In seiner Stellung als Straßenmeister, die der eines späteren Bezirksingenieurs entsprach, beobachtete Franz Kink, dass der damals üblicherweise verwendete Kalkmörtel in seiner Qualität sehr verschieden war, insbesondere, was seine Abbindefähigkeit unter Wasser betraf. In jahrelangen Untersuchungen erforschte er die Ursachen dieser Mängel und erkannte schließlich, dass diese sowohl in der Verschiedenartigkeit des damals üblichen Kalkbrennens, als auch in der Auswahl der hiefür verwendeten Kalksteine lagen.
Er fand im Glemmtal bei Kufstein ein ausgedehntes Lager eines Kalkmergels, der zur Herstellung eines hochqualifizierten hydraulischen Kalkes geeignet war, erwarb dieses und begann dort im Jahre 1841 mit der fabriksmäßigen Erzeugung eines auch unter Wasser abbindenden hydraulischen Kalkes, den man wegen seiner Ähnlichkeit mit altem römischen Mörtel auch Romanzement nennt. Er wurde damit der Begründer der österreichischen Zementindustrie.
In den ersten Jahren war seine Erzeugung allerdings noch sehr gering; so setzte er 1842 nur 14 Zentner, im folgenden Jahr 333 Zentner seines Romanzementes um. Als der Niederösterreichische Gewerbeverein am 8. Mai 1843 mit einem Preisausschreiben zur fabriksmäßigen Herstellung eines dem englischen Portlandzement gleichwertigen hydraulischen Kalkes aufforderte und dafür eine große Goldmedaille im Wert von 1000 Gulden aussetzte, ging Kink unter Einsatz seines ganzen Vermögens an den Ausbau seines Werkes.
Bei der von diesem Verein 1845 veranstalteten Produktenausstellung wurde die Goldmedaille einer neuen Preisausschreibung vorbehalten, da keines der inländischen Fabrikate dem englischen Portlandzement voll entsprach; Kink erhielt jedoch ebenso wie Mayr in Innsbruck und Fröhlich in Wien eine Silbermedaille. Von diesen drei Preisträgern war Kink der einzige, der sich weiterhin mit der Zementherstellung befasste. Die vorzügliche Qualität des „Kufsteiner Zementes“ hatte ein rasches Ansteigen des Absatzes (bis 1849 auf 33.000 Zentner) zur Folge.
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Franz Kink war einer der Söhne des damaligen Stadtzimmermeisters und nachmaligen Landesbrückenbaumeisters Johann Martin Kink, besuchte in Innsbruck die allgemeinen Schulen und erhielt von seinem Vater die notwendige technische Ausbildung, um zu Beginn des Jahres 1812 sein Berufsleben als „königlich bayrischer Werkmeisterpraktikant“ beginnen zu können, das er 1814, als Tirol wieder zu Österreich kam, als k. k. Beamter weiterführte. Er hatte die verschiedensten Arbeiten durchzuführen, bis er 1820 definitiver Straßenmeister von Kufstein wurde.
Im Jahre 1847 wurde Kink in Anerkennung des Umstandes, dass seine, von ihm gegründete Zementfabrik „zahlreiche Menschen beschäftigt, ein bedeutendes Kapital umsetzt, den Wert des Rohstoffes durch Arbeit erhöht, mit den Erzeugnissen großen Verkehr im In- und Ausland unterhielt und zur Vermehrung des Nationalwohlstandes beiträgt“, die Befugnis erteilt, sein Unternehmen als „k. k. privilegisierte Fabrik“ zu bezeichnen. Im Jahre 1846 trat Kink, der schon seit Jahren kränkelte, nach 32jähriger Dienstzeit als beamteter Straßenmeister in den Ruhestand; im folgenden Jahre übergab er seinen Betrieb seinem einzigen damals 27jährigen Sohn Anton, arbeitete aber im Betrieb noch weiter, bis er beim Besuch seines Steinbruches einen Schlaganfall erlitt, an dessen Folgen er am 18. November 1862 starb.
Franz Kink ist seiner Umwelt auch in sozialer Hinsicht beispielgebend vorangegangen; er erkannte, lange bevor Papst Leo XIII. seine berühmte Enzyklika „Rerum novarum“ erließ, die hohe soziale Verantwortung eines Unternehmens und sorgte vorbildlich für seine Arbeiter. Bei der Übergabe der Fabrik an seinen Sohn verpflichtete er diesen ausdrücklich, „stets für das Wohlergehen seiner Arbeiter und deren Familien“ zu sorgen; Anton hat diesen Auftrag auch stets getreulich, zeitweilig unter großen finanziellen Opfern befolgt, so dass das Andenken an Vater und Sohn Kink, die beide auch Bürgermeister von Kufstein waren, dort immer noch lebendig ist.
Anton Kink starb kinderlos bereits fünf Jahre nach seinem Vater, worauf der Betrieb auf seinen Onkel Martin v. Kink überging, der ihn im Jahre 1872 an die eben gegründete „Perlmooser Zementfabriken AG“ verkaufte. Die Fabrik umfasste damals zwei Schachtöfen von je 6 m Höhe und 23 m3 Fassungsraum und eine mit Wasserkraft angetriebene, mit Koller- und Mahlgängen ausgestattete Mühle.
Als Dank für ihr Wirken wurde Franz und Anton Kink im Jahre 1879 am oberen Stadtplatz in Kufstein ein Denkmal enthüllt, das jedoch im 2. Weltkrieg zerstört wurde. Im Jahre 1961 wurde dort ein neues „Kink-Denkmal“ errichtet, das aber nur mehr den Sohn Anton für seine Verdienste als Bürgermeister ehrt; die großen Verdienste seines Vaters waren offenbar bereits vergessen. (aus „Tiroler Pioniere der Technik“, Ernst Attlmayr, Universitätsverlag Wagner, Innsbruck-München, 1968)
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