Faschismus in Südtirol
Diplomarbeit an der Universität Innsbruck
AutorIn: Schneider, Samantha
Erscheinungdatum: 00-00-1997
Die Baugeschichte der Industriezone Bozen
Diplomarbeit an der Universität Innsbruck
AutorIn: Franceschini, Monika
Erscheinungdatum: 00-03-2006
Panorama dell' autarchia atesina

AutorIn: Poggiali, Ciro
Verlag: Monatszeitschrift: Atesia Augusta, 1.Jg., Nr. 5
Erscheinungdatum: 00-07-1939
Die Industriezone am Grutzen bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs

AutorIn: Petri, Rolf
Herausgeber/Zeitschrift: Arbeitsgruppe "Für ein Museum in den Semirurali"
Erscheinungsort: Bozen
Erscheinungdatum: 00-00-2004
Ausgedient. Krise. Die Insel der Vollbeschäftigung bekommt die Effekte der Globalisierung zu spüren. Symbol für den Wandel: die Industrie und ihr einstiges Herz in Bozen

AutorIn: Pitro, Susanna
Herausgeber/Zeitschrift: Wochenzeitschrift FF - Die Südtiroler Illustrierte, Nr. 18
Erscheinungsort: Bozen
Erscheinungdatum: 05-05-2005