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Leonhard von Liebener - Geologe und Straßenpionier

Dem Trudner Straßenbaumeister und Geologen Leonhard von Liebener zu Ehren wurde ein von ihm gefundenes und nur im Fleimstal festgestelltes Mineral „Liebenerit“ und ein Gipfel in den Ötztaler Alpen „Liebenerspitze“ benannt. Als hervorragender Techniker führte er die damals schwierigen Etschdurchstiche bei Nomi, Centa und Marco zwischen Ala und Trient durch. Er leitete auch umfangreiche und komplizierte Straßenbauten wie das Teilstück Meran-Töll, Bozen-Kardaun und Innsbruck-Matrei. (aus „Zeitzeichen der Technik“, Vittfrida Mitterer, Edition Raetia, Bozen 1993, Seite 23 + 24)




Technik

Im Rahmen seiner beruflichen Tätigkeit führte Leonhard von Liebener neben vielen anderen Arbeiten u.a. die drei großen Etschdurchstiche bei Centa, Nomi und Marco (zwischen Trient und Ala) durch. Er leitete den Bau mehrerer Alpenstraßen, darunter die Katzenbergstraße bei Reutte, die kühne, tunnelreiche Hochfinstermünzstraße, die schwierigen Straßenstücke an der Töll ober Meran und in Kardaun bei Bozen, weiters, zuerst noch in Gemeinschaft mit Baudirektionsadjunkt Josef Duile, die Nordrampe der Brennerstraße zwischen Innsbruck und Matrei.
Im Zuge dieser Straße baute er in den Jahren 1843 und 1844 nach eigenem Entwurf die Stefansbrücke über den Ruetzbach, die nicht nur eines der letzten klassizistischen Bauwerke, sondern damals auch die größte Steinbrücke der Monarchie war und als technische Großtat ähnliches Aufsehen erregte, wie jetzt die in ihrer nächsten Nähe das Wipptal überspannende Europabrücke. Eine neben der Brücke angebrachte Gedenktafel erinnert an die damalige Pionierleistung Liebeners.

Außer als Techniker hat Liebener sich auch als Erforscher der heimatlichen Bergwelt hervorgetan. Er gab 1852 zusammen mit seinem Freunde J. Vorhauser die erste systematische mineralogisch-geologische Beschreibung des Landes und Fundort-Topographie unter dem Titel „Die Mineralien Tirols“ bei der Wagnerschen Verlagsanstalt in Innsbruck mit der Widmung an Erzherzog Johann heraus.
Er war ferner einer der Hauptinitiatoren und Mitarbeiter der „Großen geognostischen Karte von Tirol“ (1849), interessierte sich für alle Gebiete der Wissenschaft und Kultur, war Zeichner und Kupferstecher von Rang, machte mehrere Studienreisen nach Frankreich und England, die erste 1838, als die ersten kurzen Eisenbahnstrecken bei Mailand und in Belgien erprobt wurden, die letzte 1862 zur Londoner Weltausstellung. (aus „Tiroler Pioniere der Technik“, Ernst Attlmayr, Universitätsverlag Wagner, Innsbruck-München, 1968) 



Geschichte

Die Familie Liebener war italienischsprachig und seit Generationen in Cavalese, dem Hauptort des Fleimstals, ansässig. Sie genoss dort hohes Ansehen, insbesondere seit Francesco Liebener, ein Onkel Leonhards, im Kriege gegen Napoleon in Primiero eine Scharfschützen-Kompanie gebildet und mit dieser wirksam an den Kämpfen um die Verteidigung des Landes teilgenommen hatte. Dafür war er von Kaiser Franz mit einem persönlichen Schreiben und der großen goldenen Landesverteidigungsmedaille ausgezeichnet worden.

Leonhard wurde am 24. Jänner 1800 in dem zur Bergpfarre Truden gehörigen väterlichen Gast- und Gutshof zur „Pause“ (Stellwagenrast), auf halbem Weg zwischen Auer im Etschtal und Cavalese, als sechstes von neun Kindern geboren. Er besuchte in Bozen das Gymnasium und legte im Jahre 1821 die Ingenieurprüfung ab. Dann trat er in den Tiroler öffentlichen Baudienst, in dem er 1848 zum Chef des damaligen k. k. Baudepartements für Tirol und Vorarlberg aufstieg.
Im Jahre 1868 trat Liebener, dessen Gesundheit bereits erschüttert war, in den Ruhestand, den er jedoch nicht mehr lange genießen sollte: am 9. Februar 1869 starb er in Innsbruck an den Folgen einer Lungenentzündung, betrauert von seiner Gattin, zwei Töchtern und einem Sohn, nachdem ein anderer Sohn – Titus – ihm im Tode kurz vorangegangen war.

Liebeners große Leistungen in wissenschaftlicher und technischer Hinsicht wurden allgemein anerkannt. Für seine Forschungsarbeiten als Geologe, Mineraloge und Paläontologe wurde ihm das Diplom als korrespondierendes Mitglied der k. k. geologischen Reichsanstalt und der k. k. geographischen Gesellschaft in Wien verliehen. Ähnliche Mitgliedschaften und Ehrungen erfuhr er vom Montanistischen Verein im Erzgebirge in Joachimstal, von der Akademie „Degli Agiati“ in Rovereto und vom Naturhistorischen Verein „Lotos“ in Prag. Das Museum Ferdinandeum in Innsbruck, dessen Bestände an archäologischen Objekten, Petrefakten, geologischen und mineralogischen Sammlungsstücken er durch Jahrzehnte vermehrt hat, ernannte ihn zum Mitglied des Verwaltungsausschusses, zum Fachdirektor der mineralogisch-geologischen Abteilung und zeichnete ihn 1860 durch Verleihung der Ehrenmitgliedschaft aus.
Ihm zu Ehren wurde 1844 ein von ihm zuerst gefundenes, bisher nur im Fleimstal festgestelltes Mineral „Liebenerit“ und ein Gipfel der Ötztaler Alpen „Liebener-Spitze“ benannt. Eine ebenfalls von ihm zuerst aufgefundene, bis dahin unbekannte Versteinerungsart erhielt von Gustav C. Laube in seinem Werk: „Die Fauna von St. Cassian“ den Namen „Pleurotomaria Liebenerii“.

Die höchste Auszeichnung aber war es, als ihm anlässlich seiner Pensionierung Kaiser Franz Joseph den Adelsstand mit dem Prädikat „von Monte Cristallo“ verlieh. Das Wappen, das den Adelsbrief schmückt, zeigt in seinem Schilde neben Emblemen aus dem Reich der Mineralogie den weitgespannten Bogen der von ihm erbauten Stefansbrücke. (aus „Tiroler Pioniere der Technik“, Ernst Attlmayr, Universitätsverlag Wagner, Innsbruck-München, 1968)



Fotogalerie

leonhard liebener.jpgLeonhard von Liebener
Tiroler Pioniere der Technik, Ernst Attlmayr, Universitätsverlag Wagner, Innsbruck-München, 1968