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Josef Riehl - Eisenbahnpionier

Josef Riehl wurde in Bozen unter den Lauben am 31.8.1842 geboren. Er holte sich das technische Rüstzeug beim Bau der Brennerbahn, wo er mit 22 Jahren der jüngste Baustellenleiter war. Sein kühner Unternehmergeist ließ ihm keine Ruhe. Riehl gründete schließlich ein eigenes Unternehmen, das fast alle Bauprojekte der Tiroler Nebenbahnen ausführte, so auch die Zahnradbahn Bozen-Ritten und die Verbindung Bruneck–Sand. Sein Plan einer quer durch die Dolomiten führenden Eisenbahn wurde nur in den drei Teilstrecken Toblach-Cortina, Klausen-Plan de Gralba/Wolkenstein und Auer-Cavalese verwirklicht.

Der 1. Weltkrieg stellte andere Probleme in den Vordergrund. Von Riehl, der sich auch besonders darum bemühte, die Dolomiten durch ein kapillares Straßennetz zu erschließen, wird scherzhaft behauptet, seine Visitenkarte sei die Eisenbahnkarte Tirols. Riehl war außerdem der „Entdecker“ des um 30 Jahre jüngeren Bozners Karl Innerebner, den er während des Baus der Latscher Etschbrücke kennengelernt hatte. Riehl starb am 17.2.1917 in Innsbruck, wo er in einem Ehrengrab am Militärfriedhof in Pradl seine letzte Ruhe fand. (aus „Zeitzeichen der Technik“, Wittfrida Mitterer, Edition Raetia, Bozen 1993, Seite 25+26). Anlässlich seines 180. Geburtstags, am 31. August 2022, wurde auf Initiative des Kuratoriumsan seinem Geburtshaus eine Erinnerungstafel angebracht. Das Gebäude selbst (unter den welschen Gwölm, vormals Gastof Goldener Hirsch, laut Häuserforscher Hanns Engl) ist im zweiten Weltkrieg zerstört worden. An dessen Stelle befindet sich heute die Sterngalerie.

 




Technik

Josef Riehl begann seine berufliche Tätigkeit 1864 beim Bau der Brennerbahn, arbeitete dann bei der Trassierung der Pustertalbahn und bei Bahnbauten in Ungarn. Im Jahre 1870 gründete er ein Bauunternehmen, das er bis zu seinem Tod leitete. Die erste Arbeit, die dieses Unternehmen durchführte, war der Bau einer Teilstrecke der königlich-ungarischen Nordbahn mit mehreren Tunnels, Brücken und anderen Kunstbauten.

Nach deren Beendigung kehrte Riehl 1873 nach Tirol zurück und übernahm den Bau der Eisenbahn-Teilstrecke Wörgl-Brixental. In diesem Jahr kam es anlässlich des „Schwarzen Freitags“ der Wiener Börse zu einer schweren Wirtschaftskrise, die weitere Bahn- und Straßenbauten für einige Jahre unmöglich machte. Riehl suchte für sein Unternehmen ein neues Arbeitsfeld und fand es durch die Gründung der „Tiroler Marmor- und Porphyr-Gewerkschaft“. Er erwarb mehrere aufgelassene Steinbrüche und brachte so einen alten Wirtschaftszweig zu neuem Leben.

Als wenige Jahre später die Wirtschaftsflaute überwunden war, verkaufte er seine Steinbruchbetriebe, die ihn nicht voll befriedigt hatten, und widmete sich wieder ganz seiner Bauunternehmen. Er bemühte sich im Besonderen, die Südtiroler Dolomiten durch ein Netz von Straßen zu erschließen. Mit Unterstützung des Alpenvereines führte er den Bau mehrerer Teilstrecken der von ihm geplanten und inzwischen weltberühmt gewordenen Dolomitenstraße aus. Gegen Ende des vorherigen Jahrhunderts ließ er sich in Innsbruck nieder und stand Bürgermeister Wilhelm Greil beim Ausbau des Verkehrsnetzes der Provinzhauptstadt und ihrer Umgebung zur Seite.
Von seinem Unternehmen wurden in den folgenden Jahren fast alle Nebenbahnen Tirols gebaut, so die Bahn Innsbruck-Igls, die Teilstrecke Zell am Ziller-Mayrhofen, die Strecken Pfronten-Reutte, Bruneck-Sand, die Zahnradbahn Bozen-Ritten, die Innsbrucker Straßenbahn auf die Hungerburg, ferner in Vorarlberg die Montafoner Bahn, so dass zu jener Zeit scherzhaft gesagt wurde, die Eisenbahnkarte Tirols sei die Visitenkarte Riehls.

Als die Innsbrucker Lokalbahngesellschaft zögerte, den von Riehl empfohlenen Bau der Hungerburgbahn auszuführen, nahm er – kurz entschlossen – alle Risiken auf sich, baute sie auf eigene Kosten und verkaufte sie dann, nachdem sie sich in betrieblicher und wirtschaftlicher Hinsicht bewährt hatte, an die Lokalbahngesellschaft. Von seinem Projekt einer quer durch die Dolomiten führenden Bahn wurden wegen des unglücklichen Ausganges des 1. Weltkrieges nur drei Teilstrecken (die Grödnerbahn, die Strecke Toblach-Cortina und die Fleimstalbahn) vollendet.

