Glocken werden meist durch Gießen in eine Form hergestellt. Man unterscheidet das Lehm-, Sand- und Zementformverfahren. Das verwendete Gussmaterial heißt „Glockenspeise“ und ist meist eine Zinnbronze aus 76–80 Prozent Kupfer und 20–24 Prozent Zinn.
Zuerst wird ein innen hohler Glockenkern gemauert und mit Lehm bestrichen. Die Lehmschicht wird mit einem rotierenden Schaber abgezogen und muss dann austrocknen. Auf die Lehmschicht bringt man ein Trennmittel auf (Talg, Fett, Graphit). Auf diese Schicht kommt wieder Lehm, der genau die Form der späteren Glocke hat: diese Schicht wird „falsche“ Glocke genannt.
Nachdem sie getrocknet ist, werden auf ihr alle Verzierungen und Schriften aus Wachs aufgebracht. Auf die Wachsschicht kommen mehrere Schichten Lehm in unterschiedlicher Feinheit, damit die Verzierungen sich auch im Lehm abbilden. Diese äußere Form heißt Mantel. Ist sie fertig, wird sie mit einem Feuer im hohlen Kern im Ganzen ausgebrannt. Anschließend wird der Mantel abgehoben und die falsche Glocke zerschlagen, danach wird der Mantel wieder aufgesetzt
Zwischen Kern und Mantel ist nun ein Hohlraum. Zum Guss wird die Grube, in der die Glockenformen stehen, mit Erde verfüllt und ordentlich verdichtet, damit die Formen den beim Gießen entstehenden Druck aushalten können. Über Rinnen wird die erhitzte Glockenspeise (ca. 1100 °C) durch das Gussloch in die Form geleitet, durch ein oder zwei andere Löcher entweicht die Luft und die beim Gießen entstehenden Gase.
Nach mehrwöchiger Abkühlzeit kann die Glocke aus der Form geholt werden, wobei erst dann sichtbar wird, ob der Guss gelungen ist. Als Termin für den Guss wird traditionell der symbolträchtige Freitagnachmittag um 15 Uhr – die Sterbestunde Jesu Christi – gewählt. (aus: http://de.wikipedia.org)
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Das Geschlecht der Graßmayr stammt aus dem Ötztal, wo in der Mitte des XVI. Jh. Hans Graßmayr als Hafengießer lebte und von wo dessen Sohn Bartlme im Jahre 1591 auf die Wanderschaft ging, um seine Kenntnisse als Gelb- und Erzgießer zu erweitern. Er kommt 1594 nach Aachen zum berühmten Glockengießer Ioan von Treer, der ihn in seine Kunst einführt und ihm nach 5 Jahren bestätigt, dass er das Gewerbe der „Klokkengieterie“ erlernt hat.
In die Heimat zurückgekehrt, führte er 1599 im väterlichen Hof, dem Heidenhaus in Habichen, den Glockenguss ein. Zwei Jahrhunderte später – die Kunst des Glockengießens war inzwischen in der Familie Graßmayr von Generation zu Generation weitergegeben worden – erblickte dort Johann Nepomuk Graßmayr das Licht der Welt. Er lernte das Handwerk bei seinem Onkel Jakob, der in Feldkirch eine Glockengießerei unterhielt.
Dann ging er als Geselle auf Wanderschaft, bereiste die Schweiz, Frankreich, Holland und Deutschland und übernahm nach seiner Rückkehr als Meister die väterliche Werkstätte, in der er neben dem Glocken- auch noch den Hafen- und Statuenkunstguss pflegte und außerdem Feuerspritzen herstellte. Er brachte den Betrieb zu hohem Ansehen und erhielt Aufträge auf Glocken für eine Reihe von Kirchen, u. a. für Telfs, Mieders und Wattens.
Um auch größere Glocken, als auf der damals schlechten Ötztaler Straße und deren Brücken transportiert werden konnten, in Auftrag nehmen zu können, entschloss er sich, seinen Betrieb von Habichen nach Innsbruck zu verlegen. Er kaufte hiezu im Jahre 1836 den Edelsitz Straßfried in Innsbruck-Wilten und errichtete dort eine Gussstätte.
Schon im folgenden Jahr konnte er für den Brixner Dom eine große Glocke (4 t) und bald darauf für die Innsbrucker Stadtpfarrkirche eine solche mit über 6 t gießen, die in der Heiligen Nacht 1840 zum ersten mal geläutet wurde, und deren herrlicher Ton viele zu Tränen rührte. Allgemein wurden die tadellose Ausführung und der schöne Klang gerühmt.
Es folgten Aufträge auf einzelne Glocken und auf ganze Geläute für Salzburg, Kärnten, Oberösterreich, Bayern, Schweiz, Lombardei, Böhmen, Galizien und sogar für Indien, die allgemein zur größten Zufriedenheit ausgeführt wurden, so dass man mit Recht von einem Weltruf sprechen kann, den damals die Graßmayr’sche Glockengießerei erwarb.
Johann Graßmayr war mit Elisabeth Lener, einer Tochter des als Mitkämpfer von Andreas Hofer bekannten Josef Cupertin Lener vermählt; die Ehe blieb jedoch kinderlos. Er starb in Wilten am 4.4.1883, nachdem er bereits 1870 den Betrieb seinem Neffen Josef Graßmayr, der ebenfalls ein tüchtiger, hoch angesehener Glockengießer war, übergeben hatte. (aus „Tiroler Pioniere der Technik“, Ernst Attlmayr, Universitätsverlag Wagner, Innsbruck-München, 1968)
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