Sein kühnster Bau war die Mittenwaldbahn. Schon Ende der achtziger Jahre des vorigen Jahrhunderts reichte er einen diesbezüglichen Antrag beim Eisenbahn-Ministerium ein, arbeitete ein genaues Projekt aus, riskierte hunderttausende von Kronen für Vorauslagen, ohne die Sicherheit zu haben, diese je wieder herein zu bringen. Nach jahrelangen Kämpfen um die Finanzierung dieses Bahnbaues, erhielt er endlich den Auftrag für die gesamte Bahnanlage einschließlich aller Grundablösungen, der elektrischen Einrichtungen, des zugehörigen Kraftwerks am Ruetzbach, des gesamten Fuhrparks und aller anderen zum Betrieb notwendigen Lieferungen zum nicht überschreitbaren Pauschalpreis von 24.401.700 Kronen. Er hatte damit alle Risiken dieser in einem unwegsamen Gelände geführten schwierigen Trasse mit ihren vielen Tunnels (Tunnellänge zusammen 6340 m) auf sich genommen.

In der erstaunlich kurzen Zeit von ca. 2 Jahren führte er den Bau in Arbeitsgemeinschaft mit Oberbaurat Wilhelm von Doderer durch, wobei als Bauleiter auf Seiten Riehls Ingenieur Karl Innerebner, auf Seiten Doderers Ing. August Mayer bestellt wurde. Für den Antrieb der Bahn wurde dabei in Zusammenarbeit mit der AEG zum ersten Male Einphasen-Wechselstrom 15.000 Volt, 16 2/3 Hz gewählt, ein System, das viele Jahre später in ganz Österreich, der Schweiz und in Deutschland allgemein für elektrische Vollbahnen eingeführt wurde.

Aber nicht nur im Straßen- und Bahnbau hat Riehl hervorragende Pionier-Arbeit geleistet; auch auf dem Gebiet der Energiewirtschaft war er mit seinem Bauunternehmen führend. Schon im Jahre 1899 baute er mit Oskar v. Miller das für Industriezwecke bestimmte Brennerwerk in Matrei, kurz darauf unter Innerebners Bauleitung das Sillwerk, das Rienz- und das Schnalstalwerk, das Kraftwerk Mariatal und für die Mittenwaldbahn das mit dem Sillwerk hydraulisch gekuppelte Ruetzwerk. (aus „Tiroler Pioniere der Technik“, Ernst Attlmayr, Universitätsverlag Wagner, Innsbruck-München, 1968)



Geschichte

Josef Riehls Vater floh im Alter von 12 Jahren vor den Mordschergen der französischen Revolution aus der elsässischen Heimat nach Deutschland und machte sich später in Bozen als Wirt sesshaft, wo er im Alter von 64 Jahren in zweiter Ehe eine Bozner Wirtstochter heiratete. Aus dieser Ehe entsprossen 5 Kinder, deren ältestes Josef Riehl war. Nach Besuch des Bozner humanistischen Gymnasiums studierte er an der technischen Hochschule in Karlsruhe und München, musste aber nach dem Tod seines Vaters aus wirtschaftlichen Gründen sein Studium vorzeitig abbrechen.

Charakteristisch für Riehls Unternehmen ist es, dass er nur in wenigen Fällen Aufträge ausführte, die von anderen geplant und zur Ausführung ausgeschrieben wurden; meistens stammten zu seinen Bauten auch die Ideen von ihm selbst. Er beteiligte sich daher auch nachdrücklich am öffentlichen Leben, war Obmann der Sektion Nordtirol des österreichischen Industriellenbundes, Obmann des Verbandes der Ingenieure in Tirol und Vorarlberg, provisorischer Vorsitzender der Handels- und Gewerbekammer von Tirol und auch Gemeinderat von Innsbruck.

Sein großes Schaffen wurde schon zu seinen Lebzeiten gewürdigt; er war Ritter des Franz-Joseph-Ordens und wurde mit dem Titel „Oberbaurat e. h.“ ausgezeichnet. Die Technische Hochschule Wien verlieh ihm das Ehrendoktorat der technischen Wissenschaften, Innsbruck und die Gemeinden Fulpmes, Seefeld, Lermoos und Ehrwald erhoben ihn zu ihren Ehrenbürger, verschiedene Fachvereine zu ihrem Ehrenmitglied.

Dieser große Techniker (er war auch ein finanzpolitisches Genie) hatte auch eine hervorragende Menschenkenntnis. Im Jahre 1899 traf er mit Karl Innerebner zusammen, der erst kurz vorher die Technische Hochschule absolviert hatte. Riehl erkannte Innerebners Feuergeist und nahm ihn als Mitarbeiter sowie als stillen Gesellschafter mit dem Recht der Geschäftsnachfolge in sein Unternehmen auf. Damit schuf er eine der Voraussetzungen für seine weiteren großen Erfolge. Als Riehl am 17. Februar 1917 nach kurzer Krankheit aus seinem arbeitsreichen Leben schied, lebte sein Geist in dem von ihm gegründeten Unternehmen fort, das nun den Firmennamen „Innerebner & Mayer“ trug.

Riehl hatte sich, als er in Ungarn beim Bahnbau beschäftigt war, mit Dora v. Schidlach, der Tochter des späteren Feldmarschalleutnants v. Schidlach, vermählt. Er hatte eine einzige Tochter, die ihm, ebenso wie seine Gattin, im Tode vorausgegangen war. Durch sein Vermächtnis wurde Riehl zum Wohltäter der Stadt Innsbruck. Er vermachte ihr einen großen Teil seines bedeutenden Vermögens, insbesondere seine Aktien der Innsbrucker Lokalbahn und der Stubaitalbahn A.G. (aus „Tiroler Pioniere der Technik“, Ernst Attlmayr, Universitätsverlag Wagner, Innsbruck-München, 1968)



Fotogalerie

riehl.jpgJosef Riehl
?Tiroler Pioniere der Technik?, Ernst Attlmayr, Universitätsverlag Wagner, Innsbruck-München, 1968


